Diese NVMe SSD existiert, für den Kunden kaum nachvollziehbar, in mindestens drei Varianten.

Foto: Adata

Ein Controller und eine Reihe von Speicherchips. Das sind, vereinfacht gesagt, die Komponenten, aus denen eine Solid State Disk besteht. In vielen Bereichen haben die sparsamen, flotten Datenträger klassische Festplatten weitestgehend abgelöst. Auf neuen PCs und Laptops für den Alltagsgebrauch sind SSDs mittlerweile fix gesetzt als "Hauptspeicher" für das Betriebssystem.

Doch bei der Anschaffung empfiehlt sich Recherche, um nicht etwa versehentlich eine billige, aber weniger performante SSD ohne DRAM-Cache zu kaufen. Darüber hinaus unterscheiden sich die Speicher schließlich auch noch anhand der genutzten Controller, des Anschlusses und ihrer individuellen Speicherchip, die alle einen Einfluss auf die Lese- und Schreibgeschwindigkeiten haben.

Selbst gute Vorbereitung garantiert aber nicht zwingend einen guten Kauf, wie man bei Tom’s Hardware feststellt. Denn mitunter tauschen SSD-Hersteller Komponenten bei ihren Modellen aus, ohne dies für den Kunden nachvollziehbar zu machen.

Eine SSD, drei Varianten

So geschehen etwa bei der Adata XPG SX8200 Pro, die seit ihrer Rezension im Jahr 2018 zu den Empfehlungen des Mediums zählt. Doch seitdem ist einiges passiert. Wie sich herausstellt, hat Adata seitdem sowohl den Controller, als auch die Speicherchips ausgetauscht. Insgesamt fand man drei verschiedene Versionen der gleichen SSD. Für Käufer sind diese nicht zu unterscheiden, denn weder Gehäuse, Verpackung oder Modellnummer haben sich geändert.

Was sich aber geändert hat, ist die Performance. Obwohl Adata versprochen hatte, per Firmwareupdate sicher zu stellen, dass auch der neue, günstigere Controller die versprochenen Spezifikationen erfüllt, ist die Schwankung teils beträchtlich. Bei der Lese- und Schreibbandbreite unterscheiden sich die 3 ungleichen Geschwister im Test mit 1-MB-Blöcken um bis zu 10 Prozent. Beim sequentiellen Schreiben stürzt ein Modell deutlich früher auf sein Durchschnittslevel ab, als die anderen beiden, hält dieses dann aber dafür stabil, während der Rest nach einiger Zeit auf ein niedrigeres Plateau fällt.

Die deutlichste Differenz zeigt sich bei der Übertragung großer Datenmengen. Beim Kopieren von 50 GB erreicht die Ursprungsversion der SSD eine Durchschnittstransferrate von 845 MB/s und liegt damit auf dem Niveau von Samsungs weithin gelobter 970 Evo-Reihe. Variante 2 liegt um etwa 100 MB/s darunter. Das dritte Modell sackt überhaupt auf 541 MB/s ab. Auch bei der Energieeffizienz liegt es deutlich hinten.

Verschlechterungen

Insgesamt, so fasst Tom’s Hardware zusammen, erweisen sich beide Revisionen teils deutlich schlechter als das Original. Selbst wenn vielen Nutzern diese Änderungen im Alltag womöglich gar nicht auffallen, darf es als dubiose Praxis angesehen werden, dass Adata diese internen Umbauten seinen Kunden praktisch verschweigt.

Dass bei gleicher Bezeichnung interne Komponenten getauscht werden – sei es aus Verfügbarkeitsprobleme, Kostendruck oder einem größeren Umstieg – ist an sich nicht neu. Das passiert auch nicht nur SSDs, sondern auch bei einigen anderen Geräten, wie etwa Laptops. Und häufig wirken sie sich nicht oder sogar vorteilhaft auf das Produkt aus. Bei größeren Adaptionen – was der Wechsel eines SSD-Controllers unzweifelhaft ist – wird aber in der Regel wenigstens die Modellnummer angepasst. Andernfalls kaufen selbst Konsumenten, die sich vorher mühevoll durch Rezensionen lesen, die sprichwörtliche Katze im Sack. (gpi, 5.4.2021)