Bildungsminister Heinz Faßmann mit Klimaschutzministerin Leonore Gewessler und dem Präsidenten der FHs, Raimund Ribitsch. Karin Bauer (DER STANDARD) hat das virtuelle Panel moderiert.
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Nach 25 Jahren Fachhochschulen in Österreich tritt der Sektor selbstbewusst und fordernd auf. Deutliches Zeichen dafür ist das alljährliche Forschungsforum der 21 FHs: eine zweitägige Leistungsschau – in dieser Woche nunmehr zum 14. Mal organisiert und diesmal unter das Motto "Zukunft verantwortungsvoll gestalten" gestellt. Folglich war nicht nur der zuständige Ressortminister Heinz Faßmann (Wissenschaft, Forschung, Bildung) zur Diskussion geladen, sondern auch Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.

Immerhin, so Raimund Ribitsch, der Präsident des Vertretungsgremiums Fachhochschulkonferenz (FHK), trage sein Sektor wesentlich zu den großen Zielen des Kontinents mit dem Green Deal bei, wonach Europa 2050 klimaneutral sein soll. Durch ihre Wirtschaftsnähe und durch ihre kooperative angewandte Forschung mit regional ansässigen Unternehmen entstehe auch jener Forschungshebel, der letztlich in Unternehmen, Produkten, Verfahren und Methoden einer grünen Transformation münde. Zudem entstünden an ebendiesen Schnittstellen auch die neuen Berufsbilder und entwickelten sich die neuen Kompetenzenkataloge.

Nachhaltig – auch für die Kasse

Von aktuell etwa 500 Forschungsprojekten seien 240 direkt den grünen Themen – Energie, Mobilität, Umwelt – zuzuordnen, einhundert weitere dieser Art stünden in der Pipeline. 78 der zusammen etwa 500 Studiengänge seien thematisch auf Mobilität, Energie, Nachhaltigkeit spezialisiert.

Damit ist Präsident Ribitsch auch schnell bei seiner Hauptforderung nach "nachhaltiger, leistungsorientierter Finanzierung der FH-Forschung durch den Bund. Eine Basisfinanzierung wie bei den Unis steht den FHs ja gesetzlich nicht zu, sie werben wesentlich Fördergelder ein, erhalten infrastrukturelle und projektorientierte Gelder ihrer Erhalter und lukrieren etwa 20 Prozent aus den Kassen der kooperierenden Firmen. Die Rede ist von einem durchschnittlichen Jahresumsatz dieser Forschung von gesamt etwa 121 Mio. Euro. Ribitsch denkt bei seinen Forderungen an Faßmanns Verdoppelung der Gelder. Und sagt dazu: "Klar ist allerdings, dass die Fachhochschulen Output-, nicht Input-orientiert sind."

Der Minister winkt auch heuer erwartungsgemäß bezüglich einer schnellen Öffnung seiner Kassen ab und bleibt sinngemäß beim Auftrag kompetitiven Einwerbens – reden könne man aber natürlich immer. Wenn es um die Finanzierung der Forschungsinfrastruktur gehe, so Faßmann, dann seien zunächst aber die FH-Erhalter (das sind Länder, Sozialpartner oder im Verein organisierte Stakeholder, je nach Bundesland) gefragt. Er sehe den Bund nicht in nachhaltiger Finanzierungsrolle, das sei auch nicht der gesetzliche Auftrag.

Mehr Geld? Ja, aber

Unbestritten im durchaus kontroversen Diskussionsforum: An der Forschung und deren Übersetzung hängt vieles bei der grünen Transformation. Mehr Mittel? Ja, aber aus anderen Quellen als der direkten Bundeskasse. Da verweisen sowohl Faßmann als auch Gewessler auf zusätzliche Mittel in der Förderlandschaft und auf jene Milliarden, die aus dem Horizon-Programm der EU zur Verfügung stehen. "In den nächsten Jahren werden wir viele Menschen brauchen, die als Klimaschutzprofis tätig sind. Das sind echte Klimaschutzjobs – krisenfest und zukunftssicher.

Diese Arbeitsplätze der Zukunft entstehen, weil wir unser Klima schützen. Die Ausbildungsmöglichkeiten der FHs sorgen mit ihren Angeboten für die Spezialistinnen und Spezialisten, die es genau jetzt – im Kampf gegen die Klimakrise – braucht. Die Rolle der angewandten Forschung ist gleichzeitig für eine klimafreundliche Zukunft von zentraler Bedeutung. Unternehmens- und anwendungsnahe Forschung bieten uns dabei die Chance, rasch technologische Lösung für die Herausforderungen von morgen in die Umsetzung zu bringen, und sorgen für heimische Wertschöpfung", so Gewessler.

Beide geladene Minister zeigen sich einig happy über das neue Forschungsfinanzierungsgesetz, worin klare Ziele für die kommenden zehn Jahre definiert sind und worin auch die Forschungs- Technologie und Innovationsstrategie (FTI) des Bundes eingebettet ist, der alleine fast vier abrufbare Milliarden Euro zuzurechnen sind.

Faßmann appelliert zudem recht eindringlich an ein neues Kooperationsverständnis im "stark fragmentierten" tertiären Sektor. Universitäten und Fachhochschulen, aber auch Privatunis haben – trotz regionaler Unterschiede in der Aufstellung zueinander – bekanntlich ja nicht immer ein harmonisches Verhältnis. "Wissen Sie, wie viele Studiengänge es gibt?", fragt der Forschungsminister in die Diskussionsrunde am Donnerstag und antwortet gleich selbst: "Über eintausend – da kann niemand den Überblick behalten." Er wünscht sich von den Fachhochschulen, nicht weitere Studiengänge zu erfinden, sondern die großen Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung in die bestehenden Curricula fortlaufend einzubetten und weiterzuentwickeln. (kbau, 9.4.2021)