Das Stadion San Mames in Bilbao verfügt über eine Kapazität von 53.300 Zuschauer.

Foto: AFP/ANDER GILLENEA

Bilbao/Madrid – Bilbao droht als Spielort der Fußball-EM (11. Juni bis 11. Juli) wegzufallen. Angesichts der Bedingungen der Regionalregierung des Baskenlandes seien Spiele vor Publikum undenkbar, teilte der spanische Verband (RFEF) mit. Die sieben Forderungen der Behörden seien bis Juni "unmöglich zu erfüllen", hieß es. Zuvor hatte die Stadt Bilbao der UEFA laut spanischen Medienangaben gemeldet, dafür bereit zu sein, das San Mames zu 25 Prozent (ca. 13.300 Zuschauer) zu füllen.

Abwarten

Offen ist, ob der europäische Fußball-Verband darauf bestehen wird, dass EM-Spiele vor Zuschauern stattfinden müssen. UEFA-Präsident Aleksander Ceferin hatte am Mittwoch im Rahmen eines Besuchs beim Champions-League-Heimspiel von Bayern München gegen Paris Saint-Germain (2:3) gesagt, man müsse sich ansehen, wie die Gesundheitssituation aussehe. "Wenn es die Situation erlaubt, erwarten wir Zuschauer", erklärte der Slowene auf Sky.

Die baskische Regionalregierung will EM-Spiele vor Zuschauern nur unter bestimmten Bedingungen zulassen. Dazu gehört unter anderem, dass bis zum 14. Juni mindestens 60 Prozent der Bevölkerung des Baskenlandes sowie auch ganz Spaniens gegen das Coronavirus geimpft sein müssen. Dem Impfprogramm der Zentralregierung zufolge wäre diese Bedingung allerdings nicht zu erfüllen. Madrid will erst bis Ende August rund 70 Prozent aller Bürger immunisiert haben. Und Medien bezweifeln auch, dass dieses Ziel realisierbar ist.

Eine andere Forderung, die laut Verband nicht zu erfüllen ist, lautet, dass im Juni höchstens zwei Prozent aller Intensivbetten mit Covid-Patienten besetzt sein dürfen. "Das alles wird dazu führen, dass es in Bilbao kein Publikum geben wird", hieß es in einer RFEF-Stellungnahme. In der baskischen Stadt wäre neben den drei Gruppenspielen Spaniens gegen Schweden, Polen und die Slowakei auch ein Achtelfinale geplant.

Wackelkandidaten

Mehrere der zwölf vorgesehenen EM-Gastgeber hatten bereits ihre Bereitschaft erklärt, Begegnungen vor Zuschauern auszurichten, darunter Glasgow, Amsterdam, London, St. Petersburg, Kopenhagen, Bukarest und Rom. Für Baku und Budapest werden ebenfalls keine Probleme erwartet. Der zweitgrößte Wackelkandidat neben Bilbao scheint derzeit Dublin. Auch die Situation in München gilt als ungewiss. (APA, dpa, 8.4.2021)

Die zwölf derzeit geplanten Ausrichterstädte der Fußball-EM im Sommer (11. Juni bis 11. Juli) haben bis zu einer Deadline des europäischen Verbandes UEFA am Mittwoch allesamt ihre aktuellen Konzepte zur Zulassung von Zuschauern in der Corona-Pandemie abgegeben. Laut Medieninformationen können diese noch bis 28. April modifiziert werden, ehe eine endgültige Entscheidung über mögliche Turnieränderungen fallen soll.

Ein Überblick über den Status in allen zwölf Gastgeberländern:

London (England):

Stadion: Wembley (Kapazität 90.000 Plätze)

Geplante Spiele: drei Gruppenspiele, ein Achtelfinale, beide Semifinali und Finale

Status: Sportminister Oliver Dowden ist zuversichtlich, dass bei den Gruppenspielen 10.000 Zuschauer möglich sein werden. Diese Zahl soll in der K.o.-Phase "substanziell" erhöht werden

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Rom (Italien):

Stadion: Stadio Olimpico (Kapazität 72.700)

Geplante EM-Spiele: drei Gruppenspiele, darunter das Eröffnungsspiel, und ein Viertelfinale

Status: Laut Italiens Verband sei ein "starkes Signal" für einen Start mit Zuschauern von der Regierung eingegangen. Die genaue Zahl und weitere Parameter seien vor allem vom Impffortschritt abhängig.

