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Im Camp Kara Tepe II befinden sich aktuell rund 6.500 Flüchtlinge.

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Lesbos/Athen/Brüssel – Das geplante Flüchtlingscamp auf der griechischen Insel Lesbos soll im nächsten Winter aufnahmebereit sein. "Der genaue Zeitpunkt steht noch nicht fest, aber im kommenden Winter wird es kein solches Camp mehr geben wie derzeit", sagte Migrationsminister Notis Mitarakis am Montag bei einem Besuch des bestehenden Camps auf Lesbos gemeinsam mit EU-Innenkommissarin Ylva Johansson.

Die neuen, mit der EU geplanten Unterkünfte benötigten umfassende Planung, sagte Mitarakis. Die EU-Kommission habe Zeit gebraucht, um das Budget bereitzustellen, der griechische Staat, um Pläne zu entwickeln. "Im Frühsommer beginnen die Arbeiten", versprach er.

6.500 Geflüchtete in Kara Tepe II

Johansson stellte klar, dass es sich bei dem neuen "Auffanglager" nicht um eine geschlossene Anlage handeln werde, wie zuvor vielfach kritisiert worden war. Die Menschen dürften das Lager selbstverständlich verlassen, aber Ausgang und Rückkehr würden kontrolliert.

Das Lager Moria auf Lesbos war vergangenen September bei einem Brand völlig zerstört worden, seither leben die Menschen in einem provisorischen Zeltlager, dem Camp Kara Tepe II. Aktuell sind es nach griechischen Angaben rund 6.500 Geflüchtete – bei einer Kapazität von 10.000. Hilfsorganisationen bezeichnen die Zustände, wie bereits zuvor im Camp Moria, als katastrophal und menschenunwürdig.

Neue Katastrophen

Die EU und Griechenland hatten zugesichert, auf Lesbos und auch den anderen griechischen Flüchtlingsinseln schnell angemessene Lager zu errichten. Von der EU sollen dafür rund 270 Millionen Euro bereitgestellt werden. Johansson wird am Dienstag in Athen zu weiteren Gesprächen unter anderem mit Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis und Hilfsorganisationen erwartet.

Ärzte ohne Grenzen kritisierte den Besuch Johanssons, um die Errichtung neuer Lager vor dem nächsten Winter zu "propagieren". Das zeige, "in welchem Paralleluniversum die Staats- und Regierungschefs der EU leben", sagt Stephan Oberreit, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen in Griechenland, der APA.

"Nach wie vor leiden jeden Tag tausende Männer, Frauen und Kinder in Europas Lagern auf Samos und Lesbos. Dennoch deutet nichts darauf hin, dass das Modell der Eindämmung von Flucht und Migration jemals von der EU infrage gestellt wurde, obwohl es in den letzten fünf Jahren höllische Orte wie Moria und Vathy (Camp auf Samos, Anm.) erzeugt hat, sowie sich ständig wiederholende Notlagen", kritisierte Oberreit. Das Wiederholen des "Eindämmungsmodells mit einem neuen Etikett" sei das "beste Rezept für eine Katastrophe, und genau das sind diese neuen Lager". Es würden ständig neue Morias "repliziert". (APA, 29.3.2021)