Der Allgemeinmediziner Wolfgang Mückstein ist neuer Gesundheitsminister.

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Die Nachfolge von Rudolf Anschober, der am Dienstagvormittag seinen Rücktritt bekanntgegeben hat, ist geklärt: Der Allgemeinmediziner Wolfgang Mückstein wird neuer Gesundheitsminister. Der 46-Jährige ist im Vorstand der Grünen Ärztinnen und Ärzte innerhalb der Ärztekammer und Mandatar in der Sektion Allgemeinmedizin der Ärztekammer Wien. In der Kammer setzte er sich bisher vor allem für Kassenärztinnen und transparentere Abläufe ein.

DER STANDARD

"Vielen Dank und willkommen im Team", erklärte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) sichtlich gerührt bei Mücksteins kurzfristig einberufener Präsentation am Dienstagmittag. Mit Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) habe es bereits ein erstes Gespräch gegeben, sagte Kogler. Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen sei informiert.

Mückstein kenne die Akteurinnen und Akteure der Gesundheitspolitik, sagte Kogler. Als Arzt sei er zudem mit den gesundheitlichen und sozialen Problemen der Bevölkerung befasst. Und: "Er packt an, er hat's bewiesen."

Keine leichte Entscheidung

Der designierte Gesundheitsminister wiederum betonte, er habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Am Montag sei Kogler mit dem Angebot an ihn herangetreten. Er habe sich die Annahme des Jobs gut überlegt, sagte Mückstein. "Es war eine schwierige Entscheidung, aber ich möchte mithelfen, dass wir alle miteinander so gut wie möglich durch diese Pandemie kommen und die Krise bewältigen", sagte er. Und: "Ich habe großen Respekt vor dieser Aufgabe." Die Bewältigung der Pandemie benötige "unsere ganze Kraft".

Zudem stellte Mückstein bereits vor Amtsantritt klar: "Wenn Intensivstationen – wie derzeit in Wien – an ihre Grenzen kommen, dann bin ich für einen Lockdown." Denn der "Kampf um Leben und Tod" werde von den Intensivmedizinerinnen und -medizinern geführt. Daher habe er auch großen Respekt vor Wiens Landeschef Michael Ludwig (SPÖ) und Niederösterreichs Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), die sich für eine Verlängerung der ursprünglich sechstägigen Osterruhe entschieden haben. Es werde auch seine "Leitlinie sein, unpopuläre Entscheidungen zu treffen", sagte Mückstein. Denn das sei der Job des Gesundheitsministers.

Allgemeinmediziner in Wien

Mückstein hat Medizin an der Universität Wien studiert. Er absolvierte auch ein Bachelorstudium für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) in Wien. 2010 stieg er als Partner in die Gruppenpraxis Medizin Mariahilf ein und baute sie zu einem Primärversorgungszentrum aus, das 2015 im Zuge der Gesundheitsreform als Pilotprojekt umgesetzt wurde.

Mückstein ist Verfechter einer Neuaufstellung der Allgemeinmedizin in Wien in Form des "Wiener Modells", das unter anderem die Einrichtung von Primärversorgungszentren fördern soll. Er tritt für die Stärkung und Aufwertung der nichtärztlichen Gesundheitsberufe ein.

Berater von Anschober

Von Anschober wurde Mückstein im Herbst in die Erstellung der Teststrategie für den niedergelassenen Bereich eingebunden. Dabei trat er auch auf Pressekonferenzen gemeinsam mit dem scheidenden Gesundheitsminister auf. "Die Vorteile liegen auf der Hand, das Ergebnis ist in 15 Minuten da und der Abstrich einfach durchzuführen", warb er damals für breitflächiges Testen, um die Corona-Pandemie in Griff zu bekommen. Auch bei der Erarbeitung der Impfstrategie soll Anschober ihn als Berater zugezogen haben und Mückstein eine federführende Rolle gehabt haben.

Als Vertreter der Grünen war er auch Teil des Verhandlungsteams für das Regierungsprogramm auf Bundesebene und verhandelte die Kapitel Gesundheit und Soziales für den kleinen Koalitionspartner.

Im Interview mit dem STANDARD warnte Mückstein im vergangenen Sommer vor Kollateralschäden, weil Menschen zu Beginn der Pandemie nicht mehr zu Vorsorgeuntersuchungen gegangen seien. "Hier hätte man vonseiten der Behörden besser kommunizieren müssen", sagte Mückstein. (Eja Kapeller, Oona Kroisleitner, Rosa Winkler-Hermaden, 13.4.2021)