So ein schöner Zufall aber auch. Da suchst du in Wien VII. eine Ladestation, und dann steht dort ein Ford Galaxy und blockiert sie. Kommt doch glatt in dem Moment die hochverehrte Frau Richter, jahrzehntelang Seele von Porsche Austria im Wien-Büro, des Weges und herrscht den Fahrer an: "Sie können hier nicht stehenbleiben. Da muss jemand zum Laden rein." "Ja ja, gleich." "Nichts da gleich, sofort! Sie müssen wegfahren!" Die energische Intervention zeigt Wirkung, der Mann gibt entnervt auf und die Ladestelle frei. Ang’steckt is’, und ich gehe plaudernd ein wenig mit der Frau Richter fürbass.

Den Octavia gibt’s jetzt auch in zwei Plug-in-Hybrid-Versionen.
Foto: Stockinger

Die kleine Episode wirft allerdings auch ein bezeichnendes Licht auf eine immer häufiger zu beobachtende Situation: Meist steht ein Lieferwagen oder sonstwas dort, wo eigentlich die Mobilitätswendeautos zum Stromtanken hingehören.

Der Wendler ist in dem Fall ein halber, sprich: ein Plug-in-Hybrid. Gibt es neuerdings beim Octavia bei 5-Türer und Kombi in zwei Potenzstufen. Die schwächere kommt auf 150 kW (204 PS) Systemleistung, die stärkere auf 180 kW (245 PS), die verbrennungsmotorischen Aufgaben übernimmt in beiden Fällen ein 1,4-Liter-Vierzylinder mit 150 PS, die 13-kWh-Batterie ermöglicht E-Reichweiten von bis zu 60 km, angetrieben wird vorne.

Foto: Stockinger

Für alle elektrischen und elektrifizierten Modelle verwendet Škoda das Kürzel iV, i steht für "innovativ, intelligent, inspirierend", V für Vahrzeug – nein, so weit geht die neue deutsche Unrechtschreibung doch nicht, sondern: V wie Vehicle.

Bei der stärkeren steht davor das Sportkürzel RS.
Foto: Stockinger

Uns wuchs im Umfeld der Präsentation der starke iV zu, bei dem steht das Kürzel RS davor. Wer mit Škoda vertraut ist, weiß, was sich dahinter verbirgt: das obere Leistungsende der jeweiligen Baureihe.

245 PS Systemleistung sind also angesagt, doch zunächst interessierten uns nur die 85 kW (115 PS) des E-Motors. Weil: Die meisten Wege während der Woche – klingt nach Standardfloskel bei Plug-in-Hybrid, stimmt aber – legst du elektrisch zurück, von den "bis zu 60 km" im Normtestzyklus kommen jederzeit zwischen 45 und 50 real heraus.

Kein Kellergeschoß

Einziger Nachteil: Der Kofferraum ist etwas kleiner, der Boden lässt sich bei iV nicht mehr eine Stufe tiefer stellen, nicht mehr "kellern". Hebt man aber die Abdeckung an, findet sich darunter ein Fach für die Ladekabel.

Geladen wird vorne an der linken Flanke, die Kabel verstaut man unter dem Kofferraumboden.
Foto: Stockinger

So weit, so gut. Weil RS oben steht und nicht nur iV, interessierte uns dann denn auch die verbrennungsmotorische Seite der Sache.

Dass es sich um einen Fronttriebler handelt, verheimlicht dieser Octavia keineswegs schamhaft. Es kommen durchaus Situationen vor, wo sich das in der Lenkung mitteilt. Lustig ist der Sport-, der "Auf sie mit Gebrüll"-Modus: Der dort hinterlegte satte (synthetische) Sound bespaßt uns zwischendurch mit Schmunzeleffekt. Es soll Menschen geben, die alleine gerne in diesem Modus fahren, ist hingegen die gnä’ Frau an Bord, wechseln sie in den Normal- oder Komfortbetriebszustand, denn sie findet das peinlich.

Der Scout ist der rustikale Typ unter den Octavias. Allrad ist ebenso Serie wie eine Daumenbreite mehr Bodenfreiheit. Ausreichend für kleine Abstecher abseits vom Asphalt.
Foto: Skoda

Klar ist bei aller abrufbaren Leistung: Im Anforderungsfall ist das kein Sport-, sondern ein sportlicher Wagen. Anders als bei den normal verbrennungsmotorischen Ablegern unter RS-Flagge – ein Benziner mit 245 PS und ein Diesel mit 200 (der wäre auch mit Allrad erhältlich) – gibt es hier auch kein tiefer gelegtes Sportfahrwerk (auf 129 mm), sondern 143 mm Bodenfreiheit. Der RS iV ist komfortabel gefedert, gekonnt ausbalanciert. Und jetzt fahren wir wieder elektrisch.

Foto: Stockinger
Grafik: Der Standard

Im Kapitel Bedienung sei nochmal erwähnt, dass Škoda trotz großen Tatschbildschirms über den Lüftungsdüsen ein paar Tasten installiert, darunter eben mit Fahrmodus-Auswahl, Parkassistent, Klima. Vorbildlich auch die Benutzerlogik im Multifunktionslenkrad, und wenn wir uns schon innen umsehen: Alles wirkt materialseitig recht hochwertig. Vorne am Instrumententräger, in den Türverkleidungen und den Sportsitzen macht sich das Alcantara ausgesprochen gut, die roten Nähte ebenfalls.

Über die praktischen Qualitäten des Octavia Combi braucht man nicht viele Worte zu verlieren, nicht umsonst ist er einer der beliebtesten Kombis im Lande. Dazu trägt auch der rustikale Scout bei, der mit Allrad und 15 mm mehr Bodenfreiheit sozusagen den Abenteurer unter den Octavias mimt. Ihn gibt’s mit 150- und 200-PS-Diesel, Kostenpunkt: 40.860 Euro hie, 42.770 da. (Andreas Stockinger, 25.4.2021)