Das Innsbrucker MCI feiert als Hochschule nun seinen 25er und hat im Gegensatz zu den Kolleginnen aus dem Sektor nebst starker Anbindung an die Leopold-Franzens-Universität noch einige Besonderheiten vorzuweisen. Rektor Andreas Altmann ist einer der umtriebigsten und unermüdlichsten Hochschulmanager des Landes. Standortförderung sieht er nicht als Unterstützung "regional begrenzter Tirolität", entsprechend baut Altmann auch die Internationalisierung der FH mit aktuell 28 Studiengängen und 3500 Studierenden stetig aus.

STANDARD: Zum Geburtstag darf man sich etwas wünschen – wie lautet der größte Wunsch?

Altmann: Ausbau der Studienplätze! Wir haben bei der jüngsten Aufstockung gerade einmal zehn Plätze erhalten.

Andreas Altmann wünscht sich Ausbau zum 25. Geburtstag des MCI.
Foto: MCI/ B Koller

STANDARD: Im Zentrum stand ja auch Mint – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik –, nicht die klassischen Schwerpunkte des MCI ...

Altmann: Es geht doch insgesamt um Innovation, um Digitalisierung. Der Tourismus liegt bekanntlich darnieder, hat aber so oder so Engpässe in der Digitalisierung. Wir verkaufen quasi ein Bett digital, überlassen den Rest der Wertschöpfungskette aber anderen. Eigentlich betrifft es alle Studienrichtungen, Recht und Digitalisierung ja ebenso. Der Standort lässt da einfach Potenzial liegen, wenn wir nicht zu diesen Themen ausbauen können.

STANDARD: Sie finden offenbar aber Wege, doch Neues in die Welt zu bringen: Für den grenzüberschreitenden Bachelorstudiengang Smart Building Technologies arbeiten Sie auch mit dem Südtiroler Unternehmerverband zusammen, die Firmen zahlen – zumindest bis es eine Studienplatzfinanzierung gibt ...

Altmann: Ja, wir wollen damit Schulabgängerinnen und Maturanten direkt ansprechen und dieses Studium mit einem (bezahlten) Arbeitsplatz in einem der Partnerunternehmen kombinieren. Die berufsermöglichenden Studien an den FHs sprechen meistens Menschen erst ab Mitte 20 an, wir wollen Junge gleich nach dem Schulabschluss mit diesem dualen Angebot abholen.

STANDARD: Apropos Südtirol: In lokalen Medien tauchte zuletzt öfters Kritik auf, der Anteil nichtösterreichischer Studierender am MCI sei zu hoch, wo doch das Land als Mehrheitseigentümer wesentlicher Investor ist.

Altmann: Bei uns sind rund 42 Prozent der Studierenden nicht aus Österreich. An anderen FHs ist der Anteil sogar höher. Wir haben in unserem Entwicklungsplan explizit festgehalten, dass wir international aufgestellt sein wollen. Wir haben auch 288 Partnerhochschulen, und gerade in dieser Region hier, an diesem Standort, bietet sich eine grenzüberschreitende Kooperation in dieser Form auch an. Förderung des Standortes heißt für uns nicht regional begrenzte Tirolität.

STANDARD: Gründungen und Start-up-Hilfe hat an den heimischen FHs Tradition. Das MCI geht noch einmal einen anderen Weg und beteiligt sich auch in Form von Zurverfügungstellen von Patenten gegen Anteile und mittels Lizenzierens von Know-how. Quasi eine nichtmonetäre Anschubleistung?

Altmann: Dort, wo Know-how entsteht, wollen wir es nicht nur wissenschaftlich verwerten, sondern auch für den Standort vermehren. Wo wir einen solchen Wert sehen, gehen wir den Weg des Risikosharings.

STANDARD: Die Träger waren risikofreudig und haben Spielraum gewährt und dafür ein paar Erfolgsgeschichten erhalten ...

Altmann: Sogar ein paar internationale – beispielsweise unser Start-up in der Verfahrenstechnik, das aus Holzhackgut reines Biogas erzeugt und nun international Kraftwerke baut, oder unsere Software im Service-Designbereich, die sogar in den USA gut am Markt angekommen ist. Wir gehen sehr behutsam vor, haben die Standortentwicklung im Fokus.

STANDARD: Das MCI ist auch Anbieter in der Executive Education. Was sehen Sie als die wesentlichen Trends in diesem Bereich?

Altmann: In der Vergangenheit hat sich die Managementweiterbildung überwiegend auf Strategie, Marketing, Leadership, Controlling fokussiert. Jetzt stehen Digitalisierung, digitale Geschäftsmodelle, vernetzte Systeme und Analytics, Innovation gemeinsam mit Ethik, Nachhaltigkeit und gesellschaftlicher Wirkung im Vordergrund. Mit der Vermittlung der Inhalte – online und blended, in kleineren Einheiten on demand, selbstorganisiert und modularisiert – kommen auch völlig neue Anbietertypen auf den Markt: Verlagshäuser und Tech-Companies, die Hochschulen kaufen oder sich an ihnen beteiligen, oder Business- Schools, die über ihre Kernsegmente hinausgehen und sich mit Marktteilnehmern aus ganz anderen Bereichen in Allianzen verbinden.

STANDARD: Was bedeuten solcherart praktisch vollkommen geöffnete Grenzen für etablierte Hochschulen?

Altmann: Im Unterschied zu früher ist die Wirkung auf eine Karriere über Forschung und Lehre im eigentlichen Sinn viel umfassender geworden – jetzt sind Standort und Gesellschaft von Bedeutung. Da schließt sich der Kreis zu Start-ups, zur Nachhaltigkeit, zur Ethik und zum gesellschaftlichen Impact. (Karin Bauer, 14.4.2021)