Gerade für den Balkon, sofern die Nachbarn tolerant genug sind, eignet sich die Sonos Roam.

Foto: STANDARD, aam

Äußerst kompakt, guter Klang und im Besitz mehrerer Features, die speziell im Sonos-Universum sehr gut funktionieren. Die neue Sonos Roam punktet in vielen Bereichen und schwächelt in anderen. Ein ausführlicher Test sollt zeigen, für wen der neue mobile Lautsprecher gemacht ist.

Kompaktes Design

Einen mobilen Lautsprecher im Jahr 2021 anzukündigen und zu veröffentlichen ist keine große Sache. Alle in diesem Bereich tätigen Unternehmen haben vergleichbare Geräte zur Sonos Roam, die Ende April erscheinen wird. Es gibt günstigere, es gibt wesentlich teurere und manch anderer Lautsprecher hat auch einen besseren Klang. Als Gesamtpaket überzeugt das neueste Produkt von Sonos allerdings und das hat mehrere Gründe.

Zunächst einmal ist die Roam kompakter als vergleichbare Geräte, namentlich UE Boom 3 oder JBL Flip 5. Mit 430 Gramm und einer Höhe von 16,8 Zentimetern präsentiert sich die Roam in Form einer abgerundeten Pyramide. Die Lautsprecher befinden sich auf zwei Längsseiten, alle anderen Flächen sind gummiert und somit rutschfest. Auch die Tasten wurden in die Oberfläche eingearbeitet und sind durch Gummierung geschützt. Dadurch ist der Druckpunkt schwerer zu erreichen, was etwa das ungewollte Einschalten des Geräts im Rucksack verhindert.

Via Swap-Feature lässt sich der Sound von der Roam auf einen anderen Sonos-Lautsprecher "werfen". Fremd-Lautsprecher werden nicht unterstützt.
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Start und Pause liegen auf einer Taste, dazu gibt es "lauter" und "leiser" sowie die Stummschalt-Taste für das Mikrofon. Die Einschalt-Taste lässt das Gerät zusätzlich in den Schlafmodus wechseln, nach Bluetooth-Geräten suchen und deaktiviert bei längerem Drücken den Lautsprecher. Diese Vierfach-Belegung ist in den ersten Stunden ungewohnt, hätte aber wohl nur durch das Anbringen von zusätzlichen Tasten entlastet werden können. So hat das Design gegen die Bequemlichkeit gewonnen und man muss sich mit der Mehrfachbelegung zurechtfinden.

Als erster Sonos-Lautsprecher ist die Roam IP67-zertifiziert, das heißt sie ist Schmutz- und Wasserresistent. Somit kann man die Roam auch in der Dusche nutzen, wenn man das unbedingt möchte. Sogar den Fall in einen Bach oder in die gefüllte Badewanne überlebt der Lautsprecher bis zu 30 Minuten lang.

Als Outdoor-Lautsprecher erwartet man sich auch eine gewisse Resistenz gegen Fallschaden. Nach ein paar Ausflügen in die Wiese wirkt das Design, speziell in der weißen Variante, jedoch schnell abgenutzt. Das Hörerlebnis wird durch die Kratzer jedoch nicht beeinflusst.

Als Einordnung, wie groß die Roam ist, eine handelsübliche Dose im Vergleich.
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Guter Sound

Für das Setup der Roam ist die App und eine Registrierung bei Sonos nötig. Wer schon Sonos-Lautsprecher besitzt, der hat die Roam in unter einer Minute lauffähig. Alle anderen ärgern sich über den sperrigen Prozess und die zwingende Bekanntgabe einer Email-Adresse. Das ist nicht nur nötig, um den Lautsprecher im eigenen WLAN nutzen zu können, sondern auch um die Bluetooth-Funktionalität verfügbar zu haben. Hier hat Sonos in den letzten Jahren schon viel Kritik einstecken müssen, weicht aber weiterhin nicht von dieser Strategie ab.

Der Sound der Roam ist überraschend stark für solch einen kleinen Lautsprecher. One oder Move haben aufgrund der eigenen Masse den satteren Bass, aber Stimmen und Instrumente klingen bei der Roam klar und unverzerrt, was bei vielen Mitbewerbern in diesem Segment nicht der Fall ist. Bei der Lautstärke muss man klare Abstriche machen. Dreht man die Roam zu laut, dröhnt es schnell. Besonders große Räume oder offene Flächen können mit diesem Gerät nicht bespielt werden.

Um für kleinere Umgebungen den richtigen Sound zu bieten, findet sich das Feature Trueplay. Dazu wird dank des Mikrofons die Umgebung erkannt und so der Sound optimiert. Das funktioniert tatsächlich, wenn man etwa aus dem Wohnzimmer, wo der Lautsprecher offen im Raum stand, beispielsweise ins kleinere Badezimmer wechselt und das Gerät dort an eine Wand stellt.

