Frauen sind im Beruf von den negativen Auswirkungen der Pandemie stärker belastet. Das zeigt unter anderem die aktuelle Auswertung des Arbeitsklimaindex der Arbeiterkammer Oberösterreich, der am Freitag präsentiert wurde. Das sei bereits beim Blick auf die Arbeitslosenquote ersichtlich. Dazu komme, dass sie neben dem Job mehr Betreuungspflichten haben. Außerdem zeigt der aktuelle Arbeitsklimaindex, dass Frauen öfter krank arbeiten als Männer.

Frauen arbeiten häufiger in jenen Berufen, wo Präsentismus besonders zugenommen hat. Beispielsweise in der Pflege oder im Gesundheitsbereich.
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"Im Frühjahr vor einem Jahr waren Männer stärker von Arbeitslosigkeit betroffen, mittlerweile sehen wir aber, dass Frauen häufiger arbeitslos geworden sind als Männer", sagt Daniel Schönherr vom Sozialforschungsinstitut Sora. Frauen hätten zudem größere Schwierigkeiten, wieder ins Arbeitsleben zurückzufinden. Sie seien auch deshalb stärker gefordert, weil sie neben Homeoffice oftmals familiäre Betreuungspflichten zu erfüllen hätten, erklärt Schönherr.

Präsentismus

54 Prozent der befragten Frauen gaben an, trotz gesundheitlicher Probleme zu arbeiten. Bei Männern lag der Anteil bei 49 Prozent – im vergangenen Jahrzehnt hatte sich dieser Wert insgesamt laut Arbeiterkammer bei 30 bis 35 Prozent der Beschäftigten eingependelt (aktuell 53 Prozent). "Das ist jetzt kein großer Unterschied, aber es ist dennoch so, dass wir immer wieder beobachten, dass dieses Phänomen bei Frauen stärker auftritt als bei Männern", sagte Reinhard Raml vom Meinungsforschungsinstitut Ifes. Bereits in den ersten Monaten der Pandemie habe sich gezeigt, dass Frauen mit Kindern vermehrt gesundheitliche Probleme entwickelt hätten.

"Diese Mehrfachbelastung, die vor allem Frauen schultern müssen, zeigt, dass die Krise in all ihrer Ungleichheit vor allem Frauen stärker trifft." Frauen würden zudem häufiger in jenen Berufen arbeiten, in denen das Phänomen des Präsentismus, also krank zu arbeiten, in letzter Zeit besonders zugenommen hat, beispielsweise in der Pflege oder dem Gesundheitsbereich. 71 Prozent der Pflegekräfte haben im Vorjahr krank gearbeitet, dahinter folgen Lehrerinnen und Lehrer, Sachbearbeiter, öffentliche Angestellte und Beschäftigte im Einzelhandel.

Neben den Frauen ist der Präsentismus besonders in der Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen und bei Beschäftigten im Homeoffice häufig. Vor allem jene, die unter Zeitstress und ständigem Arbeitsdruck leiden, arbeiten auch dann, wenn sie sich eigentlich schonen sollten. Ihr häufigster Grund, krank zu arbeiten, ist das Pflichtgefühl gegenüber den Kollegen, gefolgt von der Angst, die Arbeit würde sonst liegen bleiben.

Arbeitszufriedenheit

Frauen finden sich außerdem häufiger in Segmenten von Beschäftigten mit niedrigerer Arbeitszufriedenheit wieder. "Es ist tatsächlich so, dass Frauen etwas häufiger in dem Segment der unteren zehn Prozent der Arbeitszufriedenheit vorzufinden sind", so Schönherr.

Trotzdem seien deshalb Frauen nicht zwangsweise unzufriedener mit ihrer Arbeit als Männer, sagt AK-Präsident Johann Kalliauer. "Ich glaube, die Arbeitszufriedenheit ist eher umgebungsabhängig." Es seien vor allem die Rahmenbedingungen in den jeweiligen Berufen, die zu niedrigerer Arbeitszufriedenheit führen würden. Die Situation ließe sich nach Meinung des AK-Präsidenten vor allem dadurch verbessern, dass man in diesen Branchen die Bezüge erhöhe und die Arbeitsbedingungen verbessere. Man müsse sich allerdings die Frage stellen, warum gerade in Branchen mit schlechten Rahmenbedingungen der Anteil an Frauen besonders hoch sei, betont Kalliauer. (APA, red, 9.4.2021)