Geht das Handy drastischer baden als auf diesem Bild, empfiehlt sich ein Blick auf die Anleitung im Text.

Foto: DER STANDARD/Proschofsky

Wasser gilt als einer der größten Feinde der Elektronik. Kaum etwas kann Schaltkreise so schnell lahmlegen wie das eigentlich lebensspendende Nass. Das gilt natürlich auch für Smartphones. Abseits eines kompletten Funktionsunfalls drohen Probleme. Kondensat unter dem Glas der Kamera oder des Bildschirms stört die Verwendung. Feuchtigkeit im Inneren kann zu Rost führen. Einzelne Komponenten, etwa der Chip, der die Ladeelektronik steuert, können lahmgelegt werden. Neben Beschädigungen durch Herabfallen zählen Wasserschäden laut Versicherern zu den häufigsten Unfallfolgen für Handys.

Die Hersteller rüsten aber seit geraumer Zeit auf. Immer mehr Flaggschiffe verfügen über eine IP-Zertifizierung (Ingress Protection), die ihnen eine limitierte Beständigkeit gegen Wasser ausweisen. Häufig anzutreffen sind IP67 und IP68. Solche Handys sollen wenigstens 30 Minuten gegen das Eindringen von Wasser bei einer Tiefe von bis zu bzw. über einem Meter geschützt sein.

Doch was kann man im Ernstfall tun, wenn das eigene Handy einen ungeplanten Badeausflug unternimmt, speziell (aber nicht nur) wenn es nicht offiziell gegen Versenkung geschützt ist? Ein Blick auf die Checkliste.

Abschalten und trocknen

Zuallererst sollte man das Telefon abschalten, wenn es überhaupt noch laufen sollte. Soweit möglich, sollte man dabei vermeiden, Tasten zu drücken, da dies potenziell zusätzlich Wasser eindringen lassen kann. Anschließend ist das Gerät, so gut es geht, äußerlich abzutrocknen. Dazu empfehlen sich entweder Papiertücher oder weiche Mikrofaser. Dabei kann man es auch sanft schütteln, um Wasser loszuwerden, das sich etwa im USB- oder Kopfhöreranschluss angesammelt hat.

Anschließend entfernt man die SIM-Karte. Auch nach diesem Schritt kann man das Telefon leicht schütteln, um Wasser, das in den Einschub gelangt sein könnte, mithilfe der Schwerkraft zu entfernen.

Ins Trockendock mit Silica oder Reis

Für den nächsten Schritt benötigt man ein möglichst luftdichtes Behältnis, etwa eine Plastikbox oder einen gut verschließbaren Gefrierbeutel. Hier wird das Handy nun gemeinsam mit Silika-Sachets eingelegt. Diese können teilweise im Einzelhandel, etwa in manchen Baumärkten, oder online erworben werden. Man findet sie aber auch oft in Verpackungen von Elektronikprodukten, Schuhen oder feuchtigkeitsempfindlichen Lebensmitteln – und kann sie auf diesem Wege auch sammeln.

Diese kleinen Säckchen enthalten ein Trockenmittel in Form von Kügelchen oder Gel, das der Umgebungsluft Feuchtigkeit entzieht. Durch das luftdichte Abschließen beschleunigt man den Trocknungsvorgang, da durch Umgebungsluft keine weitere Feuchtigkeit "eingeschleppt" werden kann.

Hier sollte das Handy nun verweilen – und zwar so lange, bis das Gerät keine Spuren von Feuchtigkeit mehr zeigt, sich kein Kondensat mehr im Behältnis bildet – plus wenigstens weitere sechs Stunden, um auf Nummer sicher zu gehen. Zu frühes Einschalten oder Aufladen kann Kurzschlüsse hervorrufen und dabei auch Schäden an Komponenten, wie bereits zuvor geschrieben, hervorrufen. Manche Telefone, etwa neuere iPhones, verfügen über einen Feuchtigkeitssensor, der meldet, wenn noch Restfeuchtigkeit im Inneren des Gehäuses verblieben ist.

Wer nicht über Silica-Sachets verfügt, kann auch zu einem Hausmittel greifen, das den gleichen Zweck erfüllt, wenn auch langsamer. Das Handy lässt sich nämlich auch in ungekochten Reis einlegen – zum Schutz sollte es zusätzlich in ein dünnes Papiertuch eingewickelt werden -, der dann ebenfalls die ausdünstende Feuchtigkeit aufnimmt. Hier sollte man den Sicherheitszeitraum nach der optisch feststellbaren Trocknung um ein paar Stunden verlängern.

Funktionscheck

Lässt sich das Smartphone nach dieser Prozedur problemlos wieder einschalten, so steht ein Check der Ausstattung an. Dazu sollte man testweise die Kamera verwenden und ein paar Fotos und Videos mit Ton schießen, kontrollieren, ob der Bildschirm auch noch an allen Stellen Toucheingaben erfasst, prüfen, ob die GPS-Standortermittlung noch klappt, und auch ausprobieren, ob die Verbindung via WLAN, mobiles Breitband und Bluetooth noch herstellbar ist. Weitere Sensoren, etwa die Lageerkennung per Gyroskop, können mit entsprechenden Test-Apps geprüft werden. Und natürlich sollte man das Handy auch ans Ladegerät hängen, um herauszufinden, ob es sich noch in der üblichen Geschwindigkeit aufladen lässt.

Sollten dabei Defekte feststellbar sein, die es vor dem Unfall noch nicht gab, empfiehlt es sich, das Handy noch einmal abzuschalten, die SIM-Karte zu entfernen und es noch einmal für einige Stunden der Trocknung mit Reis bzw. Silica-Sachets zuzuführen. Ist das Handy gar nicht erst einstellbar oder die Schäden erweisen sich als bleibend, so hilft leider nur noch der Weg zur Versicherung oder einem Reparaturdienstleister der Wahl.

Wasserschäden werden von den Garantieleistungen der Hersteller normalerweise nicht abgedeckt, zudem befinden sich im Inneren von Smartphones Indikatoren, die per Farbänderung zeigen, dass schon einmal Wasser ins Gerät eingedrungen ist. (gpi, 12.4.2021)