Dieser Preis für die besten sozialunternehmerischen Ideen des Landes hat über zehn Jahre Tradition: Der "Get Active Social Business Award" sucht seit mehr als einem Jahrzehnt sozialunternehmerische Ideen gegen soziale Schieflagen, um gesellschaftliche Problematiken anzupacken. Coca-Cola lobt dafür jedes Jahr rund 80.000 bis 90.000 Euro aus – heuer sind es sogar 92.000 Euro, die als Startkapital vergeben werden und nicht zurückzuzahlen sind. Das NPO-Kompetenzzentrum der Wiener Wirtschaftsuni und DER STANDARD sind Projektpartner.

Wirtschaftsprofessor Michael Meyer – Experte für Non-Profit-Wirtschaft und Social Entrepreneurship – steht mit vielen anderen Fachleuten den Finalisten des Get Active Social Business Award ein ganzes Wochenende lang zur Verfügung, um die Businesspläne zu entwickeln und die Ideen zu schärfen (hier ein Bild der Workshops aus dem Vorjahr).
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Ab sofort können die Ideen eingereicht werden. Eine Fachjury wählt dann die besten zehn aus, um sie gemeinsam mit den Projektpartnern in Businesspläne zu gießen und weiterzuentwickeln. Danach entscheidet ein gesondertes Fachgremium über die Siegerprojekte.

Social Business ist angekommen

Mittlerweile ist Sozialunternehmertum als Mischung aus Non-Profit-Gedanken bei gleichzeitig möglichst hoher Finanzierung aus laufender eigener unternehmerischer Tätigkeit in Österreich auch gut angekommen. "Social Enterprises/Businesses leisten heute einen wertvollen Beitrag für Wirtschaft und Gesellschaft: Sie schaffen nicht nur Arbeitsplätze und generieren Wertschöpfung, sondern bieten innovative Lösungen für gesellschaftliche und ökologische Herausforderungen wie Umwelt, Klima, Chancengleichheit, und Bildung", zeigte sich Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) anlässlich des aktuell vorliegenden Social Entrepreneurship Monitor Österreich 2020 erfreut. Damit liegt auch erstmals ein Datenwerk über diesen Bereich vor.

"Mit rund 2.300 Social Businesses verfügt Österreich über eine agile Social-Entrepreneurship-Landschaft, die in etwa gleich groß wie die Start-up-Szene ist. Und mit einem Innovationsgrad von über 70 Prozent sowie einem Digitalisierungsgrad von fast fünf Prozent müssen die österreichischen Social Entrepreneurs den internationalen Vergleich nicht scheuen. Dass 56 Prozent der Social Businesses nach Eigendefinition auch Start-ups sind, zeigt, wie wichtig das Feld für unsere Wirtschaft ist.

An Inspiration und großen Vorbildern mangelt es nie bei den Workshops rund um den Get Active Social Business Award. Hier Para-Schwimmer Andreas Onea im Vorjahr beim Vortrag.
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Frauen dominieren als Gründerinnen

Dabei sind fast die Hälfte der Entrepreneure in diesem Feld Frauen, die sonst im Start-up-Sektor stark unterrepräsentiert sind. Schramböck: "Die Corona-Krise zeigt uns deutlich, dass neue Modelle des Wirtschaftens gefragt sind. Im Zentrum stehen Communities und neue Formen der Zusammenarbeit und Unterstützung, viele davon digitalisiert. Hier sind die Social Entrepreneurs Vorreiter und leisten wichtige Beiträge zur Abfederung der Härten in der Corona-Zeit." Schramböck weiter: "Ganz allgemein ist unter den Gründerinnen und Gründern in Österreich ein Change of Mindset zu beobachten. Die Themen nachhaltiges Wirtschaften und gesellschaftliche Verantwortung des Einzelnen motivieren junge Menschen heute viel mehr als noch vor 20 Jahren."

Gleichzeitig sieht sich der Sektor jedoch auch mit Herausforderungen konfrontiert, weiß Studienautorin Constanze Stockhammer. "Die Social Entrepreneurs haben nicht nur mit der mangelnden öffentlichen Sichtbarkeit und Kenntnis ihres Konzepts zu kämpfen, sondern damit verbunden oft auch mit großen Finanzierungsproblemen. Es fehlt der Zugang zu klassischen Geldquellen, aber auch Impact-Investoren und Stiftungsmitteln. Letzteres ist in Deutschland beispielsweise ganz anders." Zur Erhöhung der Sichtbarkeit und klaren Abgrenzung der Zielgruppe sei weiters ein öffentlich wirksames rechtliches Konstrukt erforderlich. "Das könnte ein eigenes Register für Social Enterprises sein, wie es in Dänemark der Fall ist." (Karin Bauer, 16.4.2020)