Frequentis, Weltmarktführer bei Flugkommunikationssystemen, hat den Unternehmenssitz im Süden von Wien im zehnten Bezirk.

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Die Wiener Technologieschmiede Frequentis, Weltmarktführer bei Flugkommunikation, hat die Corona-Pandemie vergleichsweise gut weggesteckt, muss für 2020 aber dennoch Verluste ausweisen. Das Konzernergebnis verschlechterte sich von plus 12,5 Millionen Euro auf minus 3,4 Millionen – eine Folge des Crashs der Commerzialbank Mattersburg.

Ebendort hatte Frequentis 30,9 Millionen Euro an Einlagen geparkt. Diese Summe wurde bereits zum Halbjahr zur Gänze abgeschrieben. "Weil wir auf Nummer sicher gehen wollten", wie Frequentis-CEO Norbert Haslacher bei der Bilanzpräsentation am Mittwoch ausführte. Klagen seien eingebracht, ein Anwaltsteam lote zusätzliche Möglichkeiten aus. "Der Fall Commerzialbank ist für uns noch lange nicht vorbei," sagte Haslacher.

"Mehr Geld bei systemrelevanten Banken angelegt"

Welche Lehren Frequentis aus diesem Fall gezogen habe? "Wir legen jetzt mehr Geld aus unserem Cash-Bestand bei großen, systemrelevanten Banken an und weniger bei kleinen Banken", sagte Haslacher.

Operativ hat Frequentis 2020 sogar mehr Gewinn gemacht als im Jahr davor. Bei einem kaum veränderten Umsatz von rund 300 Millionen Euro verbesserte sich das Ergebnis vor Steuern und Abgaben (Ebit) um mehr als 50 Prozent auf 26,8 Millionen Euro. Der Hauptversammlung im Mai soll die Ausschüttung einer unveränderten Dividende von 15 Cent je Aktie vorgeschlagen werden – "als Zeichen der Kontinuität", wie Haslacher sagte. Die Commerzialbank-Causa sei als "Einmaleffekt" zu sehen.

Skerlan übernimmt von Bardach Finanzen

Ebenfalls bei der Hauptversammlung im Mai soll der Wechsel von Sylvia Bardach, seit vielen Jahren für die Finanzen des in Wien und Frankfurt börsennotierten Unternehmens verantwortlich, in den Aufsichtsrat über die Bühne gehen. Mit der Commerzialbank-Geschichte habe der Wechsel nichts zu tun, versicherte Haslacher, das sei bereits im Jänner 2020 entschieden worden. Außerdem sei Bardach, der 70 Prozent des Unternehmens gehören, selbst Hauptgeschädigte. Für die Finanzen wird künftig Peter Skerlan verantwortlich sein.

Dass Frequentis trotz Corona operativ gut performt habe liege daran, dass systemkritische Infrastruktur wie Flugsicherung, Bahnen oder Blaulichtorganisationen auch in Pandemiezeiten funktionieren müssten. Durch eingeschränkte Reisetätigkeit und Ausfall vieler Messen habe man sich im Vorjahr rund sieben Millionen Euro erspart. Dieser Effekt werde aber nicht nachhaltig sein, gewisse Reisen seien notwendig, Besuch von Messen auch.

Niedrigere Ebit-Marge erwartet

Heuer rechnet Haslacher mit einem gleichbleibenden, eventuell leicht steigenden Umsatz. Die Ebit-Marge, im Vorjahr 9,0 Prozent, werde voraussichtlich auf fünf bis sieben Prozent sinken – die Folge von wieder höherer Reise- und Messekosten sowie Ausgaben für die Integration von Atrics, einem im Vorjahr finalisierten Zukauf in Deutschland. (Günther Strobl, 7.4.2021)