Es fällt angesichts von Meldungen über volle Intensivstationen und Lockdown-Verlängerungen in Ostösterreich nicht leicht, optimistisch zu sein. Und doch gibt es gute Gründe, mit einer Portion Zuversicht in die Zukunft zu blicken. Denn die Anzeichen mehren sich, dass ein nachhaltiger Erfolg im Kampf gegen die Pandemie in greifbare Nähe rückt.

So ist es inzwischen dank der Impfkampagnen nicht nur in Israel gelungen, die Zahl der Neuinfektionen, Hospitalisierungen und Todesfälle spektakulär zu senken. In den USA, wo bereits einer von drei Erwachsenen eine Impfung erhalten hat, liegt der Sieben-Tage-Durchschnitt bei den Neuinfektionen aktuell nahe den Tiefstwerten gegen Ende des Sommers. Auch wenn zuletzt ein Anstieg zu bemerken war, ist die Zahl der landesweiten Hospitalisierungen auf dem tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr, detto bei den Todesfällen.

Wegen der Lockdown-Verlängerungen ist es nicht leicht, optimistisch zu sein. Aber die Anzeichen mehren sich, dass ein Erfolg im Kampf gegen die Pandemie in greifbare Nähe rückt.
Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Nun ist Europa von einer solchen Durchimpfungsrate wie in den USA weit entfernt. Nicht nur in Österreich, auch in Ungarn, Tschechien, Deutschland und Italien ist die Corona-Lage angespannt. Aber wenn der Zeitplan der EU-Kommission aufgeht – und bisher spricht nichts dagegen –, dann werden in den kommenden drei Monaten 360 Millionen Impfdosen in die EU geliefert. Das britische Analyse-Institut für den Gesundheitssektor, Airfinity, geht davon aus, dass bis August zwei Drittel der Bevölkerung in der EU vollständig geimpft sein werden.

Die andere gute Nachricht lautet, dass bisherige Erfahrungen anderer Länder dafür sprechen, dass die bessere Beherrschbarkeit von Corona mit einer kräftigen Erholung einhergehen wird. Wieder ein Blick in die USA: Die Industrieproduktion in der größten Volkswirtschaft der Welt hat den höchsten Stand seit drei Jahren erreicht. Umfragen, mit denen die Aktivität im Dienstleistungssektor gemessen wird, deuten auf die stärkste Erholung im Handel hin, die es je gegeben hat. Die Arbeitslosenquote geht stark zurück.

Unsicherheiten

Die Umstände sind in jedem Land anders, aber der die US-Erholung beflügelnde Mix dürfte auch in Europa, auch in Österreich zum Tragen kommen. Ein großer Teil der Bevölkerung hat trotz Pandemie kaum Einbußen erlitten, konnte aber sein Geld nicht ausgeben. Restaurantbesuche, Shoppingtouren, Urlaube werden nachgeholt werden. Damit einhergehen wird ein Rückgang der Arbeitslosigkeit, was den Konsum weiter befeuern wird. Das alles wird gestützt von einer ohnehin die ganze Zeit robusten Industrie.

Freilich gehört zu dieser optimistischen Erzählung auch eine Kehrseite. Die Zahl der Abgehängten wird zunehmen, trotz Erholung. Für Millionen von Arbeitslosen, ob nun in Europa oder den USA, werden die Probleme größer. Staaten werden ihre außerordentliche Unterstützung für diese Gruppen zurückfahren, die in der Pandemie gewährt worden sind, so wie das Österreich zum Beispiel schon getan hat. Wer die Rückkehr in den Jobmarkt nicht rasch schafft, wird übrigbleiben. Dazu kommt eine nachgeholte Unternehmer-Pleitewelle, die bisher dank staatlicher Hilfsmaßnahmen herausgezögert wurde. Dass es im Pandemiejahr 2020 um 40 Prozent weniger Pleiten gab als im stabilen Wirtschaftsjahr 2019, ist eine Anomalie.

Dazu kommen Unsicherheiten durch neue Mutationen oder Impfstoffprobleme, die uns länger begleiten werden. Aber es deutet sich erstmals wirklich ein Licht am Ende des Tunnels an. (András Szigetvari, 6.4.2021)