Das Lied, das die Spatzen zwischen Watzmann und Wattenmeer dieser Tage von den Dächern pfeifen, passt so gar nicht zum Frühling, der gerade in Deutschland einzieht. Statt von neuer Blüte handelt es von einem an sich selbst gescheiterten Land, das seine Menschen nicht vor einem tödlichen Virus zu schützen vermag – und von einer gelähmten Kanzlerin, der auf den letzten Metern die Luft ausgeht.

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Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel.
Foto: REUTERS/MICHAEL KAPPELER

Seit dem verpfuschten "Osterbeschluss", als Angela Merkel den Corona-müden Deutschen nach langem Hickhack mit den 16 Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder einen unausgegorenen Mini-Lockdown vorsetzte, nur um diesen 33 Stunden später reumütig wieder zurückzunehmen, ist das Ansehen der Verantwortlichen in Bund und Ländern so gering wie die Inzidenzzahl hoch.

Dass ihre auf Ausgleich bedachte Corona-Politik vor aller Augen so krachend gescheitert ist, könnte nun aber zu Merkels letztem Joker werden. Als Kanzlerin hat sie die Macht, das Chaos zu beenden, das die vielen Köche in Deutschlands Corona-Management angerichtet haben. Dafür müsste sie, wie am Sonntag bei Anne Will angedeutet, von ihrem lange beschrittenen Weg des Konsenses abrücken und Deutschland per Gesetz in den Lockdown versetzen. Fachleute halten das für die einzige Waffe gegen eine drohende Katastrophe auf den Intensivstationen – gleich, ob es die Landesfürstinnen und -fürsten samt all ihren Befindlichkeiten nun gern hören oder nicht. (Florian Niederndorfer, 29.3.2021)