Vom mittlerweile Nostalgie verströmenden Witz über die Kaufpanik bis zu ziemlich makabren Ausformungen reicht das Witze-Panorama in der Arte-Doku.

Foto: Vincent Kucholl/Vincent Veillon

Sie haben sich weltweit schneller verbreitet als das Virus selbst, und wir haben sie zuhauf auf unseren Handys: Witze über die Corona-Pandemie. Rund 12.000 verschiedene Exemplare hat ein Kommunikationswissenschafter in der Dokumentation Viraler Humor – Was Corona-Witze über uns erzählen, zu sehen heute um 21.55 Uhr auf Arte, gesammelt.

Das Feld, das in dieser 50-minütigen Chronologie des pandemischen Witzes beackert wird, ist weit. Vom mittlerweile Nostalgie verströmenden Witz über die Klopapier-Kaufpanik und Verwilderungsfantasien bis zu ziemlich makabren Ausformungen. Manches aus den Anfangstagen der Pandemie erscheint heute fast wie Wunschdenken und zaubert einem allenfalls ein mildes Lächeln ins Gesicht. Einiges in der deutsch-französischen Doku spricht dafür, dass die härteren Witze aus Frankreich kommen, schließlich wird dort ein strengerer Lockdown gepflegt. Konkurrenzlos am bizarrsten muten nach wie vor jene Videos an, die Chinesen im ersten Lockdown in den eigenen vier Wänden mit ihren Smartphones gemacht haben – sozusagen die Corona-Witz-Avantgarde.

Als Corona-Humor-Experten treten nebst professionellen Comedians auch Traumaforscher, Soziologen und Kommunikationswissenschafter auf, die sehr ernst von Humor als Verarbeitungsstrategie erzählen. Dabei erfährt man unter anderem, dass schon die Cholera-Epidemie 1884 in Frankreich und natürlich auch die Spanische Grippe von Karikaturen und Witzen begleitet wurde. Man kann davon ausgehen, dass mit einer Pandemie auch die Witze darüber verschwinden. So gesehen würden uns Corona-Witze sicher nicht abgehen. (Karl Gedlicka, 14.4.2021)