Irene Fuhrmann kennt das Gefühl, die Einzige zu sein.

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Wien – Gibt Vizekanzler Werner Kogler dieser Tage Gelegenheit zu Fragen, kommt der Grüne nicht an Themenkreisen wie Osterruhe, Öbag-Chats und Impfstoffstreit vorbei. Immerhin, die durchwegs männlichen Fragesteller hatten Mittwochfrüh Anstand genug, sich zunächst auch für den eigentlichen Grund des Zusammenkommens zu interessieren.

Eine im Oktober des Vorjahres vom neuen Sportminister avisierte Initiative, den Frauenanteil im österreichischen Funktionärs- und Trainerwesen zu erhöhen, kommt in Umsetzung. Im vorerst bis 2024 aufgelegten, sogenannten Gender-Traineeprogramm steigen jährlich 15 Frauen in eine praxisnahe, vierjährige Ausbildung in den Bereichen Trainerin im Leistungssport, Sportmanagerin und Talente-Coach ein. Je nach Vorbildung wird das Praktikum mit bis zu 1500 Euro monatlich bezahlt, im Endausbau steht für dann 60 Trainees ein Budget von zwei Millionen zur Verfügung.

Interesse

Begreiflicherweise war das Interesse am ersten Jahrgang groß, eine sechsköpfige Jury prüfte 101 Bewerberinnen, durchwegs Absolventinnen von Studien und Schulen mit Sportschwerpunkt. Die 15 ausgewählten Trainees sind zwischen 21 und 32 Jahren alt, unter den Ausbildungsstätten sind die Kompetenzzentren für Nachwuchs-Leistungssport, spezielle Schulmodelle, das Leistungszentrum Südstadt, der Verein Kada für duale Karriere und berufliche Integration im Spitzensport sowie der Verein österreichischer Nachwuchsleistungssportmodelle.

In der Jury wirkte neben der Ex-Läuferin und -Bobfahrerin Viola Kleiser und Sporthilfe-Präsidentin Susanne Riess auch Irene Fuhrmann, die Trainerin des Frauenfußballteams. Fuhrmann, Österreichs einzige Fußballtrainerin mit Uefa-Pro-Lizenz, hat in den vergangenen 15 Jahren "viele Traineraus- und -fortbildungen genossen und war immer die einzige Frau". Funktionärinnen gibt es noch weniger. Nur sechs der 60 Sportfachverbände werden von Frauen präsidiert, sagte Kogler. Durch das Gender-Traineeprogramm sollen im Laufe der Jahre "60 hochqualifizierte Trainerinnen, Coaches, Managerinnen und Funktionärinnen für alle Bereiche des Sports zusätzlich zur Verfügung stehen".

Fonds für Frauenligen

Erst in Planung ist ein weitere Initiative, den Frauensport abzusichern. Kogler kündigte die Einrichtung eines Fonds für Frauenligen an, der auch nach der Pandemie den Spielbetrieb stärken soll. Die Notwendigkeit eines solchen Fonds zeigte sich, als die Frauenfußballbundesliga in der Vorsaison wegen der finanziellen Belastungen durch die Hygienekonzepte im Gegensatz zu den Bundesligen der Männer abgebrochen wurde.

Die Fragen zu Themenkreisen abseits des Themas beantwortete Vizekanzler Kogler übrigens freundlich, aber erwartungsgemäß. (Sigi Lützow, 31.3.2021)