Zugelassen ist Sputnik V in Österreich noch nicht.

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Mitten in den Gesprächen über die Verteilung zusätzlicher Impfdosen in der EU sieht sich Österreich demonstrativ anderweitig um: Am Mittwoch kam Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) mit dem russischen Botschafter Dmitri Ljubinski zu einem Arbeitsgespräch zur möglichen Beschaffung des russischen Impfstoffs Sputnik V zusammen. Man befinde sich "auf den letzten Metern, und eine Bestellung von Sputnik kann wahrscheinlich schon nächste Woche erfolgen", sagte Kurz.

Seit Ende Februar laufen Gespräche, seit Dienstag liegt ein Angebot auf dem Tisch – eine finale Kaufentscheidung allerdings noch nicht. Wann der Impfstoff in der EU zugelassen wird, ist offen, derzeit läuft das Zulassungsverfahren im sogenannten Rolling Review bei der EU-Arzneimittelbehörde EMA.

Der Impfstoff gehöre nicht zu dem von der EU-Kommission ausverhandelten Portfolio, sagte eine Sprecherin am Dienstag in Richtung Wien. Im Fall einer Notfallzulassung würde die Haftung nicht mehr bei den Herstellern, sondern bei den Mitgliedsstaaten liegen. Aus dem Bundeskanzleramt hieß es, man wolle mit den Parlamentsparteien besprechen, ob es für den Einsatz von Sputnik V einer neuen gesetzlichen Grundlage bedürfe.

Gespräche mit Putin

Österreich ist nicht allein in seinem Bemühen um eine Zusammenarbeit mit Russland. Am Dienstag chatteten die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron mit Russlands Präsident Wladimir Putin. Auch wenn das Themenportfolio weit gefasst war, stand die Kooperation bei der Herstellung des Impfstoffs im Mittelpunkt.

Während die deutsche Regierung zwar ein grundsätzliches Interesse bestätigte, aber einen Einsatz von der Zulassung durch die EMA abhängig machte, waren die Verhandlungen laut der Kreml-Webseite konkreter. Demnach ging es um "mögliche Lieferungen und die gemeinsame Produktion des Präparats in EU-Ländern".

Wobei die Sputnik-Produktion in der EU womöglich für alle Beteiligten am interessantesten ist. Bisher sind die Produktionskapazitäten Russlands nämlich begrenzt. Obwohl der Kreml schon seit dem vergangenen Sommer die Werbetrommel für das Vakzin als Rettung gegen Covid rührt und die Massenimpfungen in Russland früher als in anderen Teilen Europas begonnen haben, ist das Impftempo gering. Nicht nur prozentuell, sondern auch in absoluten Zahlen liegt Russland inzwischen hinter Deutschland (11,5 versus 13,5 Millionen).

Große Impfskepsis im Land

Das liegt nicht nur an der Impfskepsis im Land, sondern deutet auch darauf hin, dass Russland Probleme bei der Herstellung und Verteilung des Vakzins hat. Die geringe Anzahl an Bioreaktoren hatte Putin selbst im Herbst angesprochen, als er erste Kooperationsangebote Richtung Europa aussandte. Diese Art der Zusammenarbeit hat Russland auch schon mit anderen Ländern etabliert. So hat der Russische Fonds für Direktinvestitionen als Co-Investor des Sputnik-Impfstoffs unter anderem ein Produktionsabkommen mit Pharmakonzernen in Indien geschlossen. (André Ballin aus Moskau, Noura Maan, 31.3.2021)