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St. Petersburg (Russland):

Stadion: St. Petersburg Stadion (Kapazität 68.000)

Geplante Spiele: drei Gruppenspiele und ein Viertelfinale

Status: Das lokale Organisationskomitee gab bereits im März bekannt, dass es auf eine Stadionauslastung von 50 Prozent hoffe.

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München (Deutschland):

Stadion: Fußball Arena München (Kapazität 70.000)

Geplante Spiele: drei Gruppenspiele und ein Viertelfinale

Status: Absicht ist es laut Medienberichten weiterhin, alle vier Partien in München abzuhalten. Angesichts der Pandemie-Lage ist Bayerns Ministerpräsident Markus Söder aber skeptisch mit "großartigen Zuschauerzahlen" operieren zu können.

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Baku (Aserbaidschan):

Stadion: Baku Olympiastadion (Kapazität 69.870)

Geplante Spiele: drei Gruppenspiele und ein Viertelfinale

Status: bisher keine offizielle Stellungnahme

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Amsterdam (Niederlande):

Stadion: Johan Cruyff ArenA (Kapazität 55.500)

Geplante Spiele: drei Gruppenspiele, darunter Niederlande – Österreich (17. Juni), und ein Achtelfinale

Status: Der niederländische Verband plant derzeit mit 12.000 Zuschauern pro Spiel, dafür gebe es aufgrund der unberechenbaren Situation mit dem Coronavirus aber "keine Garantien".

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Bukarest (Rumänien):

Stadion: Arena Nationala (Kapazität 55.600)

Geplante Spiele: drei Gruppenspiele, darunter Österreich – Nordmazedonien (13. Juni) und Österreich – Ukraine (21. Juni), und ein Achtelfinale

Status: Laut Rumäniens Sportministerium sollen bis zu 13.000 Zuschauer pro Spiel, darunter auch ausländische Fans, erlaubt sein. Das entspricht rund 25 Prozent der Stadionkapazität – ein wichtiger Richtwert für die UEFA.

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Bilbao (Spanien):

Stadion: San Mames (Kapazität 53.300)

Geplante Spiele: drei Gruppenspiele und ein Achtelfinale

Status: Die Stadt gab gegenüber der UEFA an, bereit zu sein, das Stadion zu 25 Prozent (ca. 13.300 Zuschauer) zu füllen, laut Spaniens Fußballverband seien die dafür von der baskischen Regionalregierung verhängten Auflagen bis zum Start des Turniers aber "unmöglich zu erfüllen". Bilbao wackelt daher als Spielort.

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Kopenhagen (Dänemark):

Stadion: Parken Stadion (Kapazität 38.065)

Geplante Spiele: drei Gruppenspiele und ein Achtelfinale

Status: Die dänische Regierung gab bekannt, dass zumindest 12.000 Fans pro Spiel zugelassen sein werden.

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Dublin (Irland):

Stadion: Dublin Arena (Kapazität 51.700)

Geplante Spiele: drei Gruppenspiele und ein Achtelfinale

Status: Der irische Verband gab bekannt, dass er "zu diesem Zeitpunkt nicht in der Lage" sei, Zusagen für ein Minimum an Zuschauern abzugeben. Ob die geplanten Spiele in Dublin bleiben, ist daher offen.

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Glasgow (Schottland):

Stadion: Hampden Park (Kapazität 51.870)

Geplante Spiele: drei Gruppenspiele und ein Achtelfinale

Status: Die schottische Regionalregierung hat bereits zugestimmt, bis zu 25 Prozent der Stadionkapazität zuzulassen. Dadurch sollen etwas mehr als 12.000 Fans Eintritt finden.

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Budapest (Ungarn):

Stadion: Puskas Arena (Kapazität 67.200)

Geplante Spiele: drei Gruppenspiele und ein Achtelfinale

Status: bisher keine offizielle Stellungnahme