Das waren noch Zeiten, als ein K.-u.-K.-Bündnis von Thron und Altar, Kanzler Kreisky und Kardinal König, der Kirche die jetzt geoffenbarten Steuerprivilegien sicherte und die SPÖ katholischen Zulauf trotz Strafrechtsreform erhoffen ließ. Als eine nicht steuerbare Johanna Dohnal ohne Doktorat aus Bratislava die Heraufkunft der Scheißquote beschwor, also dem Staat gegeben wurde, was des Staates sein soll, und die Kirche behielt, wessen sie zu bedürfen glaubt.

Heute dagegen erleben wir Kirchenverfolgung mit Vollgas, nur weil ein spendengesteuerter Erlöser glaubt, im türkisen Zeichen über die Pforten des Himmels siegen zu müssen. Wahrlich, ich sage euch, man muss nicht religiös sein, um sich die Frage zu stellen, was sind das für armselige Gestalten, die sich daran weiden, wenn ein Kirchenmann vor ihnen rot, blass und zittrig wird, nur weil sie sich die Macht unter den Nagel gerissen haben, an einer Steuerschraube zu drehen.

Sie tun es aus reiner Rachsucht, sie prahlen damit vor dem Chef, um sich einzuschleimen und ihm das nötige "Super!" und "Kriegst eh alles, was du willst" herauszulocken, soll er doch der Fels sein, auf dem sie ihre Karriere bauen. So etwas darf heute Österreich regieren und das Vermögen des Staates verwalten.

Kurz will "niemals akzeptieren", wenn ihm Korruption unterstellt wird.
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Konstellation mit Tradition

Andere gefügig machen zu wollen, indem man sie demütigt, nur weil man kann, ist hierzulande eine Konstellation mit Tradition. Gefügig will sich der Bundeskanzler auch das Parlament machen. Diese Woche hat er wieder einmal vor dem Nationalrat gepredigt. Seine Antworten auf die Fragen von Abgeordneten waren aber nicht ja, ja, nein, nein, und alles darüber war von Übel. Nicht einmal eine Erinnerungslücke wurde geboten. Frecher parlamentarischer Neugierde hielt er sein "Ich werde mir das nicht gefallen lassen" entgegen, womit er neuerlich versuchte, Verantwortlichkeiten auf den Kopf zu stellen. Offenbar geht eher ein Kamel durch ein Nadelöhr, als es in seinen Kopf gehen will, dass nicht die Abgeordneten ihm, sondern Kanzler und alle Regierungsmitglieder dem Parlament verantwortlich sind. Er hat sich Fragen gefallen zu lassen. Da er lieber die Splitter in den Augen seiner Kritiker vergrößert, als den Balken im eigenen Auge gesteht, will er es "niemals akzeptieren", wenn ihm Korruption unterstellt wird. Statt endlich auf den Rat von Juristen zu hören und Korruption einfach zu unterlassen.

Warum kann er bei seinen Talenten nicht einfach ein paar Seuchenopfer heilen, statt falsche Händler aus dem europäischen Impfbasar vertreiben zu wollen, wenn diese seine Reinigungsversuche als pharisäisch abtun? Und weil es diese Woche ja auch um sein Lieblingsthema Auferstehung geht: Eine solche kann durchaus zu einem Neustart führen, und wenn tüchtige Message-Controllore mithelfen, kann daraus bekanntlich ein Start-up werden, das Äonen überdauert.

Aber das muss beim ersten Mal klappen. Man kann nicht alle zwei Jahre auferstehen, wenn man einem Ruf als Erlöser gerecht werden will. Die Auferstehung, die Kurz seinen Spendern und der Volkspartei alt versprochen hat, hält nach dem türkis-blauen und dem türkis-grünen Startversuch derzeit auf dem Abstellgleis, und alles andere als wieder eine Auferstehung mit Bauchfleck wäre das Wunder, das er uns noch schuldig ist. Oder wie Apostel Blümel so treffend formulierte: "Alles ein Schass!" (Günter Traxler, 2.4.2021)