Die anhaltenden Negativschlagzeilen über Astra Zeneca sorgen für Verunsicherung und Impfabmeldungen.

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Der Corona-Impfstoff von Astra Zeneca kommt nicht aus den Negativschlagzeilen. Diese Woche wird kein Impfstoff des schwedisch-britischen Herstellers in Österreich eintreffen. Kommende Woche wird dann mit 26.400 Dosen auch nur knapp die Hälfte der zunächst erwarteten 50.900 eintreffen. Zudem werden die für kommende Woche vorläufig bestätigten 64.800 Dosen voraussichtlich wieder erst am Sonntag (18. April) verschickt und somit erst in der übernächsten Woche eintreffen.

Am Donnerstag hatte Astra Zeneca – nach dem Totalausfalls des Impfkontingents für diese Woche – noch in einer schriftlichen "Klarstellung" geschrieben, dass die für die Kalenderwoche 15 (12. bis 18. April) geplanten Dosen von den etwaigen Verzögerungen "unberührt ebenfalls nächste Woche geliefert" werden. Dies dürfte nun doch nicht zutreffen. Das Gesundheitsministerium erklärte, dass es selbst immer erst Freitags von dem Unternehmen darüber unterrichtet wird, welche Menge in der kommenden Woche fix geliefert werden. Dies würde dann umgehend an die Bundesländer weiterkommuniziert.

Abmeldungen und Ablehnung

Auch die vorhandenen Impfdosen stoßen bei immer mehr Menschen auf Ablehnung. In der Steiermark haben in dieser Woche rund 1.700 von 5.000 angemeldeten Personen ihren Impftermin nicht wahrgenommen, sagte der steirische Impfkoordinator Michael Koren dem ORF.

Das gleiche Bild zeigt sich bei den kommenden steirischen Impfterminen: "Nächste Woche gibt es 25.000 Impfungen mit Astra Zeneca, davon haben sich schon 3.700 abgemeldet und wollen den Impftermin nicht wahrnehmen", sagte Koren.

Die erhebliche Verunsicherung über den Impfstoff von Astra Zeneca macht sich auch schon in Wien bemerkbar. Momentan verzeichnet die Stadt rund zehn Prozent Absagen bei Impfterminen – aufgrund von Erkrankungen oder Terminkollisionen, aber auch aus Sorge vor dem Astra-Zeneca-Impfstoff. Auch in Oberösterreich sagen rund fünf Prozent die Termine mit für eine Astra-Zeneca-Impung ab, heißt es auf Anfrage vom Landeskrisenstab. Die Nachfrage überwiege die Skepsis jedoch bei weitem. Es gebe keine Probleme, die frei gewordenen Slots sofort wieder aufzufüllen.

Laut Empfehlung des Nationalen Impfgremiums soll der Impfstoff in Österreich jedoch weiterhin in allen Altersgruppen verimpft werden. Das Gremium folgt dabei der Empfehlung der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA).

Im Burgenland hat man noch keine Abmeldungsbewegungen wahrgenommen. Jasmin Puchwein, die Sprecherin von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ), führt das auch auf das spezielle burgenländische Anmeldesystem zurück. "Allen, die zum Impfen drankommen, bieten wir drei Termin an und schreiben auch den Impfstoff dazu." Ausdrücklich abmelden müsse sich aber niemand, deshalb wisse man gar nicht, warum jemand einen Termin nicht wahrnimmt: "Wenn jemand nicht kommt, rückt ein anderer nach. Die Impfzentren und Impfärzte haben Wartelisten mit Leuten aus derselben Personengruppe. Die werden dann durchgerufen. Das funktioniert bis jetzt gut, keine Impfdose ist übriggeblieben."

Nur vereinzelt Abmeldungen im Westen

Im Westen werden derzeit weit weniger Impftermine abgesagt, wie ein STANDARD-Rundruf zeigt. In Salzburg halten sich die Abmeldung bisher in Grenzen, heißt es vom Sprecher des Landes, Franz Wieser. Nur vereinzelt würden angemeldete Personen sich nun doch nicht impfen lassen. "Was wir feststellen, ist, dass die Leute viel mehr Information zu Astra Zeneca brauchen", sagt Wieser. Deshalb verfolge Salzburg eine transparente Informationspolitik. Bei der Impfaktion für die Pädagoginnen und Pädagogen in der Karwoche habe man etwa runde Tische mit Impfexperten veranstalten, bei denen mehr als tausend Teilnehmer waren.

Die anhaltende Diskussion über den Impfstoff verunsichere die Menschen, sagt Wieser. Die Auswirkungen der Entscheidung Deutschlands, den Impfstoff nur noch an ältere Personen zu verimpfen, werde man wohl erst Mitte nächster Woche beurteilen können. Impfstoff verfallen werde jedenfalls auch bei mehreren Abmeldungen nicht. Sollten mehrere Personen nicht zur Impfung erscheinen, werden einfach weitere Gruppen nach dem Impfplan zur Impfung eingeladen. Zudem sei es bei Astra Zeneca auch leichter, weil der Impfstoff länger im Kühlschrank lagern kann.

Tirol und Vorarlberg impfen weiter nach Plan

In Vorarlberg werden Absagen "wie auch schon die Wochen zuvor in überschaubarem Ausmaß" registriert, heißt es vom Land. Es gelinge dennoch problemlos, alle zur Verfügung stehenden Astra-Zeneca-Dosen zu verimpfen. Bei Terminabsagen kontaktiere man kurzerhand die nächsten Personen, die sich haben vormerken lassen und laut Impfplan infrage kommen.

Auch in Tirol sind die Absagen von Impfterminen überschaubar, wie es aus dem Innsbrucker Landhaus dazu heißt: "Die Zahl der Ablehnungen schwankt täglich je nach Impfstandort und Impfstoff." Zwar gehen bei den Anlaufstellen des Landes derzeit vermehrt Anfragen zu den Impfterminen mit Astra Zeneca ein. "Aber die Impftermine werden größtenteils eingehalten, wiewohl es auch Absagen im Zusammenhang mit dem Vakzin gibt", so eine Sprecherin des Landes. Die freigewordenen Termine würden jedoch umgehend bis 24 Stunden vor dem Impftermin an eine andere Person entsprechend dem Tiroler Impfplan vergeben.

Daher könne man bestätigen: "Die verfügbaren Impfstoffe werden verimpft." Auch der nun bekannt gewordene Lieferausfall von Astra Zeneca wird in Tirol vorerst keine Auswirkungen auf den Impfplan in der Kalenderwoche 15, also nächste Woche, haben. Insgesamt sind für diesen Zeitraum 10.400 Einzeldosen eingeplant – davon 2.200 von Astra Zeneca und der Rest von Biontech/Pfizer. (Steffen Arora, Oona Kroisleitner, Markus Rohrhofer, Stefanie Ruep, Wolfgang Weisgram, 9.4.2021)