Mit Jahresrückblicken haben viele schon abgeschlossen, wissenschaftliche Analysen zu 2020 werden aber seit Beginn des Jahres 2021 laufend veröffentlicht. Nun liegt auch der österreichische Klimastatusbericht vor. Wie erwartet haben wir mit 2020 ein weiteres besonders warmes Jahr hinter uns – nicht so warm wie die beiden Vorgängerjahre, aber mit einer Mitteltemperatur von 8,2 Grad Celsius immerhin in den Top Fünf der wärmsten Jahre seit dem Messbeginn 1768.

In Österreich war der Februar 2020 besonders stürmisch.
Foto: APA/Herbert Pfarrhofer

Dem ging der zweitwärmste Winter 2019/20 voraus. Die ersten Monate des Jahres 2020 machten nicht nur auf das sich verbreitende Sars-CoV-2-Virus aufmerksam, sondern fielen auch durch Stürme auf: Im Februar kam es teils zu orkanartigen Windspitzen, die Bäume umrissen und etwa dafür sorgten, dass zehntausende Haushalte stundenlang ohne elektrischen Strom waren. Die Stürme bewerkstelligten Anfang 2020 auch, was nicht einmal die Pandemie im heurigen Winter schaffte: Skilifte standen still.

Trockenes Frühjahr ...

Einschneidend war die starke Trockenheit im Frühjahr 2020, die Österreich laut Prognosen noch öfter blühen könnte. Im Mai erreichte der Neusiedler See den niedrigsten Wasserstand seit 1965, außerdem standen rund 700 Hektar seines Schilfgürtels in Flammen (umgerechnet eine Fläche von etwa 1.000 Fußballfeldern).

Auch in den meisten anderen Bundesländern kam es zu zahlreichen Flur- und Waldbränden. Weil Pflanzenwurzeln im Frühjahr häufig noch nicht gut ausgebildet sind, könnte die Trockenheit besondere Schwierigkeiten für die Landwirtschaft bedeuten, sagt Herbert Formayer vom Institut für Meteorologie und Klimatologie der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien, die gemeinsam mit der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und dem Climate Change Centre Austria (CCCA) im Auftrag des Klima- und Energiefonds und der Bundesländer den Klimastatusbericht erstellt.

... feuchter Sommer

Im Jahr 2020 folgte kompensatorisch ein relativ nasser Juni, der einen feucht-warmen Sommer einleitete: "Früher war es klar, dass ein feuchter Sommer auch kalt ist", sagt Formayer. Durch die Bewölkung gebe es weniger Sonneneinstrahlung, und bei der Verdunstung kühlt sich die Umgebung ab – ähnlich wie beim Schwitzen der Körper gekühlt wird. Durch den rasch voranschreitenden Klimawandel wären aber nun auch in feuchten Sommern die Temperaturen "normal" hoch. "Das wird in Zukunft Probleme für die Landwirtschaft und Lebensmittelsicherheit verursachen, weil Feuchtigkeit und Wärme das Wachstum von Schimmel und anderen Pilzerkrankungen steigern", sagt der Forscher.

Außerdem gab es 2020 sehr starke Niederschläge durch feuchte Luftmassen aus dem Mittelmeerraum, die wohl auch in Zukunft häufiger auftreten werden und mitunter eine Folge des wärmeren Mittelmeeres waren. Zum Jahresende verursachte der Wintereinbruch in Osttirol und Oberkärnten mit Rekordmengen an Neuschnee Probleme. In tieferen Lagen kam der Niederschlag hingegen als Regen zu Boden, überflutete zahlreiche Keller und Straßen und verursachte Hangrutsche.

Tropennächte in Städten

Generell werden Klimaperioden zur Analyse von der Weltorganisation für Meteorologie in 30-Jahr-Intervalle eingeteilt. So können einheitlich Vergleiche gezogen werden, ohne stark von statistischen Ausreißern beeinflusst zu sein. Mit dem Jahr 2020 ist eine dieser Klimanormalperioden zu Ende gegangen. Damit stehen die Zahlen für einen weiteren 30-Jahr-Zeitraum fest: Seit 1991 ist es in Österreich im Vergleich zu den vorigen dreißig Jahren um 1,3 Grad wärmer geworden. Im Jahr 2020 war die Temperatur um 2,1 Grad höher als in der Klimanormalperiode 1961–1990.

In Städten dürften besonders viele Menschen unter der steigenden Hitze leiden, sagt Formayer. Die Anzahl der Hitzetage mit Temperaturen über 30 Grad Celsius hat sich in den Landeshauptstädten verdoppelt bis vervierfacht. Auch "Tropennächte", bei denen die Temperatur nicht unter 20 Grad Celsius sinkt, kämen nunmehr regelmäßig in allen Bundesländern vor. Für den menschlichen Kreislauf sind solche Tropennächte belastend. "In der Periode von 1961 bis 1991 gab es etwa in Klagenfurt und Innsbruck hingegen keine einzige derart warme Nacht", sagt Formayer.

Belastung der Landwirtschaft

Leitet man aus den bisherigen Trends weitere Prognosen ab, so ist es wahrscheinlich, dass die Land- und Forstwirtschaft vermehrt durch Unwetter, Schädlinge und Waldbrände belastet wird. Die entsprechenden Ernteausfälle werden aber teils durch stärkeres Pflanzenwachstum kompensiert – dazu führen die höheren Temperaturen und längere Vegetationsperioden.

Der Wintertourismus wird auch öfter mit Schneemangel kämpfen müssen. Laut dem Forschungsprojekt "Future Snow Cover Evolution in Austria" (FUSE) hat die mittlere Schneehöhe zwischen November und April in Österreich zwischen 1961 und 2020 um 15 Zentimeter abgenommen. Der Schnee bedeckt das Land im Mittel um 42 Tage weniger. Vor allem in den Tallagen gibt es deutlich weniger Tage mit geschlossener Schneedecke, die Zeiten mit "winterlichem Erscheinungsbild" sind verkürzt. Besonders im Advent wird der Schneefall häufiger zu Regen. (red, APA, 12.4.2021)