Foto: Xbox Game Studios
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Im Oktober 1997 schickte Microsofts Spielabteilung das dereinst von den Ensemble Studios entwickelte Age of Empires in die Schlacht am heiß umkämpften Markt für Echtzeitstrategiespiele. Der kriegerische Wettstreit verschiedener Völker zwischen Stein- und Eisenzeit sollte zum Hit werden und konnte sich neben Größen wie Command & Conquer oder Warcraft etablieren. Zwei Jahre später vermochte man, noch eins draufzulegen und schuf mit dem im Mittelalter angesiedelten Age of Empires 2 einen Klassiker, der bis heute eine treue Anhängerschaft hat.

Es folgten ein mythologischer Ableger in Form von Age of Mythology, ehe schließlich Age of Empires 3 2005 den bisherigen Schlusspunkt setzte. Der dritte Teil gilt bei vielen allerdings als der schwächste der Serie. Age of Empires 4 soll nun ein Comeback einläuten. In einem Fan-Event haben die Entwickler der Ensemble Studios eine Reihe von Einblicken in den Titel gewährt. DER STANDARD hatte die Gelegenheit, Vertreter des Studios zu interviewen.

Gameplay-Trailer zu Age of Empires 4.
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Vorvorgänger als spirituelles Vorbild

Age of Empires 2 dient als spirituelles Vorbild für den vierten Teil und war damals auch für viele der Entwickler eine prägende Erfahrung. Im "Spielerrat", den man bei der Entwicklung beizieht, fänden sich aber auch "leidenschaftliche Fans" aller anderen Ableger. Und nachdem das Game Teil des Xbox Gamepass werden wird, soll es auch jene begeistern, die nicht schon eingefleischte Anhänger eines bestimmten Teils der Reihe sind.

Warum Age of Empires 3 nicht ähnlich erfolgreich war, wie sein Vorgänger und was man daraus lernen könne? Dieser Frage weicht man aus, verweist aber darauf, dass auch dieses Spiel bis heute einige Fans hat und Innovationen mitbrachte. Und dass man im vierten Teil auch Elemente daraus in modernisierter Form wieder finden wird.

Dass die Marke eine lange Durststrecke ab 2005 überstanden hat – erst 2013 folgte eine "HD"-Version von Age of Empires 2, später eine "Definitive Edition" – verdankt man ebenfalls den Spielern, die über all die Jahre der Serie treu geblieben und die Spiele gespielt haben. Es spreche auch für das "Angebot" von Age of Empires, das man als "das Feiern der Geschichte" verstehe, bei dem man sich realen Kulturen verbunden fühlt und eine Zivilisation errichte, statt einfach nur Schlachten auszutragen.

In diesem Sinne solle Age of Empires 4 so attraktiv werden, die wie beiden ersten Teile. Es soll dazu beitragen, es zu einem erfolgreichen Spiel zu machen, obwohl das Echtzeitstrategie-Genre heute viel weniger am Markt präsent ist, als zu seinen goldenen Zeiten Ende der 1990er.

"Asymmetrische" Völker

Acht Völker gibt es in Teil 4 beim Release zu spielen – und damit fünf weniger als noch bei Age of Empires 2. Das will man aber damit wettmachen, dass jede Fraktion stark individualisiert ist und einzigartige Einheiten und Möglichkeiten bekommt, die sich stark auf das Spiel auswirken sollen. Die Entwickler sprechen gar von einer "asymmetrischen" Gestaltung.

Vier der Zivilisationen – jene, die zum Start eine eigene, auf historischen Ereignissen basierende Kampagne haben werden – wurden beim Fan-Event vorgestellt: Da wären etwa die Normannen, deren Kampagne William, den Eroberer, auf seinem Kampf gegen Harold Godwinson begleiten und auch die historisch enorm bedeutsame Schlacht von Hastings 1066 beinhalten wird. Kurze Filme, die man in Zusammenarbeit mit Historikern gedreht hat, sollen von Mission zu Mission führen.

