Wien Energie hat in der Donaustadt die größte PV-Anlage Österreichs in Betrieb.

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Wien – Österreichs größter regionaler Stromversorger Wien Energie steckt mitten in Umbauarbeiten. Sowohl bei Strom als auch bei Gas, im Verkehr wie in der Wärmeversorgung soll zunehmend auf Klimaneutralität geachtet werden. Der Rekordgewinn 2020, wiewohl durch Sondereffekte bedingt, kommt für das Management gerade richtig, stehen doch eine Reihe von teuren Großinvestitionen an.

Rund 400 Millionen Euro sollen in den nächsten fünf Jahren in den Ausbau erneuerbarer Energien, insbesondere Photovoltaik (PV), fließen, ebenso viel in die Wärmewende, also das Hinausdrängen fossiler Energien aus der Wärmeproduktion. Rund 200 Millionen sind bis 2026 in das Vorantreiben der Digitalisierung vorgesehen, etwa 250 Millionen Euro zur Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit. Das gaben die beiden Geschäftsführer von Wien Energie, Michael Strebl und Karl Gruber, bei der Bilanzpräsentation am Dienstag bekannt.

Corona hinterließ nur leichte Spuren

Anders als befürchtet ist das Corona-Jahr 2020 für den Energiekonzern sehr gut gelaufen. Trotz Pandemie-bedingt verminderter Stromproduktion und -nachfrage kletterte der Umsatz um gut 16 Prozent auf 1,94 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (Ebit) war mit 385 Millionen Euro gar um 64,8 Prozent höher als 2019. Das beste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte sei allerdings durch Sondereffekte geprägt, die sich in Summe auf knapp 100 Millionen Euro addierten, wie Strebl einräumte.

Unter anderem spielten Bewertungseffekte von Kraftwerken eine Rolle: Die Differenz von günstigen Gaseinkaufspreisen und höheren Stromverkaufspreisen wirkte sich in der Bilanz gewinnerhöhend aus. Verbessert hat sich im Berichtszeitraum auch die Eigenkapitalquote, und zwar von 16,0 auf 24,8 Prozent.

Bei Ladestationen "im Plan"

Bei der zugesagten Errichtung von 1000 Ladestationen für Elektroautos bis August liege man gut im Plan und werde voraussichtlich schon früher fertig. Durch Corona habe es bei der Nutzung der Ladesäulen einen leichten Dämpfer gegeben, die Nachfrage sei nun aber wieder im Steigen begriffen, insbesondere im Bereich innerhalb des Gürtels, sagte Strebl. Mit der Stadt Wien soll alsbald geklärt werden, wie es mit dem Ausbau der Ladeinfrastruktur ab August weitergehen soll.

Beim Ausbau erneuerbarer Energien fokussiert Wien Energie hauptsächlich auf PV, sieht einiges Potenzial auch bei Wind und Geothermie, in beschränktem Umfang auch bei Wasserkraft. Bis 2030 soll die installierte Leistung bei Solarenergie von derzeit 72 Megawatt (MW) auf 600 MW steigen, kündigte Gruber an. Ende vergangenen Jahres hat Wien Energie eigenen Angaben zufolge 260 Solarkraftwerke mit einer Leistung von 60 MW betrieben – genug, um damit 490.000 Haushalte mit Strom zu versorgen.

(Günther Strobl, 13.4.2021)