Im November holte sich Dustin Johnson seinen ersten Masters-Erfolg und mit 268 Schlägen den Turnierrekord.

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Amerika ist fast immer früher dran. Siehe Musik, siehe Mode, siehe Impfen, siehe Sport. Also planen die Veranstalter des heute beginnenden US Masters im Golf mit täglich 12.000 Zusehern. Das sind zwar deutlich weniger als traditionell (bis zu 50.000), aber immerhin um 12.000 mehr als im Vorjahr. Wegen Corona war 2020 erst im November und ohne Publikum abgeschlagen worden – doch nun soll zum gewohnten Termin wieder halbwegs Normalität herrschen. Vorjahressieger Dustin Johnson hat beim traditionellen Champions Dinner einen feinen Salat, Filet Mignon und Wolfsbarsch auftischen lassen, danach gab’s Apfelkuchen mit Vanilleeis für die illustre Runde der Masters-Gewinner.

Alles wie gehabt. Doch am Wochenende will Johnson aus der Reihe tanzen. Der Schwiegersohn von Eishockey-Legende Wayne Gretzky strebt die Titelverteidigung an, sie ist ein rares Kunststück. Zuletzt schaffte es Tiger Woods 2002, davor war es nur Nick Faldo (1990) und Jack Nicklaus (1966) gelungen. Johnson steht vor einer großen Hürde, er hat 87 Gegner.

Woods witzig

Nicht dazu gehört der 15-malige Major-Champion Woods, der seine bei einem Autounfall Ende Februar erlittenen schweren Beinverletzungen auskuriert. Am Mittwoch wurde bekannt, dass überhöhte Geschwindigkeit als Unfallursache ausgemacht wurde.

Johnson und Rory McIlroy hatten Woods vor kurzem besucht und sich überrascht von dessen Befinden und seiner guten Laune gezeigt. Woods ließ zudem via Twitter wissen, er bedaure vor allem, das Champions Dinner verpasst zu haben. McIlroy glaubt an ein Woods-Comeback binnen Jahresfrist. "Wenn er sich gut erholt, könnte er in zwölf Monaten zurück sein", sagte der Nordire.

Ob mit oder ohne den Tiger, die Chancen von Johnson (36) stehen nicht schlecht. Der Weltranglistenerste holte sich im Vorjahr mit 268 Schlägen den Turnierrekord von Woods (270 anno 1997). "DJ" freute sich am ersten Trainingstag speziell über die Fans, die ihn begleiteten. "Es ist schön, dass sie wieder dabei sind. Das wertet es zu einem wunderbaren Masters auf."

Als erster Herausforderer Johnsons gilt Bryson DeChambeau. Der US-Open-Sieger hat sich viel vorgenommen, will mehr attackieren als im Herbst, als er als Mitfavorit nur 34. wurde. "Es gibt Löcher, an denen ich eine aggressivere Linie spielen kann als im November", sagte der Golf-Physiker, der mit selbstentwickelten Schlägern spielt.

DeChambeau kräftig

Was es für DeChambeau heißt, eine aggressive Linie zu spielen, zeigte er Anfang März bei seinem Sieg in Orlando. Dort hämmerte er einen Schlag quer über den See 370 Yards (340 Meter) weit Richtung Grün – ein Rekord. "Es war aufregend", sagte DeChambeau danach, "ich habe den Fans gegeben, was sie haben wollten." Ähnliches wünschen sich die Zuschauer auch in Augusta vom Muskelmann, der 2020 als Bester der US PGA Tour im Schnitt fast 338 Yards (rund 310 m) weit abschlug.

Mit außergewöhnlicher Schlaglänge kann Bernhard Langer nicht dienen. Das hat den 63-Jährigen noch nie ausgezeichnet. Der zweimalige Masters-Sieger (1985, 1993) hat andere Qualitäten. Langer ist nach wie vor fit, auch wenn ihn zuletzt Kniebeschwerden plagten. Im November hatte er als ältester Spieler beim Masters gecuttet.

Wiesberger eifrig

Österreichs einziger Masters-Teilnehmer ist erneut Bernd Wiesberger. Für den Burgenländer, der im Vorjahr auf Rang 58 kam, steht diesmal einiges auf dem Spiel. Denn nach dem verpassten Cut am Osterwochenende in San Antonio ist der 35-Jährige in der Weltrangliste vom 47. auf den 54. Platz zurückgefallen. Davor hatte Wiesberger seit Mitte Juli 2019 immer zu den Top 50 gezählt. Und nur diese schlagen automatisch beim Masters ab.

Um diesen Status bald wiederzuerlangen, muss Wiesberger nun an seine bisher besten Augusta-Resultate anschließen: 2015 wurde er bei seiner Premiere als bester Debütant 22., nach den Rängen 34 (2016) und 43 (2017) folgte dann 2018 der 24. Platz, ehe ihn eine Verletzung am linken Handgelenk zu einer Operation und einer mehrmonatigen Pause zwang. Dadurch fiel der Oberwarter in der Weltrangliste weit zurück und verpasste das Masters 2019. Nun tritt Wiesberger zum sechsten Mal in Augusta an. (fri, sid, APA, 7.4.2021)