Der Fan Preview-Event in ganzer Länge.
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Die anderen drei gezeigten Völker kommen aus Asien. Das Delhi-Sultanat zeichnet sich unter anderem mit besonderer Kavallerie in Form von Kriegselefanten aus. Mit dabei sind auch die Mongolen, die in der Lage sind, ihre Gebäude zu verlegen, was den nomadischen Lebensstil des Volkes abbilden soll. Als vierte Fraktion, über die noch kaum etwas zu erfahren war, ziehen die Chinesen in die Schlacht.

In Sachen Umfang der Singleplayerinhalte wollten sich die Entwickler keine Stundenzahl entlocken lassen, versprechen aber "viele, viele Stunden" Unterhaltung. Dazu könne man auch Geplänkel auf zufallsgenerierten Karten gegen die KI spielen und schier endlos Zeit im Multiplayer-Modus verbringen.

Die Spieler sollen auch selbst Hand anlegen können. Age 4 soll einen Karteneditor und auch weitere Werkzeuge erhalten, die sich an die Modding-Community richten. Wie umfangreich die Unterstützung hier am Ende ausfallen wird, also ob interessierte Tüftler eigene Einheiten und Fraktionen schmieden können werden, um sich etwa eine Herr der Ringe-Kampagne zu bauen, steht noch nicht fest.

Ein Spiel als "Plattform"

Man versteht das Game jedenfalls als Langzeitprojekt und spricht auch von einer "Plattform". Es solle regelmäßig Inhalte und Änderungen geben, um Spieler auch bei Laune zu halten, wenn sie die Solokampagnen gemeistert haben. Dazu gehört auch regelmäßiges Balancing.

Denn ein Problem, das einige Spieler mit dem Oldie Age of Empires 2 haben, ist eine gewisse Statik in der Spielweise. Im Prinzip gibt es für jedes Volk eine definierte, optimale Reihenfolge, eine Basis und Einheiten zu bauen. Gerade im kompetitiven Bereich entscheiden sich Sieg oder Niederlage dann oft hauptsächlich an den sogenannten APM (Actions per Minute), die ein Spieler imstande ist zu leisten.

Um diese Situation in Age of Empires 4 zu entschärfen und auch zu verhindern, dass eine "Meta" (grob gesagt: die Etablierung einer gewissen Spielweise als Nonplusultra) im Multiplayerbereich zu dominant wird oder sich die aktuellen Einstellungen anderweitig als problematisch erweisen, soll es immer wieder Anpassungen geben, bei denen etwa die Kosten und Werte von Einheiten und Gebäuden verändert werden.

Bereit für E-Sports

Überhaupt hofft man darauf, dass Age of Empires 4 zum Multiplayer-Hit wird. "Wir sind bereit, eine E-Sport-Szene zu unterstützen", erklärt man hierzu. Voraussetzung sei freilich, dass sich eine große Spielergemeinde mit kompetitivem Anspruch entwickelt, auf der man aufbauen kann.

Klassische Echtzeitstrategie ist im E-Sports-Bereich mäßig gut repräsentiert. Zugpferd ist Blizzards Starcraft, zu Age of Empires 2 gibt es eine überschaubarere, aber wachsende Szene, die zunehmend größere Sponsoren anzieht. Die größten Turniere der letzten Monate waren der Hidden Cup 4 (91.000 Dollar Preisgeld insgesamt) und die Red Bull Wololo 3 (30.000 Dollar), deren Name sich von der berühmt-berüchtigten Priester-Einheit des ersten Age of Empires-Teils ableitet.

Wo man hofft, dass Age of Empires 4 in ein paar Jahren stehen wird? Idealerweise dort, wo der Vorvorgänger heute noch ist. Ein genauer Releasetermin ist noch ausständig. Das Game soll aber auf jeden Fall gegen Jahresende für Windows (Xbox Game Pass und Steam). Ob das Spiel auch für Konsolen umgesetzt wird, steht noch nicht fest. (Georg Pichler, 10.4.2021)