Greenpeace-Aktivisten bei der Besetzung eines OMV-Schiffes in Neuseeland im November 2019.

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Wien – Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) bittet OMV-Generaldirektor Rainer Seele in einem Schreiben um Aufklärung zu schwerwiegenden Vorwürfen. Diesen zufolge soll der teilstaatliche Konzern mit Sicherheitsunternehmen zusammengearbeitet haben, um Aktivisten der Umwelt- und Klimabewegung zu überwachen. Das Schreiben ist mit 7. April datiert und liegt der Rechercheplattform "Dossier" vor. Auch von den Aktivisten der Umwelt-NGO Greenpeace und der Klimabewegung Fridays for Future wurde Seele laut dem Bericht mit den Vorwürfen konfrontiert. Dass die OMV Aktivisten bespitzle, sei den Betroffenen aus geleakten Mails des Konzerns bekannt.

In den internen Nachrichten von Ende Februar ist von einem E-Mail-Verteiler die Rede, der vom Sicherheitsunternehmen Welund täglich bespielt werde und über Tätigkeiten von Aktivisten berichte. Welund wurde in den Mails als "targeted activism intelligence provider" bezeichnet. Zu Welunds Kunden sollen mehrere große Öl- und Gaskonzerne zählen. Im vergangenen Jahr soll auch das Londoner Rathaus mithilfe dieser Firma Klimaaktivisten überwachen haben lassen.

Weiterer Überwachungsverdacht

Weder die OMV noch Welund wollten laut "Dossier" zu den Vorwürfen Stellung nehmen. Es wäre nicht das erste Mal, dass Greenpeace Ziel privater Überwachungsfirmen wird: Bereits 2017 soll Greenpeace in Neuseeland von der Detektei Thompson + Clark überwacht worden sein. Auch in diesem Fall soll die OMV in veröffentlichten Mail-Konversationen aufgetaucht sein, so Greenpeace. Auch Thompson + Clark wollte zu den Vorwürfen nicht Stellung nehmen.

Greenpeace fordert nun Seeles Rücktritt: "Statt sich auf das Ausspionieren der Zivilgesellschaft zu konzentrieren, hätte Rainer Seele die OMV mit einem echten Strategiewandel in einen zukunftsfähigen, klimafreundlichen Konzern umbauen müssen", erklärte die NGO am Mittwoch.

Greenpeace und andere Umwelt- und Klimagruppen deckten in der Vergangenheit Umweltverbrechen auf und zielen in ihrem Protest regelmäßig auf die Verantwortung globaler Konzerne im Mineralölsektor. Im November 2019 kletterten rund 30 Aktivistinnen und Aktivisten auf ein OMV-Schiff in einem neuseeländischen Hafen und rollten ein Transparent mit der Aufschrift "OMV, raus aus Neuseeland" auf. Die Umweltgruppe warf dem Konzern vor, "bereits mehrere Ölunfälle in Neuseeland verursacht" zu haben. (lalo, 14.4.2021)