Finanzminister Gernot Blümel in der "ZiB 2".

Screenshot: tvthek.orf.at

Es ist alles recht peinlich. Irgendwie beschleicht selbst den Zaungast der ÖVP-Chatprotokolle der Wunsch, es möge alles unterm Teppich verschwinden. Auch gewisse Fragen mögen bitte erst von Historikern beantwortet werden! Etwa ob romantische Sätze wie "Ich liebe meinen Kanzler" oder "Du kriegst eh alles, was du willst" (Kanzler an Öbag-Chef Thomas Schmid) Walter Meischbergers Superhit "Wos woa mei Leistung?" von der Chartspitze der unsterblichen Sätze dieses Landes verdrängen werden. Es ist dies alles, wie gesagt, dem TV-Zaunzeugen unangenehm, da ja die Vermutung, in der Politik gehe es allzu familiär zu, langsam zur Gewissheit wird. Es nutzt jedoch nichts, es ist nun mal öffentlich, auch Finanzminister Gernot Blümel weiß es. Er stellt sich der ZiB 2 und bekommt von Martin Thür das Peinliche mit sanfter Eindringlichkeit serviert.

Blümels Abwehrstil schwankt zwischen mahnendem Pädagogen ("Herr Thür, Sie kennen die Antwort!") und eingeübt klingender Einsicht. Sätze wie "Ich verstehe die Aufregung zum Teil" oder die Erkenntnis, im Chat nicht unbedingt immer die passende Formulierung gewählt zu haben, wirken irgendwie neu für Blümel. Dazwischen aber das Übliche: Es verbindet sich eine immer recht kühle Ausstrahlung mit der Bitte, die Dinge nicht aus dem zeitlichen und inhaltlichen Zusammenhang zu reißen.

ORF

An einer Stelle fragt Thür, ob sich Blümel für die öffentlich gewordenen Nachrichten schäme. Offenbar nicht direkt. Auch ihm, Thür, sei sicher schon einmal passiert, dass er etwas salopp formuliert hat, sagt Blümel sinngemäß, während der TV-Zaungast das Ende des Interviews ersehnte. Siehe erster Absatz. (Ljubiša Tošić, 8.4.2021)