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Vor allem in Zeiten der Pandemie erlebte das Radfahren in vielen Städten bereits einen Aufschwung.

Foto: AP/Martin Mejia

Wer in Städten wie Wien mit dem Rad unterwegs ist, hat es nicht immer leicht: An manchen Stellen ist der Radweg den Autos gefährlich nahe, an anderen fehlt er ganz. Im Vergleich zu den Fahrradhochburgen Europas wie Amsterdam oder Kopenhagen, wo Einwohner und Einwohnerinnen beinahe die Hälfte aller Alltagswege mit dem Fahrrad zurücklegen, sind es in Wien laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ) gerade einmal sieben Prozent.

Um die Energiewende in den Städten zu schaffen, gebe es daher noch reichlich Aufholbedarf – vor allem bei der Umstellung der Mobilität vom Autofahren auf Radfahren und Zu-Fuß-Gehen, schreiben Wissenschafter und Wissenschafterinnen internationaler Universitäten in einer aktuellen Studie. E-Autos allein würden laut der Studie bei weitem nicht reichen, um die Emissionsziele schnell genug zu erreichen.

Umstellung auf E-Autos zu langsam

Denn selbst wenn ab heute jeder Neuwagen der Welt ein E-Auto ist, könnte es noch 15 bis 20 Jahre dauern, bis die gesamte weltweite Fahrzeugflotte der Welt elektrisch ist, so die Wissenschafter. Hinzu kommen die versteckten Herstellungskosten der Autos, für die viele Seltene Erden benötigt werden, sowie die Materialen, die für den Bau und Erhalt des gewaltigen Straßennetzes nötig sind. Auch die Art der Stromgewinnung ist entscheidend dafür, wie sauber ein Elektroauto letzten Endes ist.

Die Forscher und Forscherinnen befragten 4.000 Menschen in London, Antwerpen, Barcelona, Wien, Örebro, Rom und Zürich über einen Zeitraum von zwei Jahren zu ihren täglichen Verkehrsmitteln und berechneten die damit einhergehenden Emissionen.

Viel weniger Emissionen

Das Ergebnis: Menschen, die angaben, täglich mit dem Fahrrad zu fahren, hatten um 84 Prozent niedrigere Verkehrsemissionen als jene, die das nicht tun. Pro zurückgelegter Strecke seien die CO2-Emissionen beim Fahrradfahren 30-mal niedriger als jene mit einem Diesel- oder Benzinauto und immer noch zehnmal niedriger als mit einem Elektroauto – die Anschaffungs-, Entsorgungskosten und Lebensdauer des Gefährts immer eingerechnet.

Würde nur einer von fünf Einwohnern in Städten seine Fortbewegung vom Auto ganz aufs Radfahren umstellen, ließen sich die Emissionen im Autoverkehr in Europa laut der Studie um acht Prozent reduzieren. Wer täglich eine Fahrt mit dem Auto durchs Radfahren ersetzt, spare im Jahr in etwa so viele Emissionen, wie bei einem Flug von London nach New York ausgestoßen werden.

Radboom nach Corona

Schon jetzt hat die Corona-Pandemie dazu geführt, dass in vielen europäischen Städten mehr Menschen mit dem Rad unterwegs sind. Laut der European Cyclist's Federation haben besonders Länder wie Finnland, Italien und Frankreich während der Pandemie mehr Geld in den Ausbau von Fahrradwegen in Städten gesteckt.

Auch für die Experten und Expertinnen der anfangs erwähnten Studie biete die Pandemie nun die Chance, bei der Förderung von Radfahren in Städten gleich mehrere Probleme auf einmal anzugehen: den Klimawandel, indem Emissionen schnell gesenkt werden, die Luftverschmutzung, die Gesundheit, indem sich die Bewohner mehr bewegen, und nicht zuletzt die Staus. (Jakob Pallinger, 7.4.2021)