Nicht wer zuerst kam, sondern woher, ist die eigentliche Henne-Ei-Frage. Beim Ei ist das zumindest im Supermarkt relativ einfach: Ob Bio, Freiland- oder Bodenhaltung, und auch das Herkunftsland sind selbst für mäßig geschulte Augen leicht herauszufinden. Schwieriger wird es bei der Henne: Beim marinierten Hendlfilet mit vielen Produktionsschritten wird die Nachverfolgung zur Detektivaufgabe. Gänzlich unmöglich wird es zumeist im Gasthaus. Ist es dem Wirt kein Herzensanliegen, den Ursprung seiner Lebensmittel zu offenbaren, tappen Gäste im Dunkeln. Gleiches gilt für viele Bäcker, Fleischer und für verarbeitete Lebensmittel.

Beim Versuch die Herkunft von Speisen im Gasthaus herauszufinden, tappen Gäste oft im Dunkeln.
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ÖVP und Grüne haben die Verantwortung hier lange genug hin- und hergeschoben. Nun liegt ein Vorschlag zur Herkunftskennzeichnung auf dem Tisch, die Umsetzung ist längst überfällig. Unterm Strich haben beide etwas davon: Die zusätzliche Angabe würde heimische Landwirte stärken und die Klimabilanz aufbessern, weil weniger energieintensive Produkte aus Übersee nachgefragt würden. Erfährt der Konsument, dass das Rind auf seinem Teller aus der Ukraine stammt und mit brasilianischem Gen-Soja gefüttert wurde, greift so mancher wahrscheinlich doch zum Würstel des steirischen Bauern.

Das Argument des Handels und der Gastronomie, dass Fleisch zum Luxusgut werde, hinkt. Durch die Angabe verschwinden Billighendlhaxen nicht aus dem Regal. Konsumenten erhalten aber eine wichtige Entscheidungsgrundlage. (Nora Laufer, 1.4.2021)