Die wichtigsten Tasten auf einen Blick.
Foto: Sonos

Surround Sound

Sieht man sich aktuelle Vorbesteller-Angebote der Roam an sieht man, dass der Lautsprecher oft im Doppelpack angeboten wird. Das liegt daran, dass man zwei Roams miteinander verbinden und damit ein Stereo-Setup anlegen kann. Dieses Setup konnte für den Test nicht berücksichtigt werden, da nur ein Lautsprecher zur Verfügung stand. Tests in anderen Fachzeitschriften erwähnen jedoch den verbesserten Klang, aber auch das unnötig komplizierte Anwählen der beiden Roams via App. Auch die Verfügbarkeit dieses Featuers exklusiv im WLAN anzubieten und nicht via Bluetooth, ist für einen mobilen Lautsprecher ein Fauxpas. Hier hat etwa die UE Wonderboom 2 die Nase klar vorne.

Eine Hauptzielgruppe von neuen Sonos-Lautsprechern sind immer auch bestehende Sonos-Kunden. Deshalb findet sich in der Roam auch das neue Sound-Swap-Feature. Kommt man etwa vom Balkon ins Wohnzimmer und will von der Roam den Sound auf den nächstbesten und höchstwahrscheinlich leistungsstärkeren Sonos-Lautsprecher werfen, geschieht das via simplem Tastendruck.

Ebenfalls neu mit der Sonos Roam ist die Möglichkeit, das eigene Sonos-System via Bluetooth anzusteuern. In der App werden die Lautsprecher als Gruppe zusammengefasst und können dann gleichzeitig angespielt werden. Bisher hatte kein Sonos-Lautsprecher die Möglichkeit, Bluetooth und WLAN gleichzeitig zu nutzen. Mit der Roam hat man das geändert.

Dank IP67 kann man die Roam auch in der Dusche nutzen.
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Das Wechseln zwischen Bluetooth und WLAN funktioniert deshalb ohne Probleme und merkbare Verzögerung. Sobald man das eigene WLAN verlässt, schaltet die Roam auf Bluetooth und umgekehrt. Was wirklich Verbesserungspotenzial bietet ist das Einwählen in fremde WLAN-Netze. Hier war die App mehrfach nicht kooperationsbereit und mühsamer in der Handhabung, als man sich das wünschen würde. Da der Sound via WLAN-Verbindung immer besser klingt, als via Bluetooth, sollte man sich bei Sonos in diesem Bereich um Besserung bemühen.

Was die Akkulaufzeit betrifft, pendelt man sich bei der Nutzung bei den von Sonos angesagten zehn Stunden ein. Temperaturen abseits von fünf bis 35 Grad führen laut Beschreibung zu kürzeren Laufzeiten. Auch die Nutzung von Sprachassistenten kann den Akku stärker belasten. Geladen wird via USB-C-Kabel, das ohne Netzteil beiliegt. Auch kabellos kann geladen werden. Entweder mit einer bereits erstandenen Lösung oder aber mit dem magnetischen Ladegerät von Sonos, das zeitgleich zur Roam angeboten wird. Bis zu 15 Watt werden unterstützt und 50 Prozent des Akkus werden in rund zwei Stunden erreicht. Via Kabel geschieht das Laden etwa doppelt so schnell.

Sonos is watching you

Seit Jahren in der Kritik ist Sonos völlig unabhängig von der Roam aufgrund ihrer Datenschutzerklärungen und Richtlinien. So muss man bei der Aktivierung der App unzähligen Dingen zustimmen, die mit Datenerfassungen zu tun haben. Wie lange man das Produkt nutzt. Wie lange man Musik darauf hört. Mit welchen anderen Lautsprechern man sich verbindet. Wie oft man die App nutzt und so weiter. Zudem ist die Nutzung der Sprachassistenten Amazon Alexa oder Google Assistant daran verknüpft, dass man damit automatisch den Richtlinien der jeweiligen Firma zustimmt. Was also via Sprachassistent gesammelt wird, wo diese Daten gespeichert werden und ähnliches. All das hat aber nichts speziell mit der Roam zu tun, weshalb dieser Absatz damit auch abgeschlossen werden soll.

Dank Trueplay passt der Lautsprecher den Sound an die Umgebung an – sofern das Mikrofon aktiviert ist.
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Fazit

Wer ein bestehendes Sonos-System zuhause hat und auch für den Garten respektive Ausflüge den passenden Lautsprecher sucht, ist mit der Roam gut beraten. Wesentlich günstiger und kleiner als der Sonos Move, ist die Roam wohl für eine größere Zielgruppe interessanter als der große Bruder. Einen Tanzkurs oder eine größere Party lassen sich mit der Roam jedoch nicht in ausreichender Qualität bespielen – und besonders günstig ist das Gerät auch nicht.

Wer mit den Datenschutzbestimmungen von Sonos nicht leben will, hat ausreichend Alternativen am Markt. Wer einen verlässlichen, mit Sprachassistenten und Apple Air Play 2 ausgestatteten Lautsprecher mit einem guten Formfaktor und ordentlichem Sound haben möchte, wird mit der Roam sicher glücklich. Die Software-Probleme, die im Text erwähnt sind, werden hoffentlich noch ausgebügelt.

Erhältlich ist der Lautsprecher ab dem 20. April für 179 Euro.

Die Sonos Roam wurde der STANDARD-Redaktion für den Testzeitraum zur Verfügung gestellt. (Alexander Amon, 10.4.2021)