Mit dem Mig Award in der Kategorie "Medien" ausgezeichnet: Olivera Stajić.

Foto: MigAward

Wien – Olivera Stajić, Leiterin des Webvideo-Ressorts des STANDARD, ist mit dem Mig Award in der Kategorie "Medien" ausgezeichnet worden. Der Preis der österreichischen Migrantinnen und Migranten wird seit 2013 an Personen, Projekte und Organisationen verliehen, die sich für die Partizipation von Migrantinnen und Migranten einsetzen. Eine aus rund 600 Migrantinnen und Migranten aus ganz Österreich bestehende Jury hat heuer über Auszeichnungen in sieben Kategorien entschieden. Die Gewinnerinnen und Gewinner wurden am Dienstag live im Rahmen der digitalen Eröffnungsgala der Integrationswochen 2021 im Okto-Studio gekürt.

Stajić kam 2009 zum STANDARD, um daStandard.at zu leiten, eine Redaktion, die sich zur Aufgabe gemacht hatte, Nachwuchsjournalisten mit Migrationsgeschichte in den Mainstream zu holen. daStandard.at gewann 2011 den europäischen Civis-Medienpreis und 2012 den Prälat-Ungar-Preis, jeweils in der Kategorie Online. 2013 bis 2019 war Stajić Chefin vom Dienst online, leitete das Ressort Edition Zukunft und aktuell das Webvideo-Ressort des STANDARD. Seit Jänner 2019 schreibt Stajić die Kolumne "Gemišt", für die sie Ende 2019 mit dem Leopold-Ungar-Preis ausgezeichnet wurde.

Als Persönlichkeit des Jahres wurde der Rapper und Aktivist Petar Rosandić alias Kid Pex mit ausgezeichnet, der Caritas-Josefbus wurde als Projekt des Jahres prämiert. Weitere Preise gingen an Prosa– Projekt Schule für alle (Kategorie "Bildung und Soziales"), Habibi & Hawara (Kategorie "Wirtschaft und Arbeit") und No Hate Speech Austria (Kategorie "Initiative gegen Hass"). Den Negativpreis der Kategorie "Sackgasse 2021" gab es für die Abschiebung von in Österreich geborenen Kindern.

"Integrationsproblem"

"Menschen mit sogenanntem Migrationshintergrund gab es in Österreichs Redaktionen jahrzehntelang schlicht nicht", blickte Stajić in ihrer Dankesrede zurück: "Und so sah die Berichterstattung über Menschen mit Migrationsgeschichte meist aus: Sie kamen oft nur als 'Integrationsproblem' in der Berichterstattung vor. Oder, wenn es eine besonders 'schöne Geschichte' werden sollte, zeigte man Menschen, die sich nach Meinung der Mehrheitsgesellschaft 'besonders gut integriert' hatten."

Es werde noch lange dauern, bis die österreichischen Redaktionen die tatsächliche Zusammensetzung der österreichischen Gesellschaft widerspiegeln, erklärte sie: "Es ist noch lange nicht alles gut. Wenn es um die Berichterstattung über Rassismus und Diskriminierung geht, dann schlägt uns mancherorts noch immer sehr viel kalter Wind der Ignoranz entgegen. Oft genug wird nur über die Betroffen von Rassismus gesprochen. Oft genug lädt man sie nur ein, wenn es einen rassistischen Vorfall gibt, damit sie der Mehrheitsgesellschaft immer wieder von Neuem erklären, dass Rassismus und Diskriminierung tatsächlich existieren."

Eine diverse Zusammensetzung in den Medienhäusern sorge zwar oft automatisch dafür, dass sich ein anderer Blick auf Themen, Zugänge zu Themen oder Gästeauswahl einstelle. Doch in den von multiplen Krisen betroffenen Medienhäusern und Verlagen sei der Wettbewerb um Themen, Ideen, Zugänge und Raum in der Berichterstattung härter geworden, die Debatten und hitziger. Stajić: "Das Integrationsparadoxon hat die Medien erreicht: Je diverser die Redaktionen desto hitziger die Debatten, denn die Menschen mit Migrationsgeschichten und Diskriminierugserfahrungen haben nun auch eine Stimme. Und sie leihen sie jenen, die keine haben."

Es gebe aus ihrer Sicht "noch lange keine mediale Normalität, in der Migranten, ihre Nachkommen, Einwanderer oder nichtweiße Menschen, ein gleichberechtigter der Gesellschaft sind – und somit der medialen Berichterstattung. Wir haben noch einen Weg vor uns." (red, 7.4.2021)