Ab Donnerstag gilt im Osten Österreich rund um die Uhr die Ausgangsbeschränkung. Zum Frische-Luft-Schnappen darf man freilich trotzdem nach draußen. In Wien gilt dabei an manchen Plätzen aber eine FFP2-Masken-Pflicht.

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"Lockdown light", "Modellregion", "Osterruhe": Die Osterfeiertage gestalten sich in Österreich dieses Jahr von Region zu Region sehr unterschiedlich. Während man in Vorarlberg am Ostersonntag im Gasthaus speisen kann und sich in Tirol oder Salzburg zumindest vier Personen beziehungsweise zwei Haushalte treffen dürfen, ist das in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland ganz anders. Hier startet am Donnerstag die sogenannte Osterruhe. Der harte Lockdown dauert bis zum Wochenende nach Ostern.

Ganz Österreich auf Rot, düstere Prognosen

Währenddessen bleibt im Rest des Landes alles beim Alten. Zumindest vorerst. Denn die Situation ist auch in den anderen Bundesländern kritisch. Die Ampelkommission hat die Risikolage aufgrund der epidemiologischen Entwicklung in den vergangenen Tagen nun für ganz Österreich als sehr hoch eingeschätzt und stellt daher durchgehend auf Rot – inklusive Vorarlberg, wo ja derzeit sogar die Gastronomie geöffnet ist.

Die Dominanz der britischen Variante B.1.1.7 – österreichweit liegt der Anteil bei 84 Prozent – ist für den Anstieg der Patienten auf den Intensivstationen verantwortlich. Für die nächsten zwei Wochen prognostizieren die Expertinnen und Experten einen erneuten Anstieg der Auslastung über die systemkritischen 33 Prozent.

Kanzler und Minister informieren sich über Intensivauslastung

Am Mittwoch sind österreichweit 540 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch betreut worden. In zwei Wochen – am 14. April – könnten es 670 sein, warnen die Experten. Besonders in Oberösterreich drohe die Situation ähnlich kritisch zu werden wie in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland.

Wegen der zugespitzten Lage informierten sich Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Donnerstagvormittag über die Auslastung in den Intensivstationen – in einem Videochat mit Intensivmedizinern aus allen Bundesländern. Danach teilte die Regierung mit, dem besonders belasteten Personal an den Intensivstationen entgegenkommen zu wollen. Sowohl arbeitsrechtlich als auch finanziell sind demnach Verbesserungen geplant, Details sollen in den nächsten Tagen folgen.

Weitere Verschärfungen für Länder außerhalb der Ostregion stehen jedenfalls nicht an, hieß es von Kurz und Anschober am Donnerstagmittag. Anschober plädiert für eine freiwillige Osterruhe in Restösterreich. Der Bundeskanzler betonte, dass die Lage regional sehr unterschiedlich sei, abgesehen von der Ostregion sehe es in den Intensivstationen besser aus, in manchen Bundesländern sei die Lage sogar "stabil".

Kurz sprach zudem die Solidarität zwischen den Bundesländern bzw. gegenseitige Unterstützung an: Intensivpatienten aus den stark überlasteten Bundesländern – derzeit Wien, Niederösterreich und das Burgenland – könnten demnach in Spitäler anderer, angrenzender Bundesländer überstellt werden, wenn es dort ausreichend Kapazitäten gebe. Dieses Vorgehen solle in den kommenden Wochen verstärkt werden.

Stimmen für landesweiten Lockdown

Natürlich gibt es auch Stimmen, die das ganz anders sehen und einen scharfen Lockdown für ganz Österreich fordern, allen voran SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner. "Das Virus kennt keine Bundesländergrenzen", sagte sie diese Woche. Diese Position ist in der SPÖ freilich keine einheitliche.

Ansonsten sind es vor allem Mediziner, die eine härtere Gangart im Kampf gegen das Virus fordern. Der Präsident der Intensivmediziner, Walter Hasibeder, rechnet mit einem exponentiellen Anstieg in ganz Österreich und plädiert für einen zweiwöchigen Lockdown. In Salzburg, das derzeit bei einer Inzidenz von 253 liegt (Niederösterreich liegt bei 268, das Burgenland bei 276), ist es Richard Greil, Krebsspezialist und Virologe am Uniklinikum Salzburg, der sich für einen harten Lockdown ausspricht. Die Landespolitik will davon allerdings nichts wissen.

