Der Igel "Jefferson" ist nur einer der Helden aus der Feder des neuen Lindgren-Preisträgers Jean-Claude Mourlevat.

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Der 69-jährige Franzose Jean-Claude Mourlevat erhielt den Astrid-Lindgren-Preis für sein Gesamtwerk.

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Der französische Autor Jean-Claude Mourlevat erhält in diesem Jahr den renommierten Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis. Seine immer wieder überraschende Arbeit verbinde den Stoff des alten Epos mit der zeitgenössischen Wirklichkeit, teilte die zuständige Preisjury am Dienstag in Stockholm mit. Mit einem Preisgeld in Höhe von fünf Millionen schwedischen Kronen (rund 490.000 Euro) gilt die Ehrung als weltweit höchstdotierte Auszeichnung für Kinder- und Jugendliteratur.

"Jean-Claude Mourlevat ist ein leuchtender Erneuerer der Traditionen des Märchens, offen sowohl für das Schwerste als auch das Schönste", würdigte die Jury-Vorsitzende Boel Westin den Preisträger. In den Erzählwelten des 69-Jährigen würden Zeit und Raum aufgehoben, während er in seiner verträumten und präzisen Prosa ewige Themen wie Verlangen und Liebe, Verletzbarkeit und Krieg darstelle. Mourlevats immer wieder überraschende Arbeit verbinde den Stoff des alten Epos mit der zeitgenössischen Wirklichkeit. Er bewege sich gerne in Genres wie dem Märchen, der Fabel und Fantasy.

Rund 30 Bücher

Der 1952 in Ambert in der Auvergne geborene Mourlevat ist einer der bedeutendsten französischen Kinder- und Jugendbuchautoren. Nach dem Studium in Straßburg, Toulouse, Stuttgart, Bonn und Paris war er zunächst Deutschlehrer, ehe er in Frankreich und Deutschland als Theaterschauspieler, Clown und Regisseur arbeitete.

Das Theater brachte ihn auch zum Schreiben. Sein Debüt als Autor feierte er 1997 mit dem Bilderbuch Histoire de l'enfant et de l'oeuf (Die Geschichte über das Kind und das Ei). Seitdem hat er rund 30 Bücher herausgebracht, die insgesamt in fast 20 Sprachen übersetzt wurden, darunter einige auch ins Deutsche. Er lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in der Nähe von Saint-Étienne.

"Ich kann es nicht glauben"

"Ich kann es nicht glauben", sagte der Geehrte hörbar überwältigt, als ihn Westin kurz vor der Bekanntgabe telefonisch über seine Auszeichnung informierte. Seit zehn Jahren sei er ein Kandidat gewesen, dass er den Preis nun bekomme, sei aber unglaublich. "Das ist solch eine große Überraschung, dass ich nichts Interessantes sagen kann. Das kommt so unerwartet", sagte er. "C'est incroyable. Merci!"

Offiziell überreicht wird der Preis am 31. Mai auf einer Online-Zeremonie, auf der diesmal auch die Preisträgerin des Vorjahres, die Kinderbuch-Illustratorin Baek Heena aus Südkorea, geehrt werden soll. Die Preisübergabe war 2020 coronabedingt ausgefallen. Für den Preis waren in diesem Jahr 262 Kandidatinnen und Kandidaten aus 68 Ländern nominiert worden.

Der Preis ist von der schwedischen Regierung zu Ehren der Kinderbuchautorin Astrid Lindgren (Pippi Langstrumpf) ins Leben gerufen worden. Die erste Empfängerin war 2003 die österreichische Autorin Christine Nöstlinger. Neben ihr wurde damals auch Maurice Sendak aus den USA prämiert. (APA, 31.3.2021)