Die Ölproduzenten rechnen mit steigender Nachfrage.

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Die Ölproduzenten schöpfen Hoffnung, dass nach Monaten der Flaute die Nachfrage nach dem schwarzen Gold wieder steigt. Mit fortschreitender Impfung sollte Corona zurückgedrängt werden, wodurch die Konjunktur wieder beschleunigt Fahrt aufnehmen könnte.

Dieses Denken hat am Donnerstag auch die Verhandlungen der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) mit verbündeten Staaten um Russland, Mexiko und Kasachstan über die Produktionsmengen bis einschließlich Juni beflügelt und zu einem langsamen Aufdrehen der Ölproduktion animiert.

Nach monatelangem Festhalten an einem Förderlimit ändert die Öl-Allianz OPEC+ vorsichtig ihren Kurs. Für die Monate Mai, Juni und Juli werde die aus 23 Staaten bestehende Öl-Allianz OPEC+ trotz der Unwägbarkeiten der Corona-Krise ihre Produktion steigern und die Förderbremse lockern, vereinbarten die Energieminister der Länder bei einer Online-Konferenz am Donnerstag.

Im Mai und Juni sollen 350.000 Barrel (je 159 Liter) am Tag mehr auf den Markt gebracht werden als aktuell. Im Juli solle die Steigerung 450.000 Barrel am Tag betragen, teilte das kasachische Energieministerium mit. Die Allianz hatte die Öl-Förderung seit längerem per Absprache gedeckelt, Grund ist die coronabedingt schwache Nachfrage. Der Verbund hat bei der weltweiten Ölversorgung einen Anteil von rund 45 Prozent.

Uneins über Ausmaß der Erholung

Uneins waren sich die Ölminister über weite Strecken, was das Ausmaß der Erholung betrifft und wie nachhaltig diese sein kann. Insbesondere die Virusmutationen und die Frage, wie schnell Impfstoffe adaptiert werden können, bereiten Kopfzerbrechen. Davon hängt maßgeblich ab, wie rasch die Volkswirtschaften nach den diversen Lockdowns wieder in die Gänge kommen und wie stark gefragt Rohöl als Treibmittel der Konjunktur in den kommenden Monaten sein wird.

Die doch überraschende Kürzung der Ölproduktion, mit der die Opec+ im Jänner auf die wirtschaftlichen Unwägbarkeiten in der Corona-Krise reagiert hat, war für das Ölkartell samt Verbündeten jedenfalls ein Erfolg. Knapp 1,5 Millionen Fass am Tag (je 159 Liter) wurden seit Februar vom Markt ferngehalten, wobei Saudi Arabien mit einer Million Fass am Tag die Hauptlast trug. Die Ölpreise haben sich seither um die Marke von 60 Dollar je Fass stabilisiert, die in Europa preisbestimmende Nordseesorte Brent etwas darüber, US-Leichtöl knapp darunter. Zur Erinnerung: Während des ersten Lockdowns vor gut einem Jahr sind die Ölpreise zeitweilig auf bis zu 20 Dollar je Fass abgestürzt.

Saudi-Arabiens Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman sagte zu Beginn der Konferenz, dass die Erholung des Marktes "noch lange nicht abgeschlossen" sei. Demgegenüber betonte der stellvertretende russische Ministerpräsident Alexander Novak in einer Zuschaltung, dass er einen Anstieg der globalen Ölnachfrage um 5,0 bis 5,5 Millionen Fass am Tag im heurigen Jahr erwarte.

USA sprachen mit Saudis

Seit Beginn der Pandemie haben die 23 Länder der OPEC+ die Fördermenge um etwa acht Millionen Fass am Tag reduziert, um die Preise zu stützen und das Überangebot zu reduzieren. Darin sind die zusätzlich eine Million Fass von Opec-Schwergewicht Saudi-Arabien inkludiert. Vor Konferenzbeginn wurde bekannt, dass die US-Administration mit dem saudischen Ölminister bin Salman konferiert hat. Grundtenor: Konsumenten dürften während der anspringenden Konjunktur nicht durch übermäßig hohe Ölpreise belastet werden. (Günther Strobl, APA, 1.4.2021)