Eugen Raimkulow (links) und Andre Ritter sehen sich als "Frauenversteher".

Foto: TVNOW / Bernd-Michael Maurer

In der Vox-Sendung "Höhle der Löwen" stellen Unternehmensgründer ihre Ideen vor – in der Hoffnung, von Investoren unterstützt zu werden. Ein Produkt zweier Männer sorgte am Montagabend jedoch beim Publikum für Empörung und Entsetzen: Die sogenannten Pinky Gloves, entwickelt von zwei deutschen Männern, sollen Frauen die "diskrete" und "geruchsneutrale" Entsorgung von Menstruationsprodukten ermöglichen.

"Frauenversteher"

"Wir beide sind echte Frauenversteher", leiten die beiden ehemaligen Bundeswehrsoldaten ihren Pitch ein. Als solche wollen sie "Frauen das Leben einfacher machen" und haben dafür die Pinky Gloves erfunden.

Wenn Frauen keine Gelegenheit haben, etwa auf Festivals oder in fremden Haushalten, ihre Tampons und Binden "hygienisch" zu entnehmen und zu entsorgen, kann demnach der Plastikhandschuh verwendet werden, um die Hygieneartikel anzufassen und anschließend darin "blickdicht" und "auslaufsicher" einzuwickeln. Die rosa Einweghandschuhe mit Klebestreifen konnten im Rahmen der Show einen Investor an Land ziehen, der das Unternehmen mit 30.000 Euro unterstützt.

"Unnötig" und "stigmatisierend"

Auf sozialen Medien löste die Präsentation des Gründerduos eine Welle der Kritik aus. In einem Instagram-Beitrag meldete sich die Autorin Franka Frei zu Wort. Sie kritisierte die Produktidee und besonders die Präsentation der Gründer scharf: "Kann doch nicht sein, dass zwei Typen Geld damit machen, indem sie Menstruierenden einreden, ein weiteres absurdes Produkt zu brauchen, um die Periode, die ja so unfassbar ekelhaft ist, bestmöglich zu vertuschen." Das Produkt sei für sie überflüssig und ökologisch verwerflich und trage zur Stigmatisierung der Menstruation bei.

Freis Posting stieß auf breite Zustimmung und wurde auf Instagram innerhalb von 19 Stunden über 33.000-mal favorisiert und in etlichen Storys anderer Nutzerinnen und Nutzer geteilt. Ein kritischer Videobeitrag der Gründerinnen von Ooina, einer Marke für nachhaltige Periodenunterwäsche, sammelte über eine Million Aufrufe auf Instagram.

Entschuldigung

In ihrem jüngsten Instagram-Beitrag reagieren die Gründer auf die Kritik an ihrem TV-Auftritt. In einem Video bedanken sie sich für die zahlreichen Meldungen, wollen jedoch darauf aufmerksam machen, dass die Menstruation ihrer Meinung nach "selbstverständlich etwas ganz Natürliches ist" und sich "niemand dafür schämen muss".

Die beiden Erfinder der blickdichten Handschuhe geben an, dass das Unternehmen sich auf Instagram dafür einsetze, die Periode zu enttabuisieren, und dass man sie "auf keinen Fall" als etwas Ekelerregendes empfinde.

Blick in Müll sorgte für Verwunderung

In ihrem Statement geben sie außerdem an, nicht die Entsorgung der Hygieneartikel im eigenen Badezimmer als Problem zu verorten. Dieser Aussage widersprechend heißt es jedoch in einem früheren Instagram-Beitrag, in dem die beiden den Entstehungsprozess ihrer Produktidee schildern: "Um es ehrlich zu sagen, als männliche Mitbewohner waren wir beim Blick in den Badezimmereimer ein wenig … sagen wir 'verwundert'. Wir haben das dann angesprochen und erfahren, dass unsere Mitbewohnerinnen Probleme mit der Entsorgung von Tampons haben … zu Hause und vor allem, wenn sie unterwegs sind."

Überwältigende Reaktion von Nutzern

Die letzten beiden Postings auf dem Profil der Pinky Gloves sammelten in Summe rund 12.000 Kommentare, die das Konzept des Produkts scharf verurteilten. "Ich bin geschockt, wie unnötig, umweltfeindlich und sexistisch dieses Produkt ist", schreibt eine Nutzerin in einem Kommentar, der über 15.260 "Gefällt mir"-Angaben erhielt. "Zum Glück gibt es Männer, die mir sagen, wie ich mit meinen ekligen Periodenprodukten umgehen kann", lautet ein weiterer Kommentar, der ähnlich viel Zuspruch sammelte. (hsu, 14.4.2021)