Wenn der angepeilte Zeitplan hält, steht an diesem Sonntag ein historisches Ereignis bevor: Am 11. April soll der Mini-Hubschrauber Ingenuity von der Marsoberfläche abheben und damit den ersten Flug eines Luftfahrzeugs auf einem anderen Planeten absolvieren. Die kleine aber extrem leistungsfähige Drohe war im Rahmen der Nasa-Mission Mars 2020 am 18. Februar gemeinsam mit dem Rover Perseveranc auf dem Roten Planeten gelandet. Vor wenigen Tagen hat Perseveranc den Heli ausgesetzt und ist einige Meter gefahren.

Die US-Raumfahrtbehörde vergleicht den Flug mit jenem der Brüder Wright: Am 17. Dezember 1903 hoben die beiden Pioniere in North Carolina zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte mit einem motorisierten Flugzeug ab. Zwölf Sekunden war die Maschine in der Luft. Die zurückgelegten 37 Meter ginge in die Geschichte ein.

Das Selfie mit dem Mars-Helikopter entstand am 6. April, dem 46 Marstag der Mission. Ingenuity steht hier etwa 3,9 Meter von Perseverence entfernt.
Foto: NASA/JPL-Caltech/MSSS

Bild aus 62 Einzelaufnahmen

Kurz vor dem Erstflug auf dem Mars hat Perseverance zusammen mit Ingenuity ein Selfie geschossen. Das Bild ist eine Kombination von 62 Einzelaufnahmen, die die Watson-Kamera am Ende des beweglichen Roboterarms von Perseverance gemacht hat. Ingenuity ist links etwas weiter hinter dem Rover zu erkennen.

Der rund 1,8 Kilogramm leichte Helikopter soll bei in seinem ersten Testflug auf eine Höhe von etwa drei Metern steigen, dort für dreißig Sekunden auf der Stelle schweben und dann wieder auf der Oberfläche des Mars landen. Der mit Lithium-Ionen-Akkus ausgestattete Hubschrauber könnte im Verlauf von einem Monat mehrere Flugversuche unternehmen, so die Nasa.

Ingenuity harrt seiner Aufgabe.
Foto: NASA/JPL-Caltech/ASU

Extreme Bedingungen

Dabei allerdings hat der Hubschrauber extremen Bedingungen zu trotzen: Zum einen ist es auf dem Mars nachts bis zu minus 90 Grad Celsius kalt (was der Heli jedoch gut vertragen dürfte) – vor allem aber ist die Atmosphäre wesentlich dünner als auf der Erde. Um sich dennoch in die kaum vorhandene Luft zu erheben, müssen die Rotoren von Ingenuity auf 2.537 Umdrehungen pro Minute beschleunigen.

Denn obwohl die Anziehungskraft des Mars nur etwa ein Drittel so stark ist wie die der Erde, beträgt die Dichte der Atmosphäre auf der Oberfläche im Vergleich nur ein Prozent. Die Energie für diese Kraftanstrengung zieht Ingenuity aus seiner über Solarzellen gefütterten Batterie.

Video: Ein Flug unter ungewohnten Bedingungen steht bevor.
NASA Jet Propulsion Laboratory

Wright Flyer auf dem Mars

Unter diesen Solarzellen haben die Nasa-Ingenieure noch etwas Besonderes versteckt: An einem Kabel ist ein kleines Stück Stoff aus dem Wright Flyer der Brüder Wright befestigt. Die beiden waren also nicht nur am ersten motorisierten Flug auf der Erde beteiligt. Sie werden auch indirekt am Jungfernflug auf dem Mars dabei sein. (tberg, red, 9.4.2021)