Michael Grabner bei den Österreichischen Medientagen.

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Wenn Österreichs Medien alle Jahre im September tagen, dann versprechen die Moderationen die verlässlich pointierteste Erfrischung des großen Branchenevents. Nur wenige kennen die Medien, ihre Macher und auch Eigenheiten besser als Michael Grabner (72). Mit dem Wissen plaudert es sich ungezwungener, und Fragen lassen sich lächelnd, aber präzise auf wesentliche Punkte richten, auch wenn es dort ein bisschen schmerzt beim Scherzen.

Mediaprint-Baumeister

Grabner hat Österreichs größten Verlagskonzern Mediaprint mitkonzipiert, verhandelt und geführt, den in den 1980ern spektakulären Zusammenschluss der damals größten österreichischen Tageszeitungen. Die Krone ist das noch, der von Grabner einst mit den Brüdern Fellner in seine reichweitenstärksten Zeiten geführte Kurier musste in der Mediaprint eine andere Rolle finden.

1991, damals stritten gerade die Eigentümer des Kurier und nicht der Krone um die Macht im Blatt, wechselte Grabner als Geschäftsführer zur deutschen Verlagsgruppe Holtzbrinck. Die Gruppe um die Wirtschaftstageszeitung Handelsblatt und die Wirtschaftswoche, den Berliner Tagesspiegel und eine Reihe von großen Buchverlagen übernimmt 1996 DieZeit. Die Hamburger Wochenzeitung wird, geführt von Chefredakteur Giovanni di Lorenzo und Geschäftsführer Rainer Esser, zum Musterbeispiel für Zeitungserfolg in digitalen Zeiten.

2006 verabschiedet sich Miteigentümer Dieter von Holtzbrinck (79) aus der Gruppe, Anfang 2007 geht auch Geschäftsführer Grabner.

Gesellschafterausschuss mit Dichand, Funke

Seit Frühjahr 2006 ist Grabner eines von sechs Mitgliedern des zentralen Eigentümergremiums der Mediaprint – je zwei Mandate haben die Krone-Familie Dichand, die Funke-Gruppe und Raiffeisen dort, die Grabner in das Gremium geholt hat.

Parallel hält Grabner vorübergehend Anteile an der Betreiberfirma des Onlineportals Oe24.at der Fellner-Mediengruppe um Österreich, die seit 2006 Krone und Kurier herausfordern will. Die Fellners haben ihm schon bei der Gründung von News eine Option auf Anteile eingeräumt. Helmuth Fellner, das kaufmännische Talent der Medienbrüder, ist Grabner vertraut, seit er den Fellners als Kurier-Geschäftsführer ihre ersten Magazine Rennbahn-Express und Basta abkaufte und sie ins Management holte.

Mit seiner Familie und der Beratungsfirma Michael Grabner Media investiert Grabner auch nach dem Holtzbrinck-Management in Start-ups und Verlage, etwa mit dem Branchenverleger Hans-Jörgen Manstein, Erfinder der Österreichischen Medientage. Das gemeinsame Magazin Gesünder Leben haben sie gerade der Mediaprint verkauft wie Grabner zuvor den Branchendienst atmedia dem Kurier.

500 Millionen Euro Umsatz

Dieter von Holtzbrinck meldet sich 2009 im Mediengeschäft zurück und übernimmt von der Holtzbrinck-Gruppe die Wirtschaftsblätter, Tagesspiegel und 50 Prozent an der Zeit. Seit 2009 ist Grabner auch wieder Holtzbrincks ständiger operativer Berater, seit 2012 im Aufsichtsrat der DvH-Medienholding, seit 2016 steht er dem Aufsichtsrat vor. Als Aufsichtsratsvize kommt der Vorarlberger Eugen A. Russ (Russmedia), auch ein langjähriger Wegbegleiter Grabners.

Die Eigentümerfamilie der DvH um Dieter von Holtzbrinck beteiligt Grabner – wie auch DvH-Geschäftsführer Oliver Finsterwalder (50) – mit 1. April mit fünf Prozent an der DvH-Medienholding. Die "Gesellschafterbenennung" sei "Ausdruck von großer Anerkennung und großem Dank", ließ Verleger Dieter von Holtzbrinck verlauten.

Grabner und Finsterwaldner, zuvor in einer Anwalts- und Wirtschaftstreuhänderkanzlei, seien "fachliche Verstärkung des Gesellschafterkreises und Garanten für eine langfristige erfolgreiche Weiterverfolgung der publizistischen und strategischen Ziele der DvH Medien GmbH", ließ die Gruppe verlauten.

Die DvH-Gruppe macht mit rund 2600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern um die 500 Millionen Euro Jahresumsatz. (Harald Fidler, 31.3.2021)