Solange Sebastian Kurz liefert, solange er seine Partei auf stabil hohem Umfrageniveau hält, solange die ÖVP die Nummer eins ist und er als Bundeskanzler unangefochten regiert, hält die ÖVP still. Da darf auch so etwas wie politische Moral keine Rolle spielen. Auch jetzt, da die rotzfrechen Chatverläufe zwischen Kurz und dem jetzigen Chef der Staatsholding Öbag, Thomas Schmid, publik wurden, in denen ein hoher Vertreter der Bischofskonferenz stellvertretend für die Kirche untergriffig und pubertär attackiert wurde, hielt sich die Führungsetage der ÖVP – aber auch der katholischen Kirche – an die Maxime: "Hände falten, Goschn halten."

Solange Sebastian Kurz liefert, hält die ÖVP still.
Foto: Christian Fischer

Weil sich Kirchenvertreter gegen den Asylkurs der türkisen ÖVP unter Kurz gewandt hatten, war Schmid – damals noch Generalsekretär im Finanzministerium – vorgeschickt worden, um der Kirche einzuheizen und etwa die Streichung von Steuerprivilegien in den Raum zu stellen. Schmid feixte in einer SMS an Kurz, dass er damit den Kirchenmann fertiggemacht habe: "Er war zunächst rot dann blass dann zittrig." Der Kanzler überschwänglich zurück an Freund Schmid: "Super danke vielmals!!!!" Es war ein Chat auf dem Niveau zweier Jugendlicher, die sich über einen Maturascherz abkeksen.

Wahrscheinlich werden viele Katholiken der alten, schwarzen ÖVP beklagen, dass diesen jungen Türkisen nichts mehr heilig ist. Und sie werden am Sonntag für eine Umkehr ihres verirrten Sohnes Sebastian beten – dies aber in aller Stille. (Walter Müller, 30.3.2021)