Kemeta/Kemeten – Am Donnerstag war, wie jeden 8. April seit 1990, der Internationale Roma-Tag; ein Tag beinahe ritueller Bekundungen offizieller Stellen. Selbst die Bundesregierung hat im Ministerrat am Mittwoch das Thema behandelt und sich für "Gleichstellung, Inklusion und Teilhabe von Romnija und Roma" ausgesprochen.

Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) erklärte, die Roma – die unter den Nazis fast alle ermordet wurden – seien ein "unverzichtbarer Teil der burgenländischen Identität". Georg Rosner, der ÖVP-Bürgermeister von Oberwart, wo 1995 vier Roma durch die Rohrbombe von Franz Fuchs ums Leben gekommen waren, sagte das mit fast denselben Worten.

Sonntagsreden

Solche Sonntagsreden mögen jenen, die Jahr für Jahr eh hinhören, ein wenig langweilen. Sie sind aber dort, wo Jahr für Jahr weggehört wird, so was wie der stete Tropfen, der den Stein höhlt.

Schon 2016 hat die Volkshochschule der burgenländischen Roma per Plakat auf das Fehlen eines würdigen Gedenkens hingewiesen. Jetzt soll es endlich kommen.
Foto: wei

Das wohl erbaulichste Ereignis des donnerstägigen Roma-Tages war eine Veranstaltung im kleinen, südburgenländischen Kemeten. Dort wurde nämlich vom SP-Bürgermeister Wolfgang Koller im Rahmen einer kleinen Veranstaltung richtiggehend geschworen, nun endlich ein Denkmal zur Erinnerung an die Kemeter Roma aufzustellen. Mit rund 200 Bewohnern war das einst eine der größten Romasiedlungen des Burgenlandes.

In der Kritik

Seit mehr als zehn Jahren wird um ein solches Erinnerungszeichen gerungen. Kollers SP-Vorgänger hat immer wieder gezögert. "Kemeten", sagt jetzt Koller, "ist oft auch medial arg in der Kritik gestanden."

Bis zum September will der Ort nahe Oberwart nun aber wirklich eine Gedenkstätte errichten, als Teil einer umfassenden Ortsgeschichtsmeile. Und zwar "in der Nähe der ehemaligen Romasiedlung".

Das Problem dabei, erzählt Andreas Lehner, der ausführende Künstler, "man weiß nur ungefähr, wo diese Siedlung gelegen ist". So gründlich hat man vergessen.

Und so auch gründlich unter Beweis gestellt, dass Ritualbekundungstage durchaus auch ihren Zweck haben können. (Wolfgang Weisgram, 8.4.2021)