Auch der steirische ÖVP-Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer macht Kanzler Kurz die Mauer und will sich zu dessen SMS-Kommunikation nicht äußern.

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Hohe Kirchenvertreter wollen eher schweigen, strenggläubige ÖVP-Politiker wie der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer wollen nicht anecken und das alles nicht kommentieren. Das sei nicht seine Baustelle. Und ein Altschwarzer wie der ehemalige ÖVP-Vizekanzler Erhard Busek spielt die Sache als "schlichte Blödheit" herunter.

Auch wenn in der ÖVP dem Kanzler Sebastian Kurz nach den aufgetauchten "Kirchen-SMS" die Mauer gemacht wird – hinter den Kulissen ist der jetzt bekannt gewordene Chatverlauf zwischen dem heutigen Chef der Staatsholding Öbag, Thomas Schmid, und Kanzler Kurz ein Aufreger. Aber man leidet in aller Stille mit den untergriffigen Angriffen auf Kirchenvertreter. "Heute ist die Kirche bei uns (...). Wir werden Ihnen ordentliches Package mitgeben. Im Rahmen eines Steuerprivilegien Checks aller Gruppen in der Republik wird für das BMF auch die Kirche massiv hinterfragt. LG Thomas", schrieb Schmid an Kurz. Dieser antwortete: "Ja super. Bitte Vollgas geben." Der heutige Chef über die Staatsbetriebe im Youngsterton: "Yeah! Das taugt mir voll."

"Primitiv von der Opposition"

Dass der Kanzler der Kirche auf die Zehen steigen wollte, hing zeitlich mit der Kritik von höchsten Kirchenvertretern an der Asylpolitik der neuen ÖVP unter Kurz zusammen. Schmid freute sich, dass der Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz im Gespräch fertiggemacht wurde, als ein Entzug von Steuerprivilegien und Zuwendungen thematisiert wurden. "Er war zunächst rot dann blass dann zittrig", feixte Schmid per SMS an Kurz. Der Bundeskanzler schrieb überschwänglich zurück: "Super danke vielmals!!!! Du Aufsichtsratssammler :)."

Für den Vizeklubchef der SPÖ, Jörg Leichtfried, sind diese Chatverläufe "weder anständig, noch ist darin ein Funken Moral zu erkennen". Man sehe, "welche politische Kultur mittlerweile in diesem Land herrscht und welche Menschen hinter den Pressekonferenzen stecken".

Einer in der ÖVP, der sich offen zum Thema äußert, ist der ehemalige Vizekanzler Busek. Er lädt seine Kritik aber bei der Opposition ab: "Es ist primitiv von der Opposition, aber auch von den Medien, wie die Dinge da jetzt behandelt werden." Ihn regten die Chats nicht sonderlich auf. Außerdem sei ja gar nicht bewiesen, dass die Kirche unter Druck gesetzt worden sei.

Das Einzige, was Busek Schmid und Kurz vorwirft: Es sei "einfach deppert gewesen, das auch noch aufzuschreiben". (Walter Müller, 30.3.2021)