Auch Bundesrettungskommandant Gerry Foitik fordert einen Lockdown – und zwar einen von vier bis sechs Wochen. "Ich sehe, dass wir eine Notbremse ziehen müssen, nämlich ganz kurzfristig. Man kann auch Lockdown dazu sagen. Das bedeutet, dass man den Menschen sagt: 'Bitte bleibt zu Hause, wo das nur geht'", so Foitik am Donnerstag im Ö3-"Wecker".

Hofer: Lockdown wird kommen

In Vorarlberg, das nun ebenfalls auf Rot gestuft wurde, will man weiterhin an der Modellregion mit den Öffnungsschritten in der Gastronomie, der Kultur und für Kinder und Jugendliche festhalten. Die Zahlen haben sich im Ländle seit dem Start dieses Öffnungsexperiments mehr als verdoppelt. Da die Spitalsbelegungen aber noch gut seien, ist die Landesregierung noch zuversichtlich.

Einer, der ganz und gar nicht für landesweite Ausgangssperren ist, sieht genau das auf Österreich zukommen: "Was im Osten Österreichs ab 1. April Realität ist, nämlich ein harter Lockdown, wird bei gleichbleibender Strategie der Bundesregierung unweigerlich und sehr rasch wieder auf das ganze Land zukommen", sagt FPÖ-Chef Norbert Hofer.

Was im Osten gilt

Die von Hofer angesprochene Realität sieht im Osten konkret so aus: Ausgangsbeschränkungen gelten rund um die Uhr – hinaus darf man trotzdem, aber nur, wenn man triftige Gründe vorweisen kann. Darunter fallen etwa Hilfeleistungen, Sport, das Pflegen enger Kontakte oder Luftschnappen. Wer dafür Leute treffen will, muss sich an die "1+1-Regel" halten: Ein Haushalt darf sich mit maximal einer Einzelperson (Angehörige bzw. enge Bezugsperson) treffen. Take-away in Restaurants und Click and Collect im Handel bleiben auch während der "Osterruhe" im Osten erlaubt.

Der Handel bleibt zu, die Friseur- oder Kosmetikstudios ebenso. Nach den Osterferien kehren die Kinder und Jugendlichen in der Ostregion zurück an die Computer zum Distance-Learning, Schulen bleiben für den Unterricht geschlossen, Betreuung ist aber, wenn nötig, möglich.

Stichprobenartige Kontrollen

In Wien gilt außerdem an belebten Plätzen in der Innenstadt eine FFP2-Masken-Pflicht. Nicht nur, wenn man an diesen Orten verweilt, auch wenn man diese nur kreuzt – zu Fuß oder mit einem Fortbewegungsmittel, für das man keine Lenkerberechtigung braucht –, muss man sich maskieren. Sollten sich die Orte, an denen besonders viele Menschen zusammenkommen, durch die Maskenpflicht verlagern, will die Stadt entsprechend reagieren.

All das wird ab Gründonnerstag auch die Polizei verstärkt kontrollieren, in Wien tut das zusätzlich das Büro für Sofortmaßnahmen. Die Polizei will nicht nur verstärkt die Ein- und Ausfahrten der Ostregion kontrollieren, sondern auch die öffentlichen Verkehrsmittel. Das geht freilich nur stichprobenartig, das Personal würde für umfassende Kontrollen nicht reichen, außerdem wäre damit ein Verkehrschaos vorprogrammiert.

Die Bevölkerung hat unterdessen offenbar mehr Zweifel daran, dass sie selbst Mitschuld am Andauern der Krise hat. 49 Prozent sind laut einer Unique-Research-Umfrage für das Magazin "Profil" der Ansicht, dass die Österreicher im Alltag "zu sorglos" seien. Im September, vor der zweiten Welle, hatten noch 61 Prozent diese Meinung vertreten. (Lara Hagen, 1.4.2021)