Beim Wiener Hauptbahnhof gibt es schon Smartments.

Foto: Putschögl

In Heiligenstadt werden sie gerade fertiggebaut.

Visualisierung: GBI AG

Es hat bis ins Jahr 2020 gedauert und eine Pandemie gebraucht, damit viele Unternehmen draufgekommen sind, dass man einen Teil der Arbeit auch ortsunabhängig leisten kann. Homeoffice heißt das dann mittlerweile im Volksmund, ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn wer von daheim arbeiten kann, der kann auch von überall auf der Welt aus arbeiten. Remote Working, auf gut Deutsch Fernarbeit, trifft es da schon eher.

Nun ist das touristische Reisen in Zeiten von Corona zu einer nicht nur verpönten, sondern sogar verbotenen Sache geworden. Die Hotellerie darf ihre Pforten nicht für Freizeitreisende öffnen, was dazu führte, dass ein nicht unerheblicher Teil seit Monaten geschlossen ist.

Ganz anders hingegen sieht das bei den Serviced Apartments aus, wie die GBI Holding, Deutschlands größter Hotel-Entwickler, auf Anfrage des STANDARD bestätigt. "Wir hatten im ersten Quartal 2021 eine durchschnittliche Auslastung von rund 62 Prozent", sagt Burak Ünver, Geschäftsführer der Smartments Business Betriebsgesellschaft, die solche Serviced Apartments anbietet.

Kontaktlos und mit Küche

Serviced Apartments sind voll-möblierte Wohnungen, die für kürzere Zeiträume als normale Mietwohnungen, meist mehrere Wochen oder Monate, gemietet werden können. Sie werden also vor allem von Gästen genutzt, die länger in einer Stadt bleiben und dem Hoteltrott entfliehen wollen. Aber warum bleiben die Zahlen hier stabil?

"Reisen, und vor allem businessreisen, muss man immer – auch während einer Pandemie", sagt Ünver. Es seien vor allem Kunden auf Geschäftsreisen, die sich in die Serviced Apartments einquartieren. Oder aber Arbeitnehmer, die für Projektarbeiten für einen gewissen Zeitraum in eine andere Stadt müssen. Und auch die Digital Nomads, also Menschen, die auch schon vor der Pandemie ortsunabhängig arbeiten konnten, würden das Angebot gerne in Anspruch nehmen.

Arbeit und Freizeit

Die GBI bietet ihre Dienste in Österreich unter anderem in Wien und in Graz an, das Phänomen ist aber weltweit auf dem Vormarsch, und vor allem Urlaubsziele dürften sich in naher Zukunft nach den Leuten umschauen, die Arbeit und Freizeit mehr denn je verbinden wollen, indem sie einfach dort arbeiten, wo sie schon immer einmal Urlaub machen wollten.

Ünver sieht allerdings auch das geringe Risiko der Ansteckung als einen Vorteil: "Die Anzahl der Geschäftsreisen sinkt, dafür steigt die Dauer, damit auch die Risiken der Reise minimiert werden." Die Serviced Apartments hingegen funktionieren von der Buchung bis hin zum Check-in komplett kontaktlos. Zudem ist man hier nicht auf ein Buffet angewiesen, jedes Apartment ist mit einer Küche für die Selbstversorgung ausgestattet – ein wichtiger Punkt, sagt Ünver.

Kein Pandemiephänomen

Dass dieser Trend ernst zu nehmen ist, merkt man auch daran, dass diverse Hotelketten auch ein Stück vom Kuchen haben wollen. 25hours Hotels, die Lindner-Kette oder auch Citizen M boten und bieten während der Pandemie Zimmer für Langzeitgäste an, die meist eben beruflich unterwegs sind. Und Ünver bestätigt, dass auch Investoren immer hellhöriger werden, wenn es um das Thema Serviced Apartments geht. Das ist ebenfalls ein Zeichen dafür, dass es kein Pandemiephänomen, sondern ein lang anhaltender Trend werden dürfte – vor allem dank der verstärkten Digitalisierung vieler Branchen.

In Österreich wird die GBI AG als Nächstes einen Standort in der Muthgasse in Wien-Heiligenstadt in Betrieb nehmen. Hier an der U4-Endstation soll bis Juli eine erste Hybridversion der Smartments entstehen – Business und Student unter einem Dach. Weitere Ideen hat man für Linz, Graz und Innsbruck, und "natürlich haben wir auch Salzburg und Klagenfurt auf der Liste", sagt Ünver. (Thorben Pollerhof, 13.4.2021)