Die mit Abstand größten Verursacher von Abholzung durch EU-Importe waren dem Bericht zufolge Soja und Palmöl (im Bild: Palmöl-Plantage in Indonesien).

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Brüssel – Die durch EU-Importe verursachte Rodung tropischen Regenwalds ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Dennoch wurde für den Anbau von Soja, Kaffee und anderen Produkten für den Import in die EU zuletzt im Schnitt jährlich Tropenwald von der vierfachen Größe des Bodensees abgeholzt. Die EU liegt damit weltweit auf Platz zwei, zeigen am Mittwoch veröffentlichte Zahlen der Naturschutzorganisation WWF.

Rund 16 Prozent der vom Handel verursachten Abholzung von Tropenwald gingen demnach 2017 auf das Konto von EU-Importen. An der Spitze liegt hier China mit 24 Prozent, hinter der EU folgen Indien (neun) und die USA (sieben Prozent). Insgesamt haben sich die durch EU-Importe verursachten Rodungen von 2005 bis 2017 um 40 Prozent verringert.

Initiative fordert Herkunftskennzeichnung

Die mit Abstand größten Verursacher von Abholzung durch EU-Importe waren demnach Soja und Palmöl, für deren Anbau und Produktion Wälder in Südamerika und Südostasien weichen mussten. Dahinter folgten Rindfleisch, Holzprodukte, Kakao und Kaffee.

"Durch fehlende Herkunftskennzeichnung ist eine Rückverfolgbarkeit kaum möglich, Konsumenten werden zu unfreiwilligen Unterstützern des Raubbaus", kritisierte die österreichische "Bürgerinitiative für ein Lieferkettengesetz" am Mittwoch.

Auch die SPÖ forderte am Mittwoch die Umsetzung des Lieferkettengesetzes, wie es in Deutschland bereits der Fall ist. Das Gesetz verpflichte Konzerne entlang ihrer gesamten Lieferkette zur menschen- und umweltrechtlichen Sorgfalt, einen entsprechenden Antrag habe die SPÖ bereits eingebracht. Dieser sei aber von der Regierungsmehrheit vertagt worden. "Waren, die auf dem europäischen Markt landen, müssen frei von Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung produziert worden sein. Dafür müssen wir Konzerne in die Pflicht nehmen, die mit ihren globalen Lieferketten die Verantwortung tragen", sagte SPÖ-Umweltsprecherin Julia Herr.

Niederlande, Belgien und Dänemark führen in EU

Unter den EU-Ländern wurde der meiste Wald pro Einwohner für Importe in die Niederlande, nach Belgien und Dänemark abgeholzt. In absoluten Zahlen hingegen liegt Deutschland an der Spitze: Im Schnitt wurde für Importe zuletzt pro Jahr eine Waldfläche von 43.700 Hektar gerodet – etwa halb so viel wie die Fläche Berlins. Nach Einwohnern gerechnet liegt Deutschland aber etwa im EU-Schnitt. (APA, red, 14.4.2021)