Soldaten sind bewaffnet – und sich sich dieser Verantwortung auch bewusst.

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Wenn wir unseren jungen Staatsbürgern Aufgaben übertragen, die bisher die Polizei erledigt hat, dann müssen wir ihnen auch denselben Schutz zubilligen, sagt Verteidigungsministeriumssprecher Michael Bauer.

Am Sturmgewehr sind 67 Ausbildungsstunden notwendig, an der Pistole 40 Stunden. Erst nach 107 Stunden an der Waffe ist ein Grundwehrdiener fähig, in einem Assistenzeinsatz die Polizei zu unterstützen. Dabei trägt er, so wie auch sein Kollege von der Polizei eine Waffe. Meist ist es das Sturmgewehr 77, manchmal auch eine Pistole. Mit beiden Waffen hat der Soldat zu diesem Zeitpunkt schon oft geschossen: 20 Schießübungen mit dem Gewehr und weitere 16 Übungen mit der Pistole; bei Tag und bei Nacht, auf Ziele in Bewegung, auf verschiedene Entfernungen und mit der ABC-Schutzmaske.

Wenn daher der Schriftsteller Ludwig Laher in einem Gastkommentar die Frage stellt, warum ein Soldat in einem sicherheitspolizeilichen Einsatz eine Waffe trägt, dann lautet die Antwort: Weil ein Soldat bewaffnet ist, damit er im Notfall sich und andere schützen kann. Und weil ein Soldat an dieser Waffe ausgebildet ist.

Unser Ausbildungspersonal kennt die verheerende Wirkung von Waffen. Auch wenn sie im Grenzeinsatz nur halbgeladen ist – die Patronen sind im Magazin und nicht im Lauf –, wissen alle Ausbilder, welche Verantwortung sie einem jungen Staatsbürger übertragen, wenn sie ihm die Waffe übergeben.

Wir nehmen die Waffenausbildung sehr ernst: Es gibt normierte Abläufe, doppelte Sicherheitsschranken, Ausbildung im Schießkino und Drill, damit der Soldat die Waffe zu jedem Zeitpunkt sicher beherrscht.

Der Soldat weiß es auch

Der Soldat weiß, welche Gefahr von dieser Waffe ausgehen kann, und er nimmt sie nicht auf die leichte Schulter. Ich hätte ein schlechtes Gefühl, würde ich von nichtstaatlichen Organisationen mit einer Waffe kontrolliert werden. Bei einem Soldaten hingegen, der einen Bürger im Zuge der Pandemie bei der Ein- oder Ausreise kontrolliert, weiß ich, welche Verantwortung dieser Soldat hat. Der Soldat weiß es auch.

Warum muss es aber ein Gewehr sein; warum kann es nicht eine Pistole sein? Der Soldat trägt jene Waffe, an der er ausgebildet ist. Das ist meist das Sturmgewehr 77. Darüber hinaus gilt der Grundsatz: Je kürzer der Lauf, desto gefährlicher die Waffe.

Schutz zuwilligen

Wenn wir unseren jungen Staatsbürgern Aufgaben übertragen, die bisher die Polizei erledigt hat, dann müssen wir ihnen auch denselben Schutz zubilligen. Mir ist kein Fall bekannt, bei dem ein Soldat mit seiner Waffe Zivilpersonen bedroht oder getötet hat. Ich kenne aber Fälle, wo staatliche Organe die Waffe eingesetzt haben, um andere zu beschützen. Ich spreche hier nicht nur vom Vorfall vor der iranischen Residenz, bei dem ein Mann einen Soldaten mit einem Messer angegriffen hat und jener nur durch den Einsatz seiner Waffe sein eigenes Leben retten konnte.

Jeder Waffengebrauch unterliegt klaren gesetzlichen Normen. Diese lernen unsere Soldaten, wenn sie zwei Wochen lang auf ihren konkreten Einsatz vorbereitet werden.

Soldaten sind bewaffnet, so wie auch Polizisten. Es sind unsere eigenen Soldaten und Polizisten, die uns schützen. (Michael Bauer, 13.4.2021)