Viele wünschen sich mehr Platz für das Wohnen – finanziell spielt es das in den meisten Fällen aber nicht. Daher müssen Grundrisse flexibler und der zur Verfügung stehende Platz besser genutzt werden.

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Es gibt viele Gründe dafür, eine Wohnung zu kaufen. Der naheliegendste ist, dass man sich eine Wohnung zulegt, um diese zu bewohnen. Aber es gibt auch andere Interessen: "Es stecken immer mehr wirtschaftliche Gründe hinter dem Immobilienkauf. Die Verun sicherung der Bevölkerung und die Entwicklung der Kapitalmärkte sind jetzt die treibenden Faktoren", sagte Sandra Bauernfeind, Wohnimmobilienexpertin bei EHL Immobilien, in einem Gespräch zum Wohnimmobilienmarkt.

Konkret befeuern die Corona -Krise und günstige Zinsen den Run auf Immobilien als Anlageform durch private und institutionelle Investoren. Letztere kaufen gern ganze noch in Bau befindliche Wohnprojekte, um die Wohnungen später zu vermieten. Weil so viele Mietwohnungen auf den Markt kommen, rechnet man bei EHL vorerst bei Neuvermietung mit geringen Mietensteigerungen von bis zu 1,5 Prozent.

Die Nachfrage sei am Mietenmarkt derzeit stabil. Wer von den wirtschaftlichen Pandemie folgen betroffen sei, zögere die Entscheidung über eine neue Wohnung lieber hinaus. Und wer es sich leisten könne, überlege sich eine Eigentumswohnung, heißt es im Bericht.

Knappes Angebot

Auf dem Eigentumswohnungsmarkt schaut die Situation anders aus: Hier wird das Angebot durch die Käufe von Investoren verknappt – und die Preise steigen. Erschwerend kommt hinzu, dass nach vielen Fertigstellungen 2020 (19.000) und auch 2021 (17.000) ab 2022 insgesamt weniger Wohnungen auf den Markt kommen dürften. Daher rechnen die Expertinnen und Experten mit Preissteigerungen von drei bis 3,5 Prozent, in zentralen Lagen gar mit einem Plus von bis zu 4,25 Prozent.

Der Sekundärmarkt – also der Verkauf von Bestandswohnungen – funktioniere zwar, aber auch hier gebe es weniger Angebot, betont Sandra Bauernfeind: "Wer derzeit nicht verkaufen muss, wird es auch nicht tun." Blasentendenzen sieht sie aber keine. Die Finanzierungsstruktur sei am Privatsektor eine gesunde: "Es finanziert keiner auf Biegen und Brechen." Wohl auch, weil Banken ihre Bonitätsanforderungen erhöht haben – und öfter als vor Corona Finanzierungen auch abgelehnt werden.

Mehr Platz

Besonders seit Beginn der Corona-Krise sehnen sich viele Menschen nach einem eigenen Raum für das Homeoffice oder einem Balkon. Der limitierende Faktor ist dabei aber letztendlich das zur Verfügung stehende Haushaltsbudget, betont Bauernfeind, weshalb die Wohnungsgrößen auch in Zukunft nicht wachsen dürften.

Einziger Trost: Grundrisse werden künftig wohl mehr auf die neuen Anforderungen eingehen. "Conceptual Living" heißt das Schlagwort, mit dem durch flexible Grundrisse und modulare Einrichtungsgegenstände – zumindest gefühlt – mehr Platz zur Verfügung steht. (Franziska Zoidl, 8.4.2021)