Prince Philip, Gemahl der britischen Königin Elizabeth II, ist tot. Er wurde 99 Jahre alt.

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Als Prinzgemahl war der Herzog von Edinburgh, der jetzt im 100. Lebensjahr friedlich entschlafen ist, wie es in einer Mitteilung heißt, bis ins hohe Alter von Königin Elisabeths II. Seite nicht wegzudenken. Stets ein, zwei Schritte hinter der Queen, kerzengerade, diskret, formvollendet – an dieser Aufgabe wäre so mancher Mann aus Philips Generation verzweifelt.

Wenn er wehleidig veranlagt gewesen wäre, hätte der aus ursprünglich deutschem Adel Stammende viel zu klagen gehabt über die Ungerechtigkeit der Welt. Aber alles Zartfühlende wurde dem Enkel des griechischen Königs Georg I. und Ururenkel Königin Victorias schon als Kind ausgetrieben, spätestens auf dem Internat im schottischen Gordonstoun. Er gab selten Auskunft über sich und klagte nie. "Ich will jetzt kürzer treten", teilte er in einem TV-Porträt zum 90. Geburtstag mit. "Ich habe meinen Beitrag geleistet."

"Beispielhafte Loyalität"

In Wirklichkeit machte der rüstige, stets kerzengerade stehende Marineoffizier noch Jahrelang weiter, ehe er im zarten Alter von 96 Jahren alle öffentlichen Termine zur Unterstützung jener 780 Organisationen, bei denen er als Schirmherr agiert hatte, einstellte. Bei großen royalen Terminen tauchte er dennoch weiterhin in der Öffentlichkeit auf, beispielsweise mit frisch eingesetzter künstlicher Hüfte bei der Hochzeit seines Enkels Prinz Harry mit Meghan Markle 2018.

Philips Beitrag zum Fortbestand der Monarchie bestand vor allem in der "beispielhaften Loyalität" für seine Frau, wie der deutsche Queen-Biograf Thomas Kielinger schreibt. Elizabeth hatte sich mit 13 Jahren in den mittellosen Leutnantsanwärter verliebt und eisern gegen manche Widerstände bei Hof an Philip festgehalten. Der Hochzeit 1947 folgten rasch die beiden Kinder Charles und Anne, später kamen die Prinzen Andrew und Edward hinzu.

Queen Elisabeth, Prince Philip mit Prince Carles und Princess Anne 1952.
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Nur kurz war dem jungen Paar die glückliche, unbeschwerte Zeit auf Malta vergönnt, wo der Marineleutnant Philip stationiert war. Der Tod Georges VI. im Februar 1952 bedeutete für den gerade 30-jährigen ambitionierten Offizier das Aus der eigenen beruflichen Karriere. Dass die Kinder laut Beschluss des Kronrats Windsor statt Mountbatten heißen sollten, ärgerte den Prinzen maßlos: "Ich bin eine verdammte Amöbe."

Freund schneller Autos

Zähneknirschend fügte sich Philip in sein Schicksal. Was das Geheimnis einer glücklichen Ehe ausmache, hat er später so definiert: "unterschiedliche Interessen". Während Elizabeth sich vor allem für ihre Pferde und Hunde interessierte, spielte der Prinzgemahl mit hoher Energie Hockey und Kricket, präsidierte dem WWF, versuchte sich als Maler und Fotograf.

Queen Elisabeth II und Prince Philip nach Elisabeths Krönung im Jahr 1953.
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Früh schon hatte der Abkömmling des Hauses Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg seine lebenslange Liebe zu schnellen Autos entdeckt. Sein geliebter Onkel und Ersatzvater, Admiral Louis Mountbatten, hat der Nachwelt, darunter dem Queen-Biografen Ben Pimlott, dazu eine wunderbare Anekdote hinterlassen. Auf dem Weg zu einem Polomatch sei der Prinz viel zu schnell unterwegs gewesen, weshalb die Königin spürbar verkrampft neben ihm saß und immer wieder hörbar einatmete. Da habe sich der Fahrer wütend an seine Frau gewandt: "Wenn Du das noch einmal machst, schmeiße ich Dich raus!" Im Auto kehrte Stille ein.

Weshalb sie sich denn diese Behandlung habe gefallen lassen, fragte Admiral Mountbatten später seine Nichte: "Schließlich hattest Du Recht, er fuhr viel zu schnell." Elizabeth II. erwiderte: "Aber Du hast doch gehört, was er gesagt hat" – offenbar hatte Ihre Majestät berechtigte Sorge, auf offener Straße an die Luft gesetzt zu werden.

Beliebtester Einwanderer

Die feinen Herrenschneider der Savile Row lobten Philip für seine "wundervoll zurückhaltende Eleganz", mit der er "in vielerlei Hinsicht den britischen Gentleman verkörpert" habe. Zum Diplomaten freilich brachte es der Prinzgemahl nicht. "Niemand hat je ein Treffen mit ihm vergessen", hat dies Prinz Edward einmal ein wenig zweideutig ausgedrückt.

Auch eine Reihe rassistischer Sprüche sind überliefert. Britische Studenten in China warnte der Prinzgemahl vor allzu langem Verweilen; sie könnten sonst "Schlitzaugen" bekommen wie ihre Gastgeber. An den Ungarn fielen ihm die "Bierbäuche" auf, in Schottland sah er sich von "Alkoholikern" umgeben. Die festliche Stammesbekleidung des nigerianischen Präsidenten bei einem Staatsbankett kommentierte der Herzog mit den Worten, sein Gegenüber sei wohl "schon fertig fürs Bett". Den damaligen deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl begrüßte er bei einem offiziellen Termin jovial als "Guten Tag, Herr Reichskanzler".

Mit solcherlei politischer Unkorrektheit zog sich Philip immer wieder Kritik der Medien zu und erfüllte damit die wichtige Funktion eines Blitzableiters, der von der unantastbaren Monarchin ablenkt. Gegen Ende seines Lebens zeigte die Nation ihm zunehmend Respekt, ja Dankbarkeit. Bei einer Umfrage nach dem beliebtesten Einwanderer belegte er 2012 Platz eins.

Die BBC spielte Freitagmittag anlässlich der Todesmeldung die Nationalhymne im Fernsehen. Premierminister Boris Johnson hielt eine live im TV übertragene Ansprache und würdigte Philip als "Stärke und Stütze" der Queen. "Wir trauern heute mit Ihrer Majestät der Queen", so der Premier. (Sebastian Borger aus London, 9.4.2021)