Der neue Nest Hub: Sieht der ersten Generation zum Verwechseln ähnlich, die relevanten Änderungen befinden sich im Inneren.

Foto: Google

Es ist ein Spiel, das sich seit Jahren ein aufs andere Mal wiederholt: Google stellt ein neues Stück Hardware vor, nur um in einem Nebensatz darauf hinzuweisen, dass es dieses nur in ausgewählten Ländern gibt – zu denen Österreich nur in den seltensten Fällen gehört. So auch bei der vor wenigen Wochen präsentierten zweiten Generation des smarten Displays Nest Hub. Doch während man hierzulande auf den offiziellen Marktstart von Pixel-Smartphones oder auch des neuen Chromecast mit Google TV noch immer vergeblich wartet, gibt es zumindest bei diesem Stück Hardware nun gute Nachrichten.

Los geht's

Der neue Google Nest Hub soll ab Anfang Mai auch in Österreich erhältlich sein. Dies kündigte Google im Rahmen eines Pressegesprächs gegenüber Medienvertretern an. Österreich ist dabei Teil der zweiten Welle an unterstützten Ländern, zu der sonst unter anderem Spanien, die Niederlande und die Schweiz zählen.

Viele Ähnlichkeiten

Rein äußerlich ähnelt der neue Nest Hub der ersten Hardwaregeneration aus dem Jahr 2018 stark. Auch der 7-Zoll-Touchscreen mit seiner Auflösung von 1.024 x 600 Pixel und seiner automatischen Farbanpassung an das Umgebungslicht bleibt unverändert. Lediglich der Rahmen geht nun nahtlos ins restliche Gehäuse über, wo vorher ein Übergang zur Umfassung zu sehen war.

Soli ist zurück

Die wirklich relevanten Unterschiede gibt es insofern im Inneren, und dabei sticht vor allem ein Name hervor: Project Soli. Jener Radar-Chip, der im Smartphone Pixel 4 sein Debüt gegeben hatte – und für das Pixel 5 wieder gestrichen wurde –, hat nun einen neuen Einsatzort gefunden. Beim neuen Nest Hub ist er zunächst einmal für Gestenerkennung zuständig. So ist es berührungslos möglich, abgespielte Inhalte zu pausieren oder auch einen Wecker in der Früh zu snoozen.

Wem das irgendwie bekannt vorkommt: Ähnliches geht schon beim größeren Nest Hub Max, nutzt aber dort die Kamera. Eine solche gibt es beim kleinen Nest Hub aber weiter nicht, zudem soll die Radarlösung auch zuverlässiger arbeiten.

Schlafanalyse

Seinen interessantesten Einsatzort findet Soli jedoch an anderer Stelle: für die Schlafanalyse. Der neue Nest Hub kann nun den Schlaf seiner Nutzer überwachen und anschließend Daten über dessen Qualität liefern. So wird nicht nur darüber informiert, wie lange man geschlafen hat, sondern auch, wie die Atemfrequenz des Nutzers war. Auch Schnarchen, Husten und Licht werden verzeichnet, durch die Erfassung kleiner Bewegungen soll dabei sogar unterschieden werden können, ob man wach herumliegt oder tatsächlich schläft.

Google versichert dabei, dass man hierbei zuverlässig die Daten einer einzelnen Person analysieren kann. Um dies zu garantieren, nimmt die Schlafanalyse zunächst eine Kalibrierung vor, um zu sehen, in welchem Bereich der jeweilige Nutzer schläft.

Generell sollen sich dabei auch Schnarchgeräusche auf eine einzelne Person zurückführen lassen, da diese üblicherweise mit einer Atemstörung einhergehen und sich so auch bei der Soli-Messung zeigen. Auf Nachfrage des STANDARD gesteht man aber ein, dass es natürlich passieren kann, dass hier Geräusche falsch zugeordnet werden. Getestet wurde all das in mehr als 100.000 Testnächten, wie das Unternehmen versichert – mit dem Ergebnis, dass man gleich gute oder besser Ergebnisse als klassische Schlaf-Tracker liefere.

Vorteile

Google sieht aber auch sonst zentrale Vorteile für seine Lösung. Die Realität sei, dass trotz des Booms von Smartwatches und Fitness-Trackern Schlafanalysen nur vergleichsweise selten genutzt werden. Dies liege einerseits daran, dass solche Geräte unangenehm zu tragen sind – anderseits vergessen viele Nutzer schlicht, sie rechtzeitig aufzuladen. Diese Probleme gebe es beim neuen Nest Hub nicht.

Auswertung

Nach jeder Nacht präsentiert das smarte Display dann eine Auswertung der Schlafqualität. Über die Zeit kommen dann noch Wochenanalysen sowie Informationen über langfristige Trends hinzu. Zudem sollen Tipps gegeben werden, wie man das eigene Schlafverhalten optimieren kann. All das soll zudem laufend mit der Google-Fit-App abgeglichen werden, wo es dann noch weitere Details nachzulesen gibt.

Ungewohnt für Google ist allerdings eine andere Ankündigung: Die Schlafanalyse ist zwar derzeit kostenlos, sie soll es aber nicht immer bleiben. Ab 2022 soll sie zu einem kommerziellen Produkt – oder einem Teil davon – werden. Über welche Preisregionen hier geredet wird, verrät das Unternehmen allerdings noch nicht. Und wer sich jetzt fragt: "Wer stellt sich schon ein smartes Display ins Schlafzimmer?" – laut Google sind schon bei der ersten Nest-Hub-Generation 20 Prozent aller Devices in diesem Umfeld gelandet.

Besserer Klang, bessere Mikros

Zu den weiteren Neuerungen gehört ein verbesserter Klang, Google spricht von einem 50 Prozent stärkeren Bass. Die Erkennung von Sprachbefehlen wurde mithilfe eines dritten Mikrofons verbessert. Gerne betont Google auch, dass sich diese Mikrofone über einen mechanischen Schalter deaktivieren lassen, wenn man etwa ganz auf Fernsteuerung via App oder die Nutzung per Touchscreen setzen will – was auch aus Privacy-Gründen interessant sein kann.

In den Bereich Zukunftssicherheit fällt die Unterstützung für die Netzwerktechnologie Thread und das Project CHIP (Connected Home over IP): Dabei handelt es sich um einen neuen Standard, der die Smart-Home-Steuerung vereinheitlichen soll und gemeinsam unter anderem von Apple, Google, Amazon und der Zigbee-Alliance vorangetrieben wird. Derzeit befindet sich all das aber noch im Entwicklungsstadium – wann es schlussendlich wirklich verfügbar ist, will Google auf Nachfrage noch nicht beantworten. Nur so viel: Der entsprechende Support befindet sich auch schon im 2019 vorgestellten Nest Hub Max.

Verfügbarkeit

Der Nest Hub der zweiten Generation soll ab dem 4. Mai im österreichischen Google Store zum Kauf stehen. Der Preis liegt erneut bei 99,99 Euro, es wird wieder Farbausführungen in Schwarz und Grau geben, die Varianten in hellem Rot und Blau sind hingegen anderen Ländern vorbehalten. Gerne betont Google auch seine Umweltschutzbemühungen – so seien 54 Prozent des Gehäuses aus recyceltem Kunststoff. (Andreas Proschofsky, 7.4.2021)