Zusperren will nur Wien nach Ostern.

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Eine freiwillige Osterruhe auch im Westen, eine Verlängerung des Sechs-Tage-Lockdowns in Niederösterreich und dem Burgenland, das wünschte sich zuletzt der grüne Gesundheitsminister Rudolf Anschober. Denn die Situation, wie sie sich aktuell an den Wiener Intensivstationen gestaltet, könnte in nur wenigen Tagen im ganzen Land vorherrschen. Es müsse nun "eine Notbremse gezogen werden", damit keine harten Triagen nötig seien.

Visualisierung: Michael Matzenberger.

In Wien, wo die Osterruhe um eine Woche verlängert wurde, werden bereits Begleitmaßnahmen geplant: Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) kündigte bereits verstärkte Polizeikontrollen an öffentlichen Orten an, auch wird im Rathaus eine Maskenpflicht für bestimmte Outdoor-Plätze diskutiert.

In den anderen Ländern will man derzeit noch nicht verschärfen.

Der Osten wartet ab

Dabei sind etwa die Intensivstationen im Burgenland am Limit: Die Betten werden auf 35 aufgestockt, das sei aber die absolute Höchstzahl, heißt es in den vier Landesspitälern und bei den Barmherzigen Brüdern in Eisenstadt. Am Dienstag befanden sich 21 Patientinnen und Patienten in Intensivbetten – am Sonntag waren es 25. "Das hängt damit zusammen, dass wir in den letzten Tagen auf den Intensivstationen fünf Todesfälle hatten", sagt Landeschef Hans Peter Doskozil (SPÖ).

Eine Verlängerung des Oster-Lockdowns lehnt Doskozil ab: "Es bringt wenig, wenn die Südburgenländer in die Steiermark zum Einkaufen fahren." Stattdessen sollen die Bewohnerinnen und Bewohner über Ostern durchgetestet werden. Rund 300.000 sogenannte "Spucktests" werden kostenlos in den Gemeinden verteilt. Weil aus dem von Doskozil geforderten Gipfel aller Länder am Ostermontag wohl nichts wird, will das Land bis Freitag beobachten, wie sich die Zahlen entwickeln. Dann will Doskozil das weitere Vorgehen mit Wien und Niederösterreich abstimmen.

Im Westen kein Lockdown

Und ganz am anderen Ende des Bundesgebiets? Vorarlberg kämpft derzeit mit einer steigenden Sieben-Tage-Inzidenz: Zum Wochenstart lag diese bei 128. Eine Woche davor war sie nicht einmal halb so hoch. Gab es am 15. März, dem Tag der Öffnungen, noch 363 Corona-Infizierte, so hat sich diese Zahl innerhalb von zwei Wochen mehr als verdoppelt.

Visualisierung: Michael Matzenberger.

Ist die Modellregion also gescheitert, und wird das Öffnungsexperiment beendet? Nein, sagt der Sprecher von Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP). Gefährdet sei die Modellregion "zum jetzigen Zeitpunkt" nicht: "Der Anstieg der Fallzahlen ist weiter linear, auch die Spitalsbelastung aufgrund von Covid-19 ist mit einer Belegung von einem Intensivpatienten nicht kritisch."

In Salzburg, wo die Sieben-Tage-Inzidenz mit 280 Fällen pro 100.000 Einwohner sogar über der von Niederösterreich liegt, will ÖVP-Gesundheitslandesrat Christian Stöckl jedenfalls keine Ausgangsbeschränkungen. Der Verlauf der Infektionen sei in Salzburg annähernd linear und nicht einmal die Hälfte der Intensivbetten belegt. Die Zahlen würden täglich beobachtet, wenn sich eine größere Dynamik ergebe, müsse man reagieren. Lokale Cluster seien bisher rasch eingegrenzt worden, etwa in Radstadt und im Gasteinertal, wo Ausfahrtsbeschränkungen verhängt wurden. Im Gasteinertal wurden sie auch verlängert.

Und auch in Tirol sieht man im Moment keinen Grund für einen Lockdown. Die Lage in sei "derzeit stabil".

Der Süden berät noch

Keine dringliche Notwendigkeit, am Status quo etwas zu verändern, sehen auch die Verantwortlichen in Kärnten. "Wir evaluieren täglich die Situation, sollten sich in einem Bezirk Verschlechterungen zeigen, würden wir sofort reagieren", sagt der Sprecher der Landesregierung Gerd Kurath. Es sei klar ersichtlich, dass sich das Virusgeschehen vorwiegend im Familienverband abspiele, und das habe man in Kärnten gut im Griff. "Die Zahlen sinken bereits leicht, wenn auch auf noch hohem Niveau."

In der Steiermark will man zumindest bis morgen noch abwarten. Nach einer Sitzung mit Corona-Experten werde am Mittwoch die aktuelle Situation analysiert und über die weitere Vorgangsweise entschieden. Entweder werde der derzeitige Status beibehalten, oder es werde zu einer Verschärfung kommen, heißt es aus der Landesregierung.

Für eine bundesweite Lösung machte sich am Dienstag auch SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner stark. Sie hält ein "mehrwöchiges Runterfahren in ganz Österreich" für nötig: "Das Virus kennt keine Bundesländergrenzen." (Lara Hagen, Oona Kroisleitner, Walter Müller, Stefanie Ruep, Wolfgang Weisgram, 30.3.2021)