Astra-Zeneca-Impstoff.

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Amsterdam/Wien/Brüssel– Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) gibt weiterhin grünes Licht für den Corona-Impfstoff des Herstellers Astra Zeneca. Trotz sehr seltener Fälle von Blutgerinnseln in Hirnvenen empfiehlt die EMA weiterhin uneingeschränkt die Anwendung des Impfstoffes. "Der Nutzen des Wirkstoffes bei der Bekämpfung von Covid-19 ist deutlich höher zu bewerten als die Risiken", sagte EMA-Chefin Emer Cooke am Mittwoch in Amsterdam.

Die Experten stellten zwar einen Zusammenhang zwischen Impfstoff und Thrombosen bei einer sehr geringen Zahl von Blutplättchen fest. Dies trete allerdings sehr selten auf. Die Behörde hält damit weiterhin an ihrer Bewertung des Präparates fest. Experten hatten zuvor Meldungen von Thrombosen nach einer Impfung eingehend untersucht. Diese Analysen würden fortgesetzt, wie die EMA mitteilte.

Großbritannien ändert Empfehlung

Die britische Impfkommission hat ihre Empfehlung für den Astra-Zeneca-Impfstoff nach einer Überprüfung geändert. Das Präparat soll künftig möglichst nur noch über 30-jährigen Erwachsenen verabreicht werden, wie die Kommission am Mittwoch mitteilte. Grund sind Berichte über seltene Fälle von Blutgerinnseln im Zusammenhang mit einer Impfung mit dem Vakzin.

In Großbritannien sind nach Angaben der Arzneimittelbehörde MHRA bisher 79 Fälle von seltenen Blutgerinnseln nach Impfungen mit dem Astra-Zeneca-Impfstoff aufgetreten. Dabei kam es zu 19 Todesfällen. Die meisten dieser Fälle betrafen junge Menschen

Sehr seltener Nebeneffekt

Thrombosen betrafen vor allem Frauen unter 60 Jahren binnen zwei Wochen nach der Impfung. Spezifische Risikofaktoren seien nach den bisherigen Erkenntnissen nicht bestätigt worden. Das Astra-Zeneca-Mittel sei ein wichtiger Baustein im Kampf gegen die Pandemie, sagte Cooke. Die gemeldeten Blutgerinnsel seien ein sehr seltener Nebeneffekt, der in den Beipackzetteln des Medikaments vermerkt werden solle. Dies solle auch in die Entscheidung über den weiteren Einsatz in einzelnen Ländern einfließen.

In Österreich hatte das Nationale Impfgremium vorige Woche mit Verweis auf die EMA die Weiterführung des Impfprogramms mit Vaxzevria empfohlen, verbunden mit dem Hinweis, dass man die neue EMA-Empfehlung abwarten wolle. Die kam nun am Mittwochnachmittag – und das österreichische Impfgremium schloss sich der EMA am späten Abend an: "Derzeit soll das Impfprogramm unter Berücksichtigung der epidemiologischen Situation und der verfügbaren Impfstoffe unverändert weitergeführt werden." Dies auch unter Verweis darauf, dass die Impfereignisse "mittlerweile gut charakterisiert und Kriterien zur frühzeitigen Diagnose und Therapie erstellt" wurden.

Österreich impft weiter

Mehrere Länder, darunter Deutschland, Frankreich und Kanada, haben den Einsatz von Astra Zeneca eingeschränkt. Andere Länder wie Dänemark setzten die Verwendung vorsichtshalber vollständig aus. In Österreich hatte das Nationale Impfgremium vergangene Woche die Weiterführung des Impfprogramms mit Astra Zeneca empfohlen. Die Weltgesundheitsbehörde (WHO) hat sich bisher für Impfungen mit Astra Zeneca ausgesprochen.

Astra Zeneca hat immer wieder erklärt, Studien hätten keine erhöhte Thrombose-Gefahr gezeigt. Die EMA geht nach eigenen Angaben derzeit mehr als 60 Berichten zu Gehirn-Thrombosen – also Blutgerinnseln – nach. Einige verliefen tödlich. Geimpften riet die EMA, auf die entfernte Möglichkeit der sehr seltenen Blutgerinnsel zu achten. Bei entsprechenden Symptome sollten sie sofort medizinischen Rat einholen, hieß es weiter.

Der Impfstoff mit dem Marktnamen Vaxzevria hatte Ende Jänner eine bedingte Marktzulassung für die EU erhalten. Danach ist der britisch-schwedische Hersteller weiterhin verpflichtet, alle Daten zu möglichen Nebenwirkungen weiterzuleiten. (APA, Reuters, 7.4.2021)