Die Aufnahme zeigt den ADFK im Jahr 1950.
Foto: Archiv FF Bruck an der Mur

Steyr, 23. Dezember 1938, fünf Uhr früh. Kräftige Minusgrade, Schnee, Eis, Kälte, ein Winter, wie er damals war. Ein harter Steirer namens Tunko klemmt sich hinter das Lenkrad des Steyr-Prototyps ADFK (Austro-Daimler Feuerwehr-Kraftwagen), eines zivilen Bruders des militärischen ADSK (Austro-Daimler Späh-Karren).

Beide Entwicklungen stammten aus dem Konstruktionsbüro von Austro-Daimler in Wiener Neustadt. In den Folgejahren fand sich der ADSK als englische Version unter dem Namen Dingo überall auf der Welt, wo Kriegslärm herrschte, die zivile Version blieb aber ein Einzelstück, friedlich eingebettet in die Welt der Feuerwehr, nach 25 Dienstjahren 1974 mit Pensionsanspruch – das Seniorenheim heißt Feuerwehrmuseum Groß St. Florian.

Wer Interesse hat:
Das gute Stück heimischer Automobilgeschichte befindet sich die meiste Zeit über im Steirischen Feuerwehrmuseum in Groß Sankt Florian, als Leihgabe der Brucker Feuerwehr.
Foto: Stockinger

Eine engagierte kleine Schar von Enthusiasten bei der FF Bruck rund um Florian Hell kümmert sich liebevoll um das Unikat, das wir an seiner alten Wirkstätte inspizieren können, die Herren kennen auch jede Menge Schmankerln zum Auto.

Blenden wir nochmals in die späten 1930er zurück. In Steyr hatte man den Prototyp umgebaut und den Radstand von 225 auf 280 cm verlängert. Der luftgekühlte Steyr-4-Zylinder mit 3,6 Liter Hubraum und 55 PS wurde über ein Wandelgetriebe mit – je nachdem – vier Vorwärts- oder Rückwärtsgängen zuzüglich Zusatzgetriebe geschaltet.

Foto: Stockinger

Fahrersitz ohne jeden Schutz

Das mit Sperren an Vorder- und Hinterachse (Pendelachse, wie später bei Mercedes) ausgerüstete Allrad-Gelände-Löschfahrzeug musste eine Löschmannschaft von acht Männern plus Fahrer an den allfälligen Einsatzort bringen, sprich: Es waren fast 3,2 Tonnen plus Mannschaft und Ausrüstung zu bewegen.

Foto: Stockinger

Davon war an jenem Morgen am 23.12. noch keine Rede, der Fahrer hatte den Auftrag, das Fahrgestell zur Karosseriefirma in Graz zu bringen. Das Straßennetz: im Zustand eines Entwicklungslandes. Die Bergstraße am Präbichl: vereist. Der Fahrersitz: offen ohne jeden Schutz. Kurzum: eine echte Meisterleistung.

Die Überstellung gelang, am 26. April 1939 übernahm die Feuerwehr Bruck/Mur den damals grün lackierten Einsatzwagen samt Leitergestell für ihren Fuhrpark. Zum Störfall kam es im Mai 1945, als die Russen bei ihrer Plünderungstour alle Feuerwehrfahrzeuge kassierten. Am ADFK scheiterten sie, die Benzinpumpe war ausgebaut; sehr pfiffig.

Foto: Stockinger

Für Oldtimerfreunde zählt dieses Fahrzeug zu den Stars der heimischen Szene, alles original, und es ist auch noch voll fahrbereit. Was DER STANDARD nach dem Lokalaugenschein in Bruck bezeugen kann. (Peter Urbanek, 24.4.2021)