Elmar Pitzer (38) arbeitet seit mehr als 20 Jahren bei Steiner 1888 in Mandling, Salzburg. Zu dem Beruf des Webers ist er über ein Praktikum im Zuge seiner Ausbildung in der Textilfachschule gekommen.
Foto: Steiner 1888

Letztes Jahr hatte Elmar Pitzer sein 20-Jahr-Firmenjubiläum. Mehr als sein halbes Leben ist er nun schon in der Lodenwalke tätig. Zu dem ungewöhnlichen Beruf des Webers ist er eher zufällig gekommen. "Direkt nach der Hauptschule habe ich keine Lehrstelle gefunden", sagt Pitzer. Über die Schülerberatung bekam er den Tipp, in die Textilfachschule in Haslach an der Mühl, in Oberösterreich, zu gehen. Die dreijährige Fachausbildung hat ihm besonders gefallen, "weil man da viel mit dem Computer machen konnte, zum Beispiel neue Designs entwickeln". Aber auch das Handwerk und das Arbeiten an den Maschinen haben ihn zu seinem Berufswunsch gebracht.

Über ein vierwöchiges Praktikum bei Steiner 1888 bekam er dann seinen heutigen Job: "Die Chefs haben damals sofort gesagt, dass ich gleich nach der Schule hier anfangen kann." Sein Vorgänger stand damals kurz vor der Pension. Heute ist Pitzer Webmeister und leitet die Abteilung Weberei im Unternehmen.

Familienbetrieb

Der Familienbetrieb wurde 1888 in Mandling – an der Grenze zwischen Salzburg und der Steiermark – gegründet und wird aktuell in der fünften Generation von den Cousins Johannes und Herbert Steiner geführt. "Auch meine Schwester und Cousine sind als Prokuristinnen tätig", sagt Herbert Steiner. Die Textilherstellung teilt sich in drei Bereiche: die Spinnerei, die Weberei und die Ausrüstung. Produziert wird vollstufig, das heißt von der Wolle bis zum fertigen Produkt, beispielsweise Kleidung oder Wolldecken. Wobei nur die Prototypen für Bekleidung in Österreich gefertigt werden, "in großen Mengen wird dann in der Slowakei, Slowenien und Rumänien produziert. Immer wieder beliefern wir auch französische und italienische Modehäuser mit unseren Stoffen", sagt Steiner.

Im Betrieb sind alle Altersgruppen vertreten, die Mitarbeitenden sind zwischen 22 und 61 Jahre alt. Insgesamt sind 60 Beschäftigte in der Manufaktur und Unternehmenszentrale in Mandling tätig. Und viele von ihnen bleiben bis zur Pension. Das Arbeitsklima sei deshalb sehr angenehm, und über die Jahre kennt man einander auch privat ganz gut. Pitzer hat ebenfalls vor, noch lange dort zu bleiben.

Insgesamt gibt es zwölf Webmaschinen. Elmar Pitzers Hauptaufgabe ist es, diese einzustellen.
Foto: Steiner 1888

Über dem Kollektivvertrag

"Eine hohe Fluktuation wäre für den Betrieb tödlich", sagt der Geschäftsführer. Im Umkreis von 100 Kilometern gibt es nur seinen Textilbetrieb. In der ganzen Ostregion – Oberösterreich, Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, Burgenland und Wien – gebe es laut ihm keine fünf Weberlehrlinge. Es sei schwierig, Auszubildende und Fachkräfte zu finden. "Deswegen zahlen wir deutlich über dem Kollektivvertrag", sagt Steiner. Das Einstiegsgehalt liegt für Textilgestaltung mit dem Schwerpunkt Weberei bei 1370 bis 1620 Euro brutto pro Monat. Seine Mitarbeitenden steigen mit 1500 Euro netto pro Monat ein. Dazu kommen dann noch Leistungsprämien. Auch das Lehrlingseinkommen sei wesentlich höher als in anderen Berufen der Textilbranche. "Sonst würde ich gar keine Auszubildenden bekommen", sagt Steiner.

Warum Pitzer sich heute wieder für den Beruf des Webers entscheiden würde? Er findet ihn spannend und abwechslungsreich. "Es kommt immer was Neues dazu. Neue Kollektionen, neue Farben, neue Produkte. Es wird nicht langweilig." Das größte Problem sei, dass viele junge Menschen gar keine Vorstellung von dem Beruf hätten und deshalb nicht daran denken würden.

Insgesamt gibt es zwölf Webmaschinen. Pitzers Hauptaufgabe ist es, diese einzustellen. Danach werden sie an andere Weberinnen und Weber übergeben. Prinzipiell wird in zwei Schichten gearbeitet, wobei Pitzer als Abteilungsleiter schichtübergreifend arbeitet und seine Arbeitszeit flexibler gestalten kann. Allerdings: "Seit Corona hat sich die Auftragslage schon verändert. Aktuell sind wir deshalb in Kurzarbeit und es ist noch wichtiger, die Schichten gut einzuteilen." (Anika Dang, 11.4.2021)