Auch am Mittwoch kam es in Minneapolis wieder zu Protesten, wie hier vor dem FBI-Gebäude.

Foto: Stephen Maturen

Minneapolis – Nach der Tötung eines Schwarzen bei einem Polizeieinsatz im US-Bundesstaat Minnesota haben die verantwortliche Beamtin und der örtliche Polizeichef den Dienst quittiert. Damit beginne hoffentlich eine neue Phase, sagte der Bürgermeister des Ortes Brooklyn Center nördlich der Stadt Minneapolis, Mike Elliott, am Dienstag. Die Polizistin Kim Potter und Polizeichef Tim Gannon hätten ihre Kündigung eingereicht.

Proteste in Minneapolis

In der Stadt war es nach dem Tod von Daunte Wright seit Sonntag zu Protesten gekommen. Gannon hatte am Montag erklärt, er gehe davon aus, dass Potter den 20-Jährigen bei einer Verkehrskontrolle versehentlich angeschossen hat – statt eines Elektroschockers hatte sie demnach die Pistole gezogen.

Die Polizei hatte Wright kontrolliert, weil die Zulassung seines Autos abgelaufen war, hieß es. Dabei hätten die Beamten festgestellt, dass ein Haftbefehl gegen ihn vorlag, woraufhin sie ihn festnehmen wollten. Wright war demnach unbewaffnet. Ein Video zeigt, wie er sich aus dem Griff der Beamten löst und wieder in sein Auto steigt. Eine Polizistin ruft daraufhin "Taser, Taser, Taser" – hat aber eine Pistole in ihrer Hand. Daraufhin ist ein Schuss zu hören. Wright starb laut Autopsie infolge einer Schusswunde im Brustbereich.

Die Tötung von Daunte Wright führte zu Demonstrationen in Minneapolis.
DER STANDARD

Prozess um Tod von George Floyd

Der Fall ereignete sich nur wenige Kilometer von der Stelle entfernt, an der im Mai 2020 der Schwarze George Floyd gestorben war. Im Prozess um dessen gewaltsamen Tod hat nun ein Sachverständiger die Gewaltanwendung durch den angeklagten Polizisten Derek Chauvin als gerechtfertigt bezeichnet. Seiner Ansicht nach habe der 45-Jährige "mit objektiver Angemessenheit" gehandelt, sagte der pensionierte Polizeiausbildner Barry Brodd am Dienstag vor dem Gericht in Minneapolis. Brodd war von der Verteidigung geladen worden.

Die Frage, ob gegen Floyd "tödliche Gewalt" eingesetzt worden sei, verneinte der 30 Jahre lang in der Strafverfolgung tätige Brodd. Der weiße Polizist Chauvin hatte bei dem Einsatz im Mai 2020 dem festgenommenen Floyd minutenlang das Knie auf den Nacken gedrückt. Die Staatsanwaltschaft macht den Sauerstoffmangel infolge dieser Fixierung für Floyds Tod verantwortlich. Chauvin ist vor dem Gericht im US-Bundesstaat Minnesota wegen Mordes und Totschlags angeklagt. Dem 45-Jährigen drohen bis zu 40 Jahre Haft, falls er für den am schwersten wiegenden Vorwurf, "Mord zweiten Grades", verurteilt wird. (APA/dpa, red, 14.4.2021)