Das Konzept für Pavillon 4 auf dem Wiener Otto-Wagner-Areal: Die Pläne dafür stammen vom global agierenden US-Architektenbüro Kohn Pedersen Fox Associates.

KPF Associates

Schwarz-weiß gekachelte Böden, holzvertäfelte Wände in den Besprechungszimmern und Sitzbänke aus Bugholz ganz im Stile der Wiener Werkstätte. Im Freien geht das Lernen hurtig weiter: Vor einem der denkmalgeschützten Pavillons, im Halbschatten der ausgewachsenen Bäume, sitzen glückliche Studierende mit aufgeklapptem Laptop und unterhalten sich über die Zukunft zentraleuropäischer Bildungspolitik.

Gestern, Mittwoch, stellte die Central European University (CEU) ihre Pläne für die Sanierung und Revitalisierung des Otto-Wagner-Areals – besser bekannt unter dem Namen Steinhofgründe – der Öffentlichkeit vor. Geplant ist, zehn historische, denkmalgeschützte Pavillons, die früher Teil des weitläufigen Otto-Wagner-Spitals waren, für die Zwecke der CEU umzubauen. Das Jugendstiltheater, wahrscheinlich eines der schönsten und außergewöhnlichsten Häuser auf dem Areal, wird in Zukunft als Auditorium und Konferenzzentrum dienen.

Die größte Überraschung im bisherigen Prozedere ist die Auswahl der Architekten. Aus einem kleinen Wettbewerb unter insgesamt sieben internationalen Büros ging das weltweit agierende Büro Kohn Pedersen Fox Associates (KPF) mit 650 Mitarbeitern und Hauptsitz in New York als Sieger hervor. Zwar findet sich im Portfolio von KPF so manche historische Sanierung, und auch im Bildungsbereich in London, Oxford und Ann Arbor hat sich das Büro mittlerweile eine gute Expertise angeeignet, doch wirklich bekannt ist KPF für ein ganz anderes Kaliber – für die unzähligen Headquarters von Samsung, Amazon und Unilever sowie für seine 400 bis 600 Meter hohen Supertürme in New York, Seoul, Peking, Hongkong, Guangzhou und Schanghai.

"Einzigartige architektonische Vision erhalten"

"Die CEU hat bei der Gestaltung des neuen Campus nach einem innovativen Team gesucht, das die einzigartige architektonische Vision Otto Wagners erhalten, aber auch Antworten auf die Anforderungen einer Universität der Zukunft geben kann", sagt Michael Ignatieff, Rektor der CEU. "Der neue Campus muss flexibel nutzbar sein, um auf die Bedürfnisse verschiedenster Disziplinen und Formen des Zusammenarbeitens und Lernens eingehen zu können, die die Zeit nach der Pandemie sicherlich prägen werden."

Und James von Klemperer, Chefdesigner von KPF, zitiert seine österreichischen Vorfahren herbei und will Geschichte mit zeitgenössischer Architektur verbinden. Die Familie Kuffner war im Wiener Westen kulturell und wirtschaftlich umtriebig. Die Kuffner-Sternwarte zeugt davon. "Mit Gebäuden zu arbeiten, die von Otto Wagner, dem Meister der Protomoderne, und seinen Zeitgenossen entworfen wurden, ist eine immense Herausforderung, die viel Einfühlungsvermögen erfordert. Durch meinen familiären Hintergrund fühle ich mich motiviert, diese Verbindung herzustellen."

Die Indoor- und Outdoor-Visualisierungen, die ein bisschen künstlich amerikanisch und Computerspiel-animiert wirken, machen zwar neugierig, dennoch ist die Wahl in Bezug auf KPF Associates aus baukultureller Sicht nur schwer nachvollziehbar. Die CEU selbst, die heute noch in einem Interimsquartier in der Quellenstraße in Wien-Favoriten untergebracht ist, begründet den Zuschlag für das 35.000-Quadratmeter-Projekt mit einem mehrstufigen Auswahlprozess, in den sogar Studierende und Fakultätsmitglieder eingebunden waren.

"Kein Grund zur Sorge"

Michaela Schüchner (SP), Bezirksvorsteherin von Penzing, und Selma Arapović, Sprecherin für Stadtplanung und Stadterneuerung bei den Neos, die sich schon seit Jahren für den Erhalt des Otto-Wagner-Areals einsetzt, zeigen sich mit dem Projektfortschritt zufrieden. Mit der CEU werde das ehemalige Krankenhaus revitalisiert und einer zeitgemäßen Nutzung zugeführt, sagen beide: "Wir haben auf einen Flächenwidmungsplan gepocht, der im Juni 2020 im Gemeinderat beschlossen wurde und ganz genau festsetzt, welche Änderungen erlaubt sind und welche nicht." Man werde das Projekt im Auge behalten, sehe allerdings keinen Grund zur Sorge.

Die CEU beziffert die Baukosten mit rund 180 Millionen Euro. Eigentümerin des künftigen Uni-Kerngebiets ist und bleibt die Wiener Wirtschaftsagentur, die der CEU im Juni letzten Jahres ein 100-jähriges Baurecht mit Verlängerungsoption eingeräumt hat. Im Jänner 2023 sollen die ersten Bagger anrollen. Geplante Fertigstellung: 2025. (Wojciech Czaja, 8.4.2021)