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Seit 2017 finden die Verschwörungserzählungen, die von Q verbreitet wurden, immer mehr Anhänger.

Foto: Reuters

QAnon ist wohl eine der bizarrsten und größten Verschwörungserzählungen vergangener Jahre. Die extremistische Ideologie setzte in den USA eine Bewegung in Gang, die 2020 im Sturm auf das Kapitol eskalierte. Ins Leben gerufen wurde die rechtsextreme Bewegung 2017 von dem anonymen Verfasser "Q". Nun behauptet Filmemacher Cullen Hoback im Rahmen der Dokuserie "Q: Into the Storm", das Geheimnis gelüftet zu haben.

HBO-Produktion

Die Identität des Drahtziehers Q, der behauptet, ein Geheimdienstagent der US-Regierung zu sein, ist seit Jahren umstritten. Auf den Internetforen 4chan und später 8kun verbreitete Q Erzählungen rund um Trump und seinen fiktiven Kampf gegen den sogenannten "Deep State" aus linken Politikern und Hollywood-Stars, die Kinder verschleppen würden.

In seiner sechsteiligen HBO-Serie folgt Hoback verschiedenen Personen, die im QAnon-Netzwerk verwickelt sind und wichtige Positionen auf den Plattformen 4chan und 8kun einnehmen, darunter auch 8kun-Betreiber Jim Watkins und sein Sohn Ron. Wie aus dem Serienfinale vom Sonntag hervorgeht, soll Ron Watkins in einem Interview ein Ausrutscher passiert sein, den Hoback als Indiz für die Identität hinter Q deutet.

Verplappert

In der letzten Szene der Serie erzählte Watkins, wie er nach Trumps Wahlniederlage 2020 Verschwörungserzählungen über einen angeblichen Wahlbetrug verbreitet habe. Danach sagte er zu Hoback: "Es waren im Grunde drei Jahre Geheimdiensttraining, in denen normalen Personen beigebracht wurde, wie man Geheimdienstarbeit leistet. Es war eigentlich das, was ich vorher anonym gemacht habe, aber nie als Q."

Daraufhin brachen sowohl Watkins als auch Hoback in verlegenes Lachen aus. Für den Regisseur galt dieser Moment als versehentliches Geständnis, dass Watkins hinter Q stecke und unter dem Codenamen jene Mitteilungen verfasst habe, die die rechtsextreme Bewegung für "normale Menschen" aufbereitete. Nach dem vermutlichen Ausrutscher schien Watkins im Interview zu versuchen, seinen Fehler auszubessern und behauptete räuspernd: "Niemals als Q. Ich verspreche es. Ich bin nicht Q."

Noch handelt es sich bei dem Interview nur um Indizien und keine handfesten Beweise. Wie "The Washington Post" berichtet, wandte sich Ron Watkins in einem Kanal des Nachrichtendienstes Telegram direkt an 150.000 Abonnenten, und behauptete, nicht hinter Q zu stecken: "Erinnerung: Ich bin nicht Q. Schönes Wochenende."

QAnon mehr als nur Q

Von Q ist seit dem 8. Dezember 2020 nichts mehr zu hören. Die Identität des Erzählers scheint jedoch kaum eine Rolle mehr zu spielen. Die QAnon-Bewegung scheint über die sogenannten "Drops" Qs hinausgewachsen zu sein, denn sie umfasst nun ein Netzwerk aus Social-Media-Influencern, Verschwörungserzählern, Fake-News-Seiten und Händlern von Fanartikeln.

Auf Plattformen und Telegram-Kanälen, in denen sich QAnon-Anhänger austauschen, scheint der Dokumentarserie kaum Beachtung geschenkt zu werden. Dort behandelt man aktuell Themen und Verschwörungserzählungen rund um Covid-19-Impfstoffe, US-Präsident Joe Biden und den Unfall der Ever Given im Suezkanal. (hsu, 06.04